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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gewöhnt bin, von unlängst gemeuchelt bis urlange mumifiziert, war ich nicht sonderlich erpicht darauf, diese zu inspizieren oder gar aus der Ferne zu betrachten. Ich hielt den Blick gesenkt, bis Selim und Hassan das Bündel wieder zusammenschnürten und auf die Trage hoben. Als Nefret und Ramses zurückkehrten, gewahrte ich, dass ihre Hände und Unterarme rot waren, nicht von Blut, sondern von dem körnigen Sand, mit dem sie sie gereinigt hatte. Sie wirkte vollkommen gefasst – anders als Ramses, dessen Züge nicht so kontrolliert waren wie sonst. Auf mein Anraten nahm er eine mitgebrachte Flasche Alkohol und goss diesen über ihre Hände. Dann setzte sie sich und bat um ein Sandwich.
    Die anderen betrachteten sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Bestürzung. Jumanas Augen schienen riesenhaft in einem Gesicht, das seine gesunde Farbe eingebüßt hatte. »Wie konntest du …?«, jammerte sie.
    »Es ist mein Beruf«, sagte Nefret ruhig. »Kein erstrebenswerter Beruf in Situationen wie dieser, aber das bin ich gewohnt. Ich wusste, dass die Familie keine fachmännische Autopsie billigen würde, und es war meine einzige Chance, die Todesursache des Mannes festzustellen.«
    »Und?«, erkundigte sich Emerson. »Hast du?« Nefret nahm einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche, bevor sie antwortete. »Schädelbruch. Sein Hinterkopf ist … Ich möchte nicht ins Detail gehen.«
    »Danke«, murmelte Cyrus, angeekelt sein Sandwich beäugend.
    »Eine Reihe von Knochenbrüchen«, fuhr Nefret fort. »Ich habe nach einer Kugel oder Messerstichen gesucht, doch es war nicht einfach … Aber auch das möchte ich nicht vertiefen. Die Kopfverletzung reichte schon, um seinen Tod herbeizuführen.«
    »Sturz oder stumpfer Gegenstand?«, forschte ich.
    Nefret zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Ich habe mein Bestes getan, aber ohne die entsprechenden Instrumente –«
    »Ja, sicher«, meinte Emerson.
    Selim kehrte mit der Auskunft zurück, dass Hassan sich mit dem Karren und seiner Fracht auf den Weg gemacht habe, und wir setzten unser Mittagsmahl fort. Daoud stieß bald darauf zu uns. Er hatte die längere Route genommen, da er Klettertouren an einem Seil ablehnte.
    »Befinden sich noch weitere Gräber in diesen Klippen?«, erkundigte sich Bertie und nahm ein weiteres Sandwich.
    »Zweifellos«, erwiderte Ramses. »Wenn dieses Gebiet für die Bestattungen der adligen Damen in der 18. Dynastie gewählt wurde, was wahrscheinlich ist, denn es gibt eine ganze Reihe von bekannten Königinnen, deren Mumien nie entdeckt wurden, und nur der Himmel weiß, wie viele unbekannte Prinzessinnen und Nebenfrauen von Königen.«
    »Gar nicht zu erwähnen die Prinzen«, versetzte Nefret, ihre Augen sprühend vor archäologischer Verve. »Und die Mütter und Schwestern von Königen und –«
    »Die Cousinen und Tanten«, schmunzelte ich, an eines meiner musikalischen Lieblingsstücke von Gilbert und Sullivan erinnert.
    Die anderen quittierten meinen kleinen Scherz mit Schmunzeln und Nicken, außer Emerson, der hingegossen wie eine Statue in eine ungewisse Ferne starrte, und Selim, der immer nervöser wurde.
    »Die Pferde werden nicht weglaufen«, sagte er. »Nicht unsere Pferde. Trotzdem sollten wir sie nicht zu lange unbeaufsichtigt lassen.«
    Emerson sprang auf. »Ganz recht. Ganz recht. Ich werde – äh – es dauert nur eine Minute.«
    Ich hatte damit gerechnet, dass Emerson in dieses verfluchte Grab hinuntersteigen wollte. Ich war nicht die Einzige, die ihn zur Vernunft zu bringen versuchte, aber er wischte alle Einwände beiseite. »Ich will doch nur einen Blick riskieren.«
    »Setz deinen Tropenhelm auf, Emerson«, rief ich ihm nach.
    »Ja, ja«, brummte mein Göttergatte, tat es aber nicht.
    Er begann, das Seil zu erklettern, und bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, bemerkenswert für einen Mann von seiner Statur. Er war noch nicht sehr weit gekommen, als ein lang gezogener, schriller Schrei die Stille durchbrach. Es war kein Tier. Keine ägyptische Kreatur hätte einen solchen Laut von sich gegeben. Emerson ließ das Seil los, sprang zu Boden und schwankte ein wenig, bevor er sein Gleichgewicht wiederfand.
    »Was zum Teufel –«, hub er an.
    »Er ist dort oben.« Ramses reichte seinem Vater die Brille, die er aufgehoben hatte. Jetzt sah ich die Gestalt, oben auf der Klippe. Aufgrund der Entfernung konnte ich keine Details ausmachen, aber sie hopste und hüpfte, schwenkte die Arme und schleuderte die Beine wie in einem grotesk

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