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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zustimmen. »Der Gedanke ist mir gar nicht gekommen«, gestand ich anerkennend. »Eher unwahrscheinlich, dass Jamil im Dorf auftaucht und das Risiko eingeht, sich von einem Mann anschwärzen zu lassen, dem er gedroht hatte.«
    »Er könnte heimlich gekommen sein, in der Nacht, und ein Haus aufgesucht haben, wo ihn zumindest eine Person willkommen heißt«, gab Emerson zu bedenken. Eine kurze, ziemlich unangenehme Pause schloss sich an. Jumana wich nicht von meiner Seite; sie fühlte sich ganz offensichtlich unwohl in ihrem Heimatdorf. Wie hätte es auch anders sein können, denn so wie sie gekleidet war, zog sie neugierige und feindselige Blicke auf sich, vor allem die der anderen Frauen.
    »Meint ihr damit meinen Vater?«, fragte sie. »Ja.« Emerson nickte. »Wie steht er eigentlich zu Jamil?«
    »Ich habe nicht mehr mit meinem Vater geredet, seit er gesagt hat, ich soll sein Haus verlassen und nie mehr zurückkommen.«
    Dem war wenig hinzuzufügen. Ihr harter, abweisender Ton offenbarte mir, dass Mitgefühl nicht erwünscht war.
    »Ich wollte ohnehin mit Yusuf sprechen«, sagte ich. »Sollen wir jetzt zu ihm gehen?«
    Emerson schaute auf seine Taschenuhr und seufzte: »Wir sind spät dran.«
    »Dann schlage ich vor, du gehst schon voraus«, versetzte ich. »Du und Jumana. Nefret und ich werden uns nach seinem Wohlbefinden erkundigen und ihm unsere medizinische Hilfe anbieten. Ramses begleitet uns. Nein, Emerson, so ist es sicher am besten. Du würdest in sein Haus stürmen und den alten Mann bedrängen, bis er alles und jedes eingesteht. Meine Methoden der Befragung –«
    »Ich weiß, wie sie sind«, sagte Emerson mit einem Blick auf meinen Schirm, den ich als Spazierstock benutzte. »Na gut.«
    Er stapfte davon. Jumana warf mir einen dankbaren Blick zu und trottete Emerson nach. Wir anderen gingen den Hügel hinauf zu Yusufs Haus, das zu den schönsten im Dorf gehörte, und während wir dem gewundenen Pfad folgten, vorbei an Mausoleen, Mauerwerk und Müllhaufen, wurde ich den Gedanken nicht los, welch fabelhaftes Terrain dies für ein Versteckspiel wäre – oder für einen Flüchtigen, der jede Biegung des Pfades und jeden verborgenen Grabeingang kannte.
    Unser Auftauchen geschah keineswegs inkognito; wir wussten uns von einer Schar neugieriger Zeitgenossen verfolgt, von denen einige vorausrannten, um unsere Ankunft zu vermelden. Als wir schließlich den Hof vor dem Haus erreichten, erwarteten uns bereits sämtliche Bewohner zum Willkommensgruß. In der Mehrzahl waren es Frauen und Kinder; die Männer, erfahrene Arbeiter wie die meisten von Abdullahs Familienmitgliedern, waren für uns oder für Cyrus tätig.
    Die Gesetze der Höflichkeit verlangten, dass wir Erfrischungen zu uns nahmen und die formellen Begrüßungsfloskeln austauschten, dann erst konnte ich mit meiner Vernehmung beginnen. Als ich mich nach Yusuf erkundigte, reagierte zunächst niemand. Dann sagte Yusufs Hauptfrau Mahira – eine faltige, kleine, alte Dame, die aussah, als würde ein starker Windstoß sie umpusten, von der ich indes wusste, dass sie Lasten tragen konnte, die mich glatt umhauten: »Er ist in der Moschee, Sitt Hakim. Er wird untröstlich sein, dass er dich verpasst hat.«
    »Jetzt ist nicht die Stunde zum Gebet«, merkte Ramses an.
    »Er ist immer im Gebet«, lautete die Antwort. »In der Moschee, hier oder sonstwo. Möchtest du noch etwas Tee, Sitt?«
    Wir verabschiedeten uns höflich und brachen auf.
    »Ich dachte, du wolltest sie nach Jamil fragen«, meinte Nefret auf dem Rückweg über den Hügel.
    »Unwahrscheinlich, dass sie mehr wissen als wir«, erwiderte ich. »Jamils Mutter ist lange tot, und vermutlich sind die Mütter von Yusufs anderen Söhnen insgeheim froh, dass der Lieblingssohn des alten Mannes in Ungnade gefallen ist. Er würde keinen von ihnen um Hilfe bitten.«
    »Ich frage mich, wofür Yusuf betet«, sinnierte Nefret.
    »Dreimal darfst du raten«, sagte Ramses trocken. »Vielleicht sind wir auf dem Holzweg, Mutter. Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass Jamil und Yusuf Analphabeten sind?«
    »Bist du sicher?«
    »Bei Yusuf bin ich ganz sicher. Als Jamil für uns arbeitete, hat er nicht zu erkennen gegeben, ob er lesen und schreiben kann«, räumte Ramses ein, »vielleicht besaß er nur rudimentäre Kenntnisse, und das war ihm peinlich, oder er hat sie inzwischen erworben.«
    Er legte die Hände zusammen und half mir in den Sattel.
    »Auch gut«, seufzte ich, »mehr können wir im Augenblick nicht

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