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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Augenblicklich sah sie aus wie eine gebeugte, alte Frau, mit gesenktem Kopf und schlurfenden Schritten.
    »Ist sie ebenfalls gestürzt?«, erkundigte ich mich. »Nein!« Jumana hob den Kopf, ihre Augen dunkle Seen voller Tragik. »Ich habe Unrecht begangen. Großes Unrecht. Ich wollte weglaufen, aber ich konnte nicht, weil ich wusste, dass ich bestraft werden müsste. Macht mit mir, was immer ihr –«
    »Hör auf zu jammern und setz dich«, sagte ich unwirsch. »Mal wieder irgendwas mit Jamil, vermute ich.
    Nein, ich wünsche keine weiteren Dramen. Emerson, sei jetzt still. Ramses?«
    Er schilderte uns in kurzen Zügen das Vorgefallene;
    und Emersons Mitgefühl für Jumana, das den scharfsichtigen Blick seiner blauen Augen gemildert hatte, wich blankem Zorn.
    »Großer Gott«, erboste er sich. »Er hätte euch umbringen können! Nefret – Ramses – warum habt ihr mich nicht geweckt?«
    »Dafür blieb uns keine Zeit, Vater«, sagte Ramses.
    Damit hatte er gewiss Recht; Emerson braucht mindestens zehn Minuten, bis er seine fünf Sinne beisammen hat, wenn man ihn aus dem Schlaf reißt. Ramses fuhr mit derselben nüchternen Stimme fort: »Ich habe mich verschätzt. Ich hätte Nefret dort nicht allein lassen dürfen.«
    »Hinterher ist man immer schlauer«, räumte ich ein, wohl wissend, dass er zu Selbstvorwürfen neigte, wenn etwas schief ging, ob es nun seine Schuld war oder nicht.
    Offen gestanden trug er häufig die Schuld, aber davon konnte in diesem Fall keine Rede sein.
    Emerson war neben Nefret getreten. Er streckte seine Hand aus und zuckte zurück. »Der Stein hat dich an der Schulter getroffen?«
    »Ja.« Lächelnd drehte sie den Kopf zu ihm und stöhnte auf. »Ich habe ein paar Prellungen, weiter nichts.« Ich räusperte mich. »Dein medizinisches Fachwissen ist erheblich besser als meins, ganz klar, aber wenn du möchtest, dass ich –«
    »Danke, Mutter, aber das ist nicht nötig. Es ist alles in Ordnung«, setzte sie leise hinzu.
    »Na schön«, murmelte ich. »Und was unternehmen wir wegen Jamil?«
    Das bewog Jumana zu einem weiteren Redeschwall, in dem sie schwor, dass sie Jamil nie wieder vertrauen werde, und vorschlug, wir sollten sie ruhig schlagen und bei Wasser und Brot einsperren oder mit dem widerlichen Nuri Said verheiraten, der bei ihrem Vater schon des Öfteren um ihre Hand angehalten habe. Sie verdiene es nicht besser. Sie verdiene das von uns beschlossene Schicksal und werde sich darin fügen.
    Ich hätte sie liebend gern geschüttelt, hielt mich jedoch zurück. Als sie schließlich nach Luft japsend abbrach, schwammen ihre Augen in Tränen. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie zutiefst aufrichtig war, andererseits suhlte sie sich in ihrem Elend.
    »Aber, aber«, sagte Emerson gerührt, »es wird alles wieder gut. Zum Kuckuck, heul nicht.«
    »Wie könnt ihr mir jemals verzeihen?«, schniefte sie, untermalt von dramatischen Schluchzern.
    »Wir haben Jamil eine zweite Chance gegeben. Wie können wir bei dir anders handeln, wo du dich doch lediglich unangebrachter Liebe und Loyalität schuldig gemacht hast?«
    »Ganz recht«, sagte ich, bevor es noch melodramatischer wurde. »Und jetzt, Jumana, solltest du dich wie –
    Na ja, wie Nefret und ich verhalten. Tränen und Selbstvorwürfe sind typisch weibliche Eigenschaften, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Und so etwas dulde ich hier nicht. Du bist – im übertragenen Sinne – so stark wie ein Mann, und deshalb musst du –«
    »Peabody«, sagte Emerson ernst, doch aus seinen blauen Augen blitzte der Schalk.
    »Ja, ganz recht. Ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt, Jumana. Du hast dich töricht verhalten, und ich vertraue darauf, dass du deine Lektion gelernt hast. Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet.
    Hast du eine weitere Verabredung mit Jamil?«
    Ramses antwortete für sie. »Ich bezweifle, dass er diese jetzt noch einhalten wird. Sie war für heute Abend geplant. Wieder in den Ruinen, Jumana?«
    »Ja. Wir haben als Kinder dort gespielt. Aber Ramses hat Recht; er wird nicht kommen, inzwischen glaubt er bestimmt, dass ich ihn verraten habe. Er hat ein weiteres Grab entdeckt. Es ist auf dem Friedhof der Affen. Aber –«
    Sie spähte zu Nefret. »Aber das weißt du ja. Du hast uns belauscht!« In ihrer Stimme schwang ein leiser Vorwurf. »Du kannst froh sein, dass wir das getan haben«, versetzte Ramses. »Jumana, du musst dir nichts vorwerfen.
    Du hast ihm erklärt, dass du nicht für ihn stehlen

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