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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Ich möchte mich erst einmal umsehen, Vandergelt.«
    »Sie sind vergebens gekommen, wenn Sie meinen, ich könnte Ihnen auch nur irgendwas Neues zeigen«, sagte Cyrus mit Grabesstimme, dennoch führte er uns zu einem kleineren Monument. Auf dem Eingangsbogen befanden sich mehrere Reihen mit Hieroglyphen, die Ramses mit Kennerblick inspizierte. Die Katze, die auf seine Schulter geklettert war, beugte sich vor und starrte so intensiv darauf wie er. Ich verspürte nicht übel Lust, sie nach einer Übersetzung zu fragen.
    »Was steht da?«, erkundigte ich mich stattdessen bei Ramses.
    »Es handelt sich um eine Aufforderung an die Besucher, für die Bewunderer der Göttin Amenirdis und für ihren Nachfahren zu beten, der diese Kapelle für sie errichtet hat. O Ihr Lebenden auf Erden … wenn Ihr Eure Kinder liebt und Ihnen Eure Titel, Eure Hoffnungen, Eure Seen und Eure Kanäle überlassen wollt … dann sagt … Das übliche Gebet, das Brot und Bier und alles Schöne und Gute zur Erbauung der Dame erbittet. «
    »Wie reizend!«, entfuhr es mir.
    Ramses musterte mich belustigt. »Eher nicht. Die Dame bittet zwar sehr liebenswürdig, aber die Inschrift endet genau genommen mit einer Drohung. Wenn ein Besucher nicht die richtigen Worte spricht, werden er und seine Gattin von einer Krankheit heimgesucht.«
    Der offene Innenhof, mit Säulen auf beiden Seiten, führte zu einem angeschlossenen Sanktuarium. Zur Rechten dieses Monuments, das zugleich Grabstätte und Totentempel war, standen drei kleinere Kapellen, einer Königin und zwei weiteren Gottesgemahlinnen geweiht. Diese Damen hatten mich schon immer fasziniert, denn ihr Status war höchst ungewöhnlich. Allesamt Königstöchter, waren sie nicht die Gemahlinnen von Königen, sondern die des Gottes Amun, der offenbar seine Manneskraft eingebüßt hatte, anders als in der 18. Dynastie, wo er die Königin in Gestalt ihres Gatten aufgesucht und den Thronfolger gezeugt hatte. Diese Gottesgemahlinnen, die auch den Titel Bewunderinnen des Gottes trugen, bekamen keine Kinder, sondern adoptierten ihre Nachkommen. Es gab praktische politische Erwägungen für diese Taktik; die Spätzeit war eine von Umsturz geprägte Ära; der Thron von Ägypten ging von Pharao über Usurpator zu Eroberer und zurück; viele dieser Männer, die im Norden residierten, schickten königliche Töchter nach Theben, die die regierende Gottesgemahlin beerben und damit Kontinuität und eine gewisse Legitimation erreichen sollten.
    Die Position war ausgesprochen ehrenvoll, die Inhaberin von Luxus und Prestige umgeben; gleichwohl hatte ich mich des Öfteren über diese Frauen gewundert. Zu lebenslangem Zölibat verurteilt, die Freuden der Mutterschaft verwehrt, war ihnen nicht einmal das Vergnügen vergönnt, dies mit Macht zu kompensieren, denn es ist mehr als wahrscheinlich – Männer sind eben Männer –, dass diese Damen schlichtweg Marionetten waren, kontrolliert von dem König und den mächtigen Adligen in Theben.
    Allerdings wäre ich die Letzte, die abstreiten würde, dass das Zölibat Vorteile hat, wenn die Alternative eine Standesehe mit einem ungeliebten Mann ist. Was die Freuden der Mutterschaft angeht … ich spähte zu Ramses, der, in die Inschriften vertieft, weiterschlenderte. Wir benutzten Taschenlampen, da die ummauerte Innenkammer stockfinster war. Das diffuse Licht betonte seine anziehenden Züge und das kleine Lächeln, das seine völlige Versunkenheit bewies. Ja, es war die Sache wert gewesen, auch wenn ich zeitweilig ernsthafte Bedenken gehegt hatte. Allerdings entwickeln sich nicht alle Kinder so prächtig wie er.
    Wir inspizierten die anderen Kapellen, die nicht so gut erhalten waren. Im Boden von einer klaffte ein gezacktes Loch, da man dort die Steinquader entfernt hatte.
    »Verflucht, hier unten ist rein gar nichts«, beschwerte sich Cyrus.
    Emerson maß ihn finster. »Zum Teufel, Vandergelt, ich habe Ihnen doch gesagt, dass die Grabkammern leer sind. Sie setzen die Bodenplatten besser wieder ein, bevor irgendein saublöder Tourist in das Loch fällt.«
    »Vielleicht hat es noch eine weitere Bestattung gegeben«, verteidigte sich Cyrus. »Schließlich gibt es vier Kapellen und fünf Gottesgemahlinnen.«
    »Mehr als fünf«, räumte Ramses ein. Er rasselte die Namen herunter. Sie hatten einen exotischen, beinahe poetischen Klang. »Karomama, Taschakheper, Schepenupet, Amenirdis, Nitokris, Anch-nes-nefer-ib-Re.«
    »Und wo sind die alle?«, erkundigte sich Cyrus. »Und die

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