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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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tun, und spekulieren bringt uns nicht weiter. Vielleicht hat dieser neuere Vorfall Jamil letzthin davon überzeugt, Luxor zu verlassen.«
    Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr Zweifel kamen mir, dass Jamil ein kaltblütiger Mörder sein könnte. Der Angriff auf Nefret war nicht geplant gewesen; er hatte in Panik reagiert, wie ein bedrängtes Tier. Was den Toten in dem Grab anbetraf, so gab es keinen Beweis, dass Jamil irgendeine Schuld traf, genauso wenig wussten wir, wie der Mann überhaupt gestorben war. Vielleicht hatte man ihm eins auf den Schädel gegeben oder ihm einen Stoß versetzt, möglicherweise war es aber auch ein Unfall gewesen. (Wenngleich Letzteres nach meinem Dafürhalten eher unwahrscheinlich war.)
    Der bedenklichste Aspekt der ganzen Geschichte war Jamils Behauptung, dass er ein weiteres Grab entdeckt hätte – nicht weil ich ihm das abnahm, sondern weil ich befürchtete, dass Emerson ihm vorbehaltlos glaubte. Jamil war ein Aufschneider und ein Lügner, und ich vermochte mir durchaus vorzustellen, dass er uns und seine Schwester ins Bockshorn jagen wollte. Nach meiner Auffassung wäre es das Beste gewesen, sein Gerede über die Schluchten in den Westwadis zu ignorieren. Er mochte in seiner Borniertheit glauben, dass er uns abschrecken könnte, wahrscheinlicher aber war, dass er uns dazu bewegen wollte, ihm zu folgen. Und wenn er sich nun zu Eigen gemacht hatte, Leute über Klippen zu katapultieren …
    Bei unserem Eintreffen in Deir el-Medina nahm ich Emerson als Erstes beiseite und weihte ihn in meine Überlegungen ein. Er hörte mir nachdenklich zu, doch sobald ich ihm berichtete, dass eine Unterredung mit Yusuf nicht zustande gekommen sei, winkte er unwirsch ab. »Ich habe ohnehin nicht damit gerechnet, dass ihr irgendwas von ihm erfahren würdet, Peabody. Zum Henker mit ihm und Jamil.«
    Gegen Ende der Woche hatten wir das Gelände vermessen und in Planquadrate unterteilt. Emerson war selbstverständlich der Ansicht, dass er das von unserem Vorgänger erforschte Gebiet erneut freilegen müsse, und dies erwies sich als weiser Entschluss. Wir entdeckten eine Reihe interessanter Objekte, darunter auch einen Korb voller Papyri. Sie waren in einem sehr schlechten Zustand, dennoch leuchteten Ramses’ Augen bei diesem Fund, und er arbeitete mehrere Abende in dem kleinen Labor, das er sich in dem Haus eingerichtet hatte, und restaurierte sie fachmännisch.
    Sennia hatte uns zwei Mal begleitet und sich damit vergnügt, von einem zum anderen zu laufen und jedem zu »helfen«. Nach selbigen Exkursionen zog es Gargery gleich nach unserer Heimkehr ins Bett. Ich erklärte ihm, dass er ihr nicht auf Schritt und Tritt folgen müsse; das Gebiet war umfriedet, Dutzende von Menschen arbeiteten dort, und ich hatte ihr strikt untersagt, auf den Bergen herumzuklettern.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie wissen doch, wie sie ist, Madam, sie verschwindet von einer Sekunde auf die andere, und sie ist überall und nirgends. Was, wenn dieser junge Unhold Jamil ihr auflauern oder sie in eine frisch ausgehobene Grube fallen würde?«
    Ich hielt es für eher wahrscheinlich, dass Gargery ein solches Missgeschick passieren könnte, dennoch ließ er sich nicht umstimmen. Seine selbst auferlegten Pflichten waren noch weitaus komplexer, aufgrund seines Argwohns gegenüber Jumana; für ihn waren wir hoffnungslos naiv, dass wir an ihre Besserung glaubten, und er versuchte sowohl sie als auch Sennia im Auge zu behalten. Wenn Sennia bei uns war, ging es sehr turbulent zu. Und Horus war ein weiterer Störfaktor. Wir konnten ihn nicht zu Hause lassen, da er auf die Hausmädchen losging und die Möbel zerkratzte. Die Entschiedenheit, mit der er Sennia überallhin folgte, führte zu einigen unangenehmen Szenen zwischen ihm und Gargery.
    Die andere Katze war wesentlich umgänglicher. Sie hatte sich bemerkenswert rasch erholt, und nachdem ihr Fell sauber war, entpuppte sie sich als ein recht hübsches Tier, schwarz gefleckt, mit einem geströmten Schwanz; aber auch sie wollte nicht allein zu Hause bleiben. Sie trottete hinter Ramses her und mauzte jämmerlich, wenn er zur Exkavation aufbrach. Ramses duldete nicht, dass sie in einen Käfig eingesperrt wurde, und verschlossene Türen und Fensterläden waren für sie kein Hindernis. Ich hatte keine Ahnung, wie sie entwischen konnte, aber Sennia wartete rasch mit einer Erklärung auf. »Es ist die Große Katze des Re«, verkündete sie. »Sie hat magische Kräfte.«
    Ramses’ Brauen

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