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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Lebensunterhalt, und ihre Frauen und Kinder. Die entdeckten Materialien mit den Hieroglyphen enthielten Arbeitsanweisungen und Vorratslisten und aufschlussreiche Verweise auf familiäre Beziehungen, freundliche und weniger freundliche, die sich über viele Generationen erstreckten. Er war sicher, dass sich noch weitere Papyri finden ließen; einer der Männer hatte berichtet, dass vor Jahren eine ähnliche Kartusche aufgespürt worden sei, unweit der Stelle, wo diese aufgetaucht war. Wenn sein Vater ihn dort graben ließe …
    Er wollte nicht hier sein, aber ihm blieb keine Wahl. Hatte Emerson erst einmal Witterung aufgenommen, dann ließ er sich nicht mehr davon abbringen, und allein durch die Westwadis zu streifen war gefährlich, selbst für einen alten Hasen wie seinen Vater. Überall Trampelpfade, manche flankiert von Steinhaufen, die auf Ruinen frühzeitlicher Hütten deuteten, bewohnt von den Wächtern der Nekropole oder von Arbeitern. Ramses konnte sich nur wundern über Emersons exakte Kenntnis von dem Gelände; er überlegte nicht lange, bevor er in einen abschüssigen Weg bog und der östlichen Kammlinie eines tiefen Wadis folgte. Als er schließlich verharrte, waren sie nur wenige Meter von der Talsenke entfernt, und Ramses sah eine Treppe aus grob behauenen Steinen, die nach unten führte.
    »Ruh dich ein bisschen aus«, sagte Emerson und streifte seinen Rucksack ab. Er zog seine Jacke aus, warf sie zu Boden, setzte sich darauf und kramte seine Pfeife aus der Tasche. Ramses folgte seinem Beispiel, bis auf die Pfeife. Während sein Vater mit seinen Rauchwaren herumhantierte, nutzte er die Gelegenheit, sich umzuschauen und zu orientieren.
    Die letzte halbe Stunde waren sie zügig in südwestliche Richtung marschiert und mussten sich jetzt nahe dem Eingang von einem der Wadis befinden, die sich nördlich der Ebene ausdehnten. Es war nicht der, den sie schon zweimal aufgesucht hatten; die Bodenbeschaffenheit war ganz anders als die auf dem Friedhof der Affen. Es gab reichlich Beweise für frühzeitliche Besiedlungen: mehrere tiefe Schächte, zu auffällig, als dass neuzeitliche Grabräuber sie übersehen hätten, und weitere Überreste altägyptischer Steinhütten.
    Sobald seine Pfeife brannte, öffnete Emerson seinen Rucksack und wühlte darin herum. »Hmph«, sagte er, als wäre ihm schlagartig etwas eingefallen. »Schätze, ich hätte Wasser mitbringen sollen. Bist du durstig, mein Junge?«
    »Ein wenig.« Es war die Untertreibung des Tages; sein Mund war so trocken wie Sandpapier. Er löste seinen eigenen Rucksack. »Ich habe Fatima um ein paar Flaschen Wasser gebeten. Und ein Paket Sandwiches.«
    »Gut mitgedacht. Nein, nein –« Emerson schob die Flasche von sich. »Du zuerst.«
    Ramses nahm einen langen Schluck und beobachtete, mit welch verblüffender Hektik sein Vater den Rucksack durchforstete. Er hatte seinen Tropenhelm beiseite geworfen, und die Sonne brannte auf seinen entblößten, schwarzen Schopf. Seine Pfeife lag neben ihm; sie glühte noch immer, und Ramses fiel eine Geschichte ein, die seine Mutter ihm irgendwann erzählt hatte, über Emerson, der eine glimmende Pfeife in seine Tasche gesteckt hatte.
    Sie hatte das sehr lustig gefunden.
    »Aha«, murmelte Emerson und zerrte eine dicke Papierrolle aus seinem Rucksack. »Hier ist es. Halt dieses Ende fest.«
    Sobald das entrollte Dokument von Steinen beschwert auf dem Boden lag, sagte Emerson: »Ich habe sie vor ein paar Jahren angefertigt. Ziemlich grob, wie du selber sehen kannst.«
    Es war eine Karte von dem Gelände, mit Emersons kühner Handschrift versehen, und obwohl sie offenbar nicht maßstabgetreu war, wurde der Verlauf der Wadis deutlich. Sie ähnelten den Fingern einer Hand, die nach Norden wiesen und tief in das Wüstengebirge vordrangen; unter der flacheren »Handfläche« war ein breiter Eingang, der sich zu der darunter liegenden Ebene hin öffnete. Emerson hatte die einzelnen Wadis mit ihren arabischen Namen beschriftet.
    »Wir sind hier«, fuhr Emerson fort, mit seinem Pfeifenmundstück das Papier malträtierend. »Als Erstes werden wir uns das Tal Siqqet e Zeide ansehen. Hatschepsuts Grab befindet sich am hinteren Ende davon.«
    »Was ist mit diesen Kreuzen?«
    »Flecken, die ich irgendwann inspizieren wollte.«
    »Du hast es nie geschafft?«
    »Es bleibt nicht genug Zeit!« Emerson hob die Stimme.
    »Es ist nie genug, selbst wenn ich zehn Leben hätte!«
    »Nimm ein Sandwich«, sagte Ramses mitfühlend. »Ich weiß, wie

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