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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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el-Medina ansprechen, nahm er sich vor. Vielleicht habe ich es nicht energisch genug versucht. Vielleicht, wenn ich ihm erkläre … Er feilte noch an dem genauen Wortlaut, als er ein sonderbares Geräusch hörte. Hell und hoch wie das Zwitschern eines Vogels, aber ein Singvogel hier im Gebirge?
    Er erhob sich und drehte sich langsam um, maß die Klippen mit zusammengekniffenen Augen. Die Sonne stand hoch und beeinträchtigte die Sicht.
    »Was –«, hub Emerson an.
    »Hör doch.«
    Diesmal vernahm Emerson es auch. Er sprang auf. »Dort.«
    Die Gestalt war zu weit entfernt, um deutlich erkennbar zu sein. Ohne den Blick abzuwenden, kniete er sich hin und nahm seine Brille aus dem Rucksack.
    »Jamil?«, fragte Emerson hoffnungsvoll.
    »Nein.« Ramses fokussierte die schmächtige Gestalt. »Verflucht! Es ist Jumana. Was zum Teufel –«
    Emerson legte die Hände trichterförmig um seinen Mund und stieß einen markerschütternden Schrei aus, dessen Nachhall von herunterprasselndem Geröll begleitet wurde.
    »Hat sie mich gehört?« Er hob seine Jacke auf und schwenkte sie wie ein Banner.
    »Die gesamte westliche Wüstenpopulation hat dich gehört«, erwiderte Ramses. »Sie hat uns gesehen. Sie kommt. Gute Güte, sie wird sich das Genick brechen, wenn sie ihr Tempo nicht drosselt. Komm, wir gehen ihr entgegen.«
    Ihre Sachen zurücklassend, eilten sie den Pfad hinauf, über den sie noch vor kurzem hinuntergestiegen waren. Jumana kletterte noch flinker, schwankte und rutschte, ruderte mit den Armen, um ihr Gleichgewicht zu halten. Ungefähr drei Meter über ihnen hüpfte sie den letzten Abhang hinunter, direkt in Emersons ausgestreckte Arme.
    »Beeilt euch«, keuchte sie. »Schnell. Wir müssen ihn finden.«
    Ihr Gesicht glühte vor Hitze und Erschöpfung. Stirnrunzelnd hielt Emerson sie auf Armeslänge von sich, und Ramses sah, dass sie einen Gürtel trug wie den seiner Mutter, bestückt mit diversen schweren, sperrigen Gegenständen. Identifizieren konnte er indes nur die Wasserflasche.
    »Wen?«, fragte er, denn seinem Vater schien es die Sprache verschlagen zu haben. »Jamil?«
    »Nein.« Sie strich sich ihre Haare aus den Augen. »Ich folgte … ich wusste ja nicht … dass ihr hier seid …« Sie schnappte nach Luft.
    »Verflucht«, zischte Emerson. Er hob sie in seine Arme und fluchte erneut, als ihm etwas – vermutlich die Wasserflasche – in die Rippen stieß. Er trug sie zu der Stelle, wo sie ihre Rucksäcke zurückgelassen hatten, setzte sie auf seine Jacke und bot ihr die Wasserflasche an.
    »Ich hab selber eine«, sagte sie stolz und löste diese von ihrem Gürtel. »Und andere nützliche Dinge. Wie die Sitt Hakim.«
    »Na prima.« Emerson rieb sich seinen Rippenbogen. »Und jetzt erzähl uns, wem du gefolgt bist. Cyrus?«
    »Bertie.« Sie wischte sich ihr Kinn und befestigte die Wasserflasche wieder an ihrem Gürtel. »Ich weiß nicht, wie lange er schon weg war, bis es mir auffiel. Ich fragte einen der Männer; er sagte, er hätte gesehen, wie Bertie sehr zielstrebig über die Landstraße von Deir el-Medina nach –«
    »Woher weißt du, dass er nicht nach Hause wollte?«, wandte Emerson ein.
    »Ohne seinen Vater oder Rais Abu zu informieren? Er hat sich davongestohlen, wie ein Dieb!«
    »Aber warum hier?«
    »Er sprach pausenlos davon, dass er sich wünschte, etwas Phänomenales für Mr Vandergelt aufspüren zu können. Als ihr nicht kamt, haben wir uns gefragt warum, und Mr Vandergelt sagte …« Sie stockte und überlegte, und als sie fortfuhr, waren es Cyrus’ Worte in einer recht guten Imitation seines Akzents. »›… verflucht, er findet besser nicht heraus, dass du hinter seinem Rücken nach Königinnengräbern geforscht hast.‹ Es war ein Scherz, aber –«
    »Hmph, ja«, murmelte Emerson schuldbewusst. »Dieser verrückte kleine Idiot! Du hast keine Spur von ihm entdecken können?«
    »Nein. Ich habe mich umgesehen und gerufen, immer und immer wieder.« Sie erhob sich und glättete ihren Rock. »Wir müssen ihn finden. Vielleicht ist er gestürzt.
    Beeilt euch!«
    »Eine Minute noch!« Emerson überlegte. »Es hat keinen Sinn, ziellos umherzustreifen. Was meinst du, Ramses?«
    Er musste nicht näher ausführen, was er dachte, kannten sie das Gelände doch genauso gut wie er. Kilometerweit nur Felsgestein, Schluchten und Steilhänge, in allen Variationen. In dieser bizarren Bergwelt einen Mann zu lokalisieren würde höllisch schwierig werden, vor allem, wenn er gestürzt und verletzt

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