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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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doch nicht so ungemein attraktiv wäre! Männer mögen zwar behaupten, dass sie Intelligenz und Häuslichkeit an einer Ehefrau schätzen, wenn sie allerdings vor der Wahl stehen zwischen einem schönen Dummchen und einem aufgeweckten hässlichen Entlein, gewinnt die Schöne zumeist das Rennen.
    »Lacau ist noch nicht eingetroffen?«, erkundigte ich mich und setzte mich auf den Stuhl, den Cyrus mir hinschob.
    »Nein.« Cyrus zupfte an seinem Spitzbart. »Ich wünschte, er würde endlich kommen, damit wir es hinter uns bringen. Ich bin so verflixt nervös …«
    »Es ist gut möglich, dass er heute Abend noch keine Entscheidung trifft, Cyrus.«
    »Er kann gar kein endgültiges Urteil abgeben, denn ich habe die zweite Robe noch nicht aufgearbeitet. Sie wird magnifico, mein Wort darauf.«
    Der Sprecher trat zu ihnen und verbeugte sich mit einem schmallippigen Lächeln. Er lächelte häufig, jedoch ohne die Zähne zu zeigen, die, wie ich festgestellt hatte, kariös und ungepflegt waren. Er bezeichnete sich als Italiener, obwohl sein ergrautes Blondhaar und die hellbraunen Augen atypisch für diese Nation waren, und er hielt sich für einen Frauenliebling, trotz der wenig einnehmenden, gedrungenen Statur und seiner Hamsterbacken. Allerdings war er einer der begabtesten, mir bekannten Restauratoren, und seinen Charme zu ertragen, war nur ein kleiner Obolus, gemessen an seinem Verdienst (aber nicht der Einzige, denn Cyrus entlohnte ihn fürstlich).
    Ich erlaubte ihm, meine Hand zu küssen (die ich dann heimlich an meinem Rock abwischte).
    »Guten Abend, Signor Martinelli«, begrüßte ich ihn.
    »Dann ist es also Ihr Vertun, wenn Monsieur Lacau alles für das Museum beansprucht?«
    »Aber, Mrs. Emerson, Sie scherzen!« Er drehte lachend den Kopf weg und griff nach einer weiteren Zigarette, denn er rauchte unentwegt. »Sie gestatten?«
    Ich konnte es ihm schwerlich verbieten, da Emerson seine Pfeife herausgeholt hatte und Cyrus sich ein Zigarillo anzündete. Martinelli fuhr fort, ohne meine Antwort abzuwarten. »Ich glaube von mir behaupten zu dürfen, dass das von mir Geleistete keinem anderen gelungen wäre. Es würde mir ein ausgezeichnetes Renommee verschaffen, aber das habe ich ja längst. Wenn Lacau nur noch eine Woche Geduld hätte, könnte er sich das Ergebnis ansehen.«
    »So bald schon?«, versetzte ich.
    »Ja, ja, ich muss rasch fertig werden. Ich habe andere Verpflichtungen, müssen Sie wissen.«
    Er zwinkerte und griente mir durch die Rauchwolke zu. Eine weitere unangenehme Angewohnheit von ihm war, dass er häufiger auf ein Thema anspielte, das wir nie diskutierten – nämlich die Tatsache, dass Martinelli jahrelang für den weltbesten Kunstschätzedieb gearbeitet hatte, der zufällig auch Emersons Halbbruder war. Sethos, um eines seiner vielen Pseudonyme zu verwenden, war es auch, der Martinelli empfohlen hatte. Ich nahm zwar an, dass mein Schwager sich mittlerweile geläutert hatte, aber sicher war ich mir da nicht, und ich sah wirklich keine Veranlassung, dessen kriminelle Vergangenheit im Beisein Dritter auszubreiten. Deshalb erkundigte ich mich auch nicht nach Signor Martinellis anderen »Verpflichtungen«, obschon mir die Frage auf der Zunge brannte.
    Bevor Martinelli mich weiter aufziehen konnte, kündigte der Diener Monsieur Lacau an. Die überschwängliche Begrüßung gefiel ihm offensichtlich, obwohl sein Augenzwinkern darauf schließen ließ, dass er um die Hintergedanken wusste.
    Zu diesem Zeitpunkt war Lacau Ende vierzig, sein Bart aber schon schlohweiß. Obwohl seit 1914 mit der Position betraut, die schon immer ein Franzose bekleidete, hatte er den Großteil der letzten fünf Jahre mit Kriegsdienst zugebracht. Niemand zweifelte seine Kompetenz an, sodass sein väterliches Aussehen nicht der einzige Grund war, warum er den Spitznamen »Gottvater« trug. Er hatte bereits verdächtig oft erwähnt, dass er die Gesetze zum Verbleib von Artefakten verschärfen wolle. Grundsätzlich lautete die Regel, dass sie je zur Hälfte zwischen Exkavator und den ägyptischen Sammlungen geteilt werden sollten. Der frühere Antikendirektor, Monsieur Maspero, war großzügig gewesen – extrem großzügig nach Meinung vieler – in seiner Vergabe von Kunstschätzen. Der gesamte Grabinhalt des Architekten Kha war an das Turiner Museum gegangen. Aber das hier war eine Königsgruft, und Lacau konnte zu Recht behaupten, dass die Objekte einzigartig seien. Andererseits gab es alles in vierfacher Ausfertigung – Särge,

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