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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und außen mit einem von Signor Martinelli entwickelten Kleber stabilisiert. Sie sehen das Ergebnis, das nach meinem Dafürhalten ganz hervorragend ist.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Lacau. »Wie ich sehe, haben Sie der Versuchung widerstanden, die Damen auszuwickeln«, fuhr er mit einem Nicken zu Nefret fort. »Darin haben Sie, so glaube ich, einige Erfahrung.«
    »Sie ist ausgebildete Ärztin und Chirurgin«, versetzte ich ungehalten. »Keiner könnte besser …«
    »Selbstverständlich würde mir nicht im Traum einfallen, sie ohne Ihre Erlaubnis anzurühren, Monsieur Lacau«, sagte Nefret rasch. »Offen gestanden würde ich ohnedies davon absehen. Die Umhüllungen sind in einem einwandfreien Zustand, und die Mumien haben unangetastet in ihren Sarkophagen geruht – im Gegensatz zu allen anderen königlichen Mumien, die wir kennen. Es wä re fatal, sie zu sezieren.«
    »Starke Argumente, Madame.« Lacau strich sich über den Bart. »Aber was ist mit dem Schmuck, den Amuletten, den Juwelen, die sich zweifellos an den Leichnamen finden lassen?«
    »Wir haben viele wunderschöne Stücke«, wandte Nefret ein. »Und wir wissen nicht, in welchem Zustand die eigentlichen Mumien sind, oder was sich unter diesen Bandagen befindet. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand können wir vermutlich nicht alles Wissenswerte herausfinden, was zukünftige Forscher einmal in Erfahrung bringen werden. Schon allein deshalb sollten wir sie nicht beschädigen.«
    »Ein anrührendes Plädoyer, Madame.« Lacau lächelte väterlich.
    Nefret errötete, blieb aber unbeirrt. »Ich würde sie gerne einer Röntgenuntersuchung unterziehen.«
    »Das Museum hat nicht die entsprechende Ausstattung.«
    »Aber ich … das heißt, mein Krankenhaus in Kairo.
    Mr. Grafton Elliot Smith hat die Mumie von Thutmosis IV. in eine Privatklinik bringen lassen, um sie dort durchleuchten zu lassen. Sie erinnern sich?«
    »Ja, mit einem Taxi. Irgendwie stillos und unpassend.«
    »Wir könnten professioneller vorgehen«, ereiferte sich Nefret. »Mit einem richtigen Krankenw…«
    »Nun ja, ein interessanter Vorschlag. Ich werde darü ber nachdenken.«
    Nefret dankte ihm für die wohlwollende Berücksichtigung. Sie war es gewöhnt, unterschätzt zu werden von gewissen Männern – von den meisten Männern, würde ich behaupten, wäre das nicht eine ungerechte Verallgemeinerung. (Ob gerecht oder ungerecht, das zu beurteilen überlasse ich den werten Lesern.)
    Lacau inspizierte das Labor, aber nicht lange; ein Potpourri übelster Gerüche dokumentierte, dass Martinelli mit diversen Chemikalien an mehreren Leinen- und Holzproben experimentierte. Dann zeigte Cyrus stolz »seine« Aufzeichnungen und räumte großzügig ein, dass sie das Resultat unserer gemeinsamen Arbeit seien. Sie waren beispielhaft – Fotos, Pläne, Skizzen, detaillierte Niederschriften – mit Register und Inhaltsverzeichnis. Schließlich warfen wir noch einen letzten Blick in die Ausstellungsräume.
    »Ich stelle fest, dass ich mir in dieser Sache einige Gedanken machen muss«, sagte Lacau mit einem gönnerhaften Blick auf die Umstehenden. »Ich möchte die Objekte umgehend ausstellen, und das wirft natürlich die Frage des Raumbedarfs auf. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel ist.«
    Cyrus machte ein langes Gesicht, was Lacau nicht zu bemerken schien. Er fuhr fort: »Und jetzt wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend, meine Freunde. Ich danke Ihnen für Ihre großzügige Gastfreundschaft und für einen überaus erstaunlichen Fund.«
    Nachdem wir ihn hinausbegleitet hatten, versuchten wir, Cyrus aufzubauen, der das Schlimmste hinter Lacaus Äußerung vermutete.
    »Er kann nicht alles für sich beanspruchen«, schnaubte Emerson. »Malen Sie nicht gleich den Teufel an die Wand, Vandergelt! Verflucht, er schuldet Ihnen was für Ihren Einsatz und Ihre Ausgaben, ganz zu schweigen von Berties Finderlohn.«
    »Ich dachte, Sie stützten die These, dass alle bedeutenden Artefakte in Ägypten bleiben sollen«, murmelte Cyrus verblüfft. »Sie haben dem Museum den gesamten Inhalt aus Tetischeris Grabkammer übereignet.«
    »Keine einfache Problematik.« Emerson fischte seine Pfeife aus der Jackentasche. »Archäologen und Sammler haben das Land Jahrzehnte lang seiner Kunstschätze beraubt, und die Ägypter hatten keine Lobby. Mit den zu nehmenden nationalistischen Strömungen …«
    »Ja, aber was ist mit dem Erhalt der Objekte?«, erzürnte sich Cyrus. »Das Museum hat weder die Möglichkeiten noch

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