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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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käme?
    Martinelli, der sich noch nicht entsprechend gewürdigt fand, wies Lacau auf ein Kleidungsstück hin, ausgebreitet auf einem langen Tisch. Der gesamte Stoff war mit Perlen und schimmernden Goldmünzen bestickt. Eine Glasplatte auf zwanzig Zentimeter hohen Stahlverstrebungen schütz te es vor Staub und Luftzug.
    »Das ist zweifellos mein Meisterstück«, sagte er ohne falsche Bescheidenheit. »Es war mehrfach gefaltet und der Stoff so mürbe, dass ein Atemhauch den Zerfall herbeigeführt hätte. Ich habe jede Stofflage mit einer von mir selbst entwickelten Chemikalie stabilisiert, bevor ich mich der nächsten zuwandte. Nein, Monsieur!«, als Lacau seine Hand ausstreckte. »Nicht berühren! Ich arbeite weiterhin an einer Methode, wie ich es dauerhaft präparieren kann. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es für einen Transport stabilisieren kann.«
    Lacaus Blick ruhte begehrlich auf dem Kleidungsstück, einer Robe aus feinstem, fast durchschimmerndem Leinen, an Saum und Kragen mit breiten, erlesenen Perlenbändern gesäumt. Er würde es bestimmt für sich beanspruchen, denn das Museum hatte nichts Vergleichbares zu bieten – genauso wenig wie alle anderen Museen weltweit.
    »Vielleicht weiß Mr. Lucas eine Lösung«, meinte Lacau und fügte, vermutlich zu Martinellis Aufklärung, hinzu, »er ist der hiesige Chemiker.«
    »Ich weiß, wer er ist«, zischte der Italiener so abfällig, dass er sogar seine widerlichen Zähne entblößte. »Er kann Martinelli nicht das Wasser reichen, Monsieur.« Gottvater torpedierte ihn mit einem vernichtenden Blick, und ich beeilte mich, die Wogen zu glätten. »In den Truhen liegen noch ähnliche Gewänder, Monsieur Lacau. Signor Martinelli hat nahezu einen ganzen Monat auf diese Robe verwendet. Sollte das Schlimmste eintreten, kann das Kleidungsstück rekonstruiert werden.
    Wir verfügen über zahlreiche Fotos, und in einigen Wochen werden wir hoffentlich eine exakte Farbskala von diesem und etlichen anderen Objekten haben.«
    »Wer macht sie?«, wollte der Direktor wissen. »Mr. Carter?«
    »David Todros. Er trifft nächste Woche mit unserer übrigen Familie ein, und ich weiß, er interessiert sich brennend für diese Aufgabe. Sie erinnern sich sicherlich an ihn?«
    »Ach ja. Der ägyptische Junge, der früher für einen bekannten Betrüger hier in Luxor Antiquitäten fälschte?«
    »Inzwischen ist er ausgebildeter Ägyptologe und ein begnadeter Künstler«, versetzte Emerson, der sich bis zu diesem Zeitpunkt recht gut unter Kontrolle hatte, auch wenn ihm Lacaus herablassender Ton nicht verborgen blieb. »Er ist mit der Tochter meines Bruders verheiratet, falls dies Ihrer werten Aufmerksamkeit entgangen ist.«
    »Sie können sich in der Tat glücklich schätzen, dass Sie so viele Fachleute in Ihrem Stab haben«, sagte Lacau irgendwie hölzern. Er wandte sich Ramses zu. »Wie kommen Sie mit dem schriftlichen Material voran?«
    »Wie Sie wissen, Sir, war es nicht viel«, antwortete Ramses. »Nur die Inschriften auf den Sarkophagen und die eine oder andere Anmerkung auf den Truhen und Kisten. Die Kopien der Totenbücher bedürfen einer sorgfältigen Durchsicht. Leider hatte ich noch nicht die Zeit, mich ausführlich damit zu beschäftigen.«
    »Die Ankunft Ihres Onkels ist Ihnen zweifellos willkommen«, räumte Lacau ein.
    Er meinte Walter, allerdings entnahm ich Ramses’ unwillkürlichem Zusammenzucken, dass er an seinen anderen Onkel dachte. Ich hoffte nur, dass Sethos nicht auf die Idee käme, uns einen Besuch abzustatten. Er schneite gerne unangemeldet bei uns herein. Ich hatte über mehrere Monate nichts von ihm gehört, wusste aber, dass er in Deutschland gewesen war. Vermutlich arbeitete er dort für den Geheimdienst. Seit Kriegsbeginn hatte er zu den englischen Topagenten gehört, und nach meinem Kenn tnisstand war er immer noch im Geschäft.
    Mit ungebleichten Baumwollstreifen umwickelt und in schlichte Holzkisten gebettet, lagen in einer Ecke des Raums die Besitzer all jenes Prunks aufgereiht. Nur wer unempfänglich für das Mysterium des Todes ist, würde jenen mumifizierten Gestalten die stumme Reverenz versagen. Monsieur Lacau blieb völlig unbewegt.
    »Sie haben sie aus den Särgen genommen«, befand er stirnrunzelnd.
    Ich übernahm es, auf die schnöde und ungerechtfertigte Kritik zu reagieren. »Es musste sein, Monsieur. Das Holz, aus dem drei der Särge gefertigt sind, war morsch und viele Intarsien lose. Bevor sie angehoben werden konnten, wurden sie innen

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