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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dieses Lachen, das häufig in Tränen mündet, von daher war ich erleichtert, als die Tür aufsprang und Ramses hereinspähte. »Was …«, setzte er an.
    »Er hat gefragt, wer ihn entkleidet hat«, japste Nefret. Sie sank in Ramses’ Arme, ihr Gesicht tränenüberströmt.
    »Ich war’s, Selim«, sagte Ramses über ihre Schulter hinweg. Seine Stimme war fest, doch in seinen dunklen Augen blitzte der Schalk. »Mit dir sei Friede und die Gnade und der Segen Gottes, mein Freund.«
    »Keine Spritze«, hauchte Selim.
    »Nicht, wenn du ein folgsamer Patient bist«, erwiderte Ramses. »Schlaf jetzt.«
    Selim kniff die Lider zusammen. Ich blickte zu Kadija. Sie lächelte ihr bezauberndes, liebenswertes Lächeln und nickte. Ich stellte fest, dass Selims rasierter Kopf unter dem Verband grün war.

    Wir hatten ein richtiges Fest, denn selbst Nefret äußerte sich zurückhaltend optimistisch über ihren Patienten. Sie wirkte erschöpft, aber glücklich, die violetten Ringe unter ihren Augen unterstrichen deren Blau. »Es besteht immer die Gefahr eines Rückfalls, aber seine Genesungsfähigkeit ist erstaunlich. Wenn ich an Wunder glauben würde …«
    »Wunder, dass ich nicht lache«, blaffte Emerson. »Es waren deine Fähigkeiten, die ihn gerettet haben. Gut gemacht, mein liebes Mädchen.«
    »Einfach fabelhaft«, bekräftigte Katherine. »Ich habe heute Morgen Depeschen verschickt, dass wir unsere Soiree verschieben.«
    »Richtig. Wie könnten wir eine Soiree feiern, ohne dass Selim mit den Damen Walzer tanzt?« Cyrus lachte. »Wir werden eine Riesenparty veranstalten, sobald er wieder gesund ist – und der Schurke, der ihn umbringen wollte, tot oder hinter Gittern.«
    »Meinen Sie wirklich, dass Selim das angepeilte Opfer war?«, erkundigte sich Sethos.
    Dieselbe Frage hatte ich mir freilich auch schon gestellt. »Etliche Leute wussten, dass Selim das Automobil zur Fantasia fahren wollte«, gab ich zu bedenken. »Trotzdem hatte der Missetäter keine Gewissheit, ob Emerson nicht doch noch darauf beharren würde, das Vehikel selber zu steuern.«
    »Der Übeltäter, der das Boot manipulierte, konnte sich ebenfalls nicht sicher sein, wen er letztlich damit treffen würde«, überlegte Ramses laut. »Hinter all dem steckt so viel Schludrigkeit, dass es zum Himmel schreit. Als Mörder ist der Bursche jedenfalls ein Stümper.«
    Fatima nahte mit einer weiteren Platte ihres berühmten Lammragouts mit Reis. Sethos lehnte sich zurück und faltete die Hände über seinem Waschbrettbauch. »Danke, Fatima, aber ich hab schon viel zu viel gegessen. Ich werde zu dick, wenn ich noch länger hier bleibe.«
    »Wie lange gedenkst du zu bleiben?«, erkundigte ich mich. Maryam, die schweigend gegessen hatte, hob den Kopf.
    »Bis ihr euren Widersacher aufgespürt habt«, war die Antwort. »Ihr seid weitaus weniger effizient als sonst. Wo liegt das Problem? Ich hätte erwartet, dass Amelia längst mit einem oder mehreren Verdächtigen herausrückt.«
    »Die Crux ist, dass wir nicht wissen, welche Vorkommnisse von Bedeutung sind und was Unfall oder Zufall war«, erregte ich mich.
    »Es ist, wie wenn man das Originalmuster in einem Berg loser Perlen finden muss«, setzte David hinzu. »Manche gehören eben zu einem anderen Schmuckstück.«
    Sethos’ eigentümlich getönte Augen maßen ihn. »Ein interessanter Vergleich. Du bist doch ein geübter Restaurator, David; wie gehst du vor, wenn du nicht zusammengehörige Elemente aussortieren sollst?«
    »Ich lege sie auf einem Tisch aus, inspiziere sie und probiere Verschiedenes aus«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Mit zunehmender Erfahrung bekommt man einen Instinkt für solche Dinge.«
    »Wie Amelias Instinkt für Verbrechen«, warf Walter aufgeregt ein. »Und – äh – der von – äh …«
    »Mir?« Sethos zog die Brauen hoch. »Du vergisst, Walter, dass ich mehr Verbrechen begangen als aufgeklärt habe. Gleichwohl habe ich nicht vor, euch schmählich im Stich zu lassen.«
    Emerson stöhnte auf.

    Selims Zustand stabilisierte sich. Er durfte sich für einen kurzen Zeitraum aufsetzen, und sein Appetit war gut – zumal keiner, nicht einmal Daoud, die Mengen hätte vertilgen können, die Fatima ihm aufdrängte. Er sah bemitleidenswert aus mit seinen vielen Pflastern und dem Verbandsturban auf seinem rasierten Schädel; zum Glück war sein geliebter Bart noch da, und das schien ihn besonders zu freuen. Anfangs redete er noch etwas schleppend, was ihn jedoch nicht daran hinderte,

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