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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Wahl des Tisches, und als der Kellner hinzueilte, um ihre Bestellung aufzunehmen, sagte er: »Heute Abend nichts, Habib. Aber du bekommst Bakschisch, wenn du dem Bruder der Dämonen erzählst, was du mir berichtet hast.«
    »Über den italienischen Herrn und die Dame?«, fragte Habib mit einem freundlichen Nicken zu Ramses. Er hielt eine schmale dunkle Hand hin.
    Sie besuchten noch zwei weitere Hotels, das Savoy und das Grand Hotel an der Straße nach Karnak, und bekamen dieselbe Geschichte aufgetischt, allerdings eine andere Beschreibung der »Dame«. In letzterem Etablissement bestellte Sethos Whisky und forderte Ramses zu einer Stellungnahme auf.
    »Eine tizianrot, eine dunkel, eine blond«, resümierte Ramses. Ein Windhauch raschelte im Geäst über ihren Köpfen. »Martinelli war wirklich ein Weiberheld.«
    »Ach komm.« Sethos grinste.
    »Ein und dieselbe Frau?«
    »Er hatte Damenbekanntschaften, aber nicht hier. Ich habe sie bereits unter die Lupe genommen, eine ziemlich widerwärtige Spezies. Diese hier war anders. Eine Dame, elegant gekleidet, zurückhaltend und sehr vornehm. Bis auf die Haare war die Beschreibung immer identisch. Ungefähr einen Meter sechzig groß, schlank, jung.«
    »Keiner der Kellner hat sie wiedererkannt?«
    »Sie beteuern alle, sie vorher noch nie gesehen zu haben. Aber ich denke, du kennst sie.«
    »Hathor?« Ramses überlegte. »Die Beschreibung als solche passt.«
    »Es muss dieselbe Frau sein. Das ist die Verbindung zwischen zwei scheinbar unzusammenhängenden Teilen des Rasters, und es erklärt, wie Martinelli in den Tod gelockt wurde. Er wäre der Frau überallhin gefolgt.«
    Ramses raufte sich die Haare. Es war spät geworden, und er war müde, doch jetzt ließen sich noch einige andere Teilaspekte plausibel erklären. »Um sie zu beeindrucken, hat er sich den Schmuck ›geliehen‹. Dann hat er ihr diesen angeboten, vielleicht im Austausch für irgendwelche Gunstbezeugungen, die sie ihm verwehrt hatte. Allerdings hatte er zu keiner Zeit die Absicht, so einen hohen Preis zu zahlen. Das hätte das Ende seiner lukrativen Zusammenarbeit mit Cyrus bedeutet, und zudem wäre ihm die Polizei auf den Pelz gerückt. Was für ein dreckiges kleines Schwein er doch war.«
    Sethos hob sein Glas und stellte es gedankenverloren wieder ab. »Ein Moralist würde sagen, er hat bekommen, was er verdiente. Sie erklärte sich bereit, ihre Gunst zu verkaufen, wollte ihren Teil der Abmachung aber genauso wenig einhalten wie er seinen. Er folgte ihr, zu blind vor Verlangen, um sich zu fragen, warum sie ihn in einen entlegenen Teil von Luxor führte; und in einer dunklen, schmutzigen Gasse ereilte ihn sein Schicksal, wie Amelia sich ausdrücken würde. Vermutlich war er tot, bevor er noch wusste, wie ihm geschah.«
    »Sie warfen ihn über einen Esel und brachten ihn in die Wüste.« Ramses setzte die Geschichte fort. »Sie nahmen den Schmuck und auch sonst alles, was ihn hätte identifizieren können, und überließen ihn den Schakalen.«
    »Es war so einfach, wie wenn man einem Kind ein Bonbon wegnimmt«, sagte Sethos ungerührt. Es klang fast bewundernd. »Wirklich brillant eingefädelt. Man brauchte den armen Kerl nur anzuschauen, um zu wissen, dass er keinen Erfolg bei dem von ihm favorisierten Frauentyp hatte. Eine Frau mit Geschmack hätte ihn nicht einmal mit einem Brecheisen angefasst. Er war ein Versager, und sie hat ihn ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.«
    »Warum? Wenn sie es nun auf den Schatz der Prinzessinnen abgesehen hat …« Er fragte sich, wieso er darauf nicht eher gekommen war. »Könnte das sein?«
    »Was fragst du mich? Ich bin geläutert«, erwiderte sein Onkel scheinheilig. »Wenn ich dahinter her wäre – stier mich nicht so an, ich bin’s nicht –, würde ich nicht so stümperhaft vorgehen. Ich würde bestimmt nicht mit planlosen Attacken arbeiten; diese haben lediglich bewirkt, dass ihr auf dem Quivive seid. Nein. Ich würde auf Zeit spielen, euch in falscher Sicherheit wiegen und dann zuschlagen. Ich könnte binnen einer Minute in diesen verriegelten Raum eindringen und mit einem Dutzend gut gedrillter Schurken alles ausräumen, und noch vor dem Morgengrauen wäre ich aus Luxor verschwunden.«
    »Da halte ich jede Wette«, knurrte Ramses.
    »Eine reizvolle Herausforderung«, sinnierte Sethos. Er lehnte sich zurück, zündete sich eine Zigarette an. Sein Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an. »Der Transport ist vorher geklärt … bereitwilliger Einlass ins

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