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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Nachmittagszug nach Luxor nehmen. Mmmh. Dann hätten sie nur wenige Stunden an diesem verfluchten Ort. Ich frage mich …« Frustriert schüttelte er den Kopf. »Zwecklos zu spekulieren oder ihnen zu folgen. Wenn der Zug nach Norden pünktlich ist, sind sie auf dem Rückweg, wenn wir dort eintreffen.«
    »Wie kannst du so ruhig bleiben? Macht dich das denn nicht wütend?«
    »Ich stand kurz davor«, räumte Emerson ein. »Aber eigentlich sollten mir Peabodys kleine Tricksereien vertraut sein. Wir spielen dieses Spiel schon seit Jahren, jeder versucht, der Erste zu sein bei der Lösung eines Falles. Es macht ihr höllischen Spaß, weißt du.«
    »Dann können wir nur warten«, sagte Nefret resigniert.
    »Das sehe ich auch so. Ich werde noch ein paar Stunden arbeiten. Benachrichtige mich, wenn sie auftauchen.«
    Nisrin steckte verstohlen den Kopf durch die Tür. Emerson, der sie unvermittelt bemerkte, lächelte freundlich. Dadurch ermutigt, wagte sie sich ins Freie. »Nur Misur, ein Patient ist gekommen. Und eine Nachricht.«
    »Von Ramses?«, fragte Emerson erwartungsvoll.
    »Nein.« Die geschwungene, verschnörkelte Handschrift war ihnen unbekannt. Nefret riss den Umschlag auf. »Sie ist von Dr. Khattab – dem Leibarzt von Mrs. Fitzroyce. Justin ist krank. Er fragt, ob ich mir den Jungen einmal ansehen kann.«
    »Ich begleite dich.«
    »Unsinn«, wehrte Nefret ab. »Was soll mir schon passieren, mitten am Tag, umgeben von zig Passanten? Ich kümmere mich kurz um meinen Patienten – vermutlich ist es wieder dieser alte Hypochonder Abdulhamid, der noch eine Flasche Zuckerwasser haben will – und bin in ein paar Stunden zurück.«
    Bei der Überfahrt nach Luxor war sie schon merklich ruhiger. Ramses konnte nicht ernsthaft in Schwierigkeiten stecken; das würde sie wissen, sie hatte immer gespürt, wenn ihm Gefahr drohte. Bei seiner Rückkehr würde sie ein paar Takte mit ihm reden, von wegen Wortbruch und Vertrauensmissbrauch; dennoch konnte sie ihm nicht böse sein. Seine Mutter war die treibende Kraft, unausweichlich wie ein Sandsturm.
    Als Nefret sich der Isis näherte, fiel ihr die ungewohnte Hektik auf. Sie schloss daraus, dass die Dahabije startklar gemacht werden sollte. Der Arzt erwartete sie am Ende des Landungsstegs, seine Kopfbedeckung in der Hand. Seine Weste war diesmal besonders prächtig, mit schimmernden Goldfäden durchwirkt. »Gnädige Frau, gut, dass Sie kommen.« Er packte ihre Hand und wollte diese küssen, doch Nefret zog sie rasch weg.
    »Was hat er denn?«, wollte sie wissen.
    »Fieber.« Das breite Lächeln, mit dem er sie begrüßt hatte, wich einem besorgten Stirnrunzeln. »Ich habe erfolglos versucht, es zu senken. Unsere Abreise steht unmittelbar bevor, wie Sie zweifellos bemerkt haben, allerdings werden wir bis Kairo mehrere Tage brauchen, und meine Herrin möchte dem Jungen zuvor noch jegliche medizinische Fürsorge angedeihen lassen, die …«
    Sie fiel ihm ins Wort. »Dann lassen Sie uns nicht lang hier herumreden. Bringen Sie mich zu ihm.«
    »Aber gewiss doch. Kommen Sie.«
    Er deutete auf den dämmrigen Gang, der zwischen den Kabinen zum Salon führte. Sämtliche Türen waren geschlossen, sodass lediglich Licht von dem offenen Eingang einfiel, wo sie standen.
    »Nach Ihnen.« Der Mediziner verbeugte sich. »Es ist die letzte Tür rechts.«
    Sein riesiger Schatten glitt über sie, und eine Hand fasste ihren Ellbogen, wie um sie zu führen. Er ging dicht hinter ihr, sie hörte seinen beschleunigten Atem und blieb stehen, widerstand dem Druck auf ihren Arm, von einer plötzlichen Panik erfasst. Zu spät. Er packte sie, presste ihr die Arme an den Körper und hielt ihr den Mund zu. Sie wehrte sich, vermochte seiner Umklammerung jedoch nicht zu entkommen. Sein massiger Körper war so unempfindlich gegen Schläge wie ein Federbett, seine feiste Hand bedeckte schonungslos die eine Hälfte ihres Gesichts. Sie trat nach ihm. Schmerz flammte in ihrem Fußknöchel auf, als sie ihm die Ferse ins Schienbein rammte, worauf er ihr wütend aufjaulend die Nase zukniff. Nefret bekam keine Luft mehr. Ihr wurde schwarz vor Augen, die Beine gaben unter ihr nach. Als er die Hand von ihrem Gesicht nahm, japste sie nach Luft, unterdessen öffnete er eine der Türen und stieß sie in die Kajüte. Sie traf auf Händen und Knien auf. Die Tür knallte zu, und sie blieb in völliger Dunkelheit zurück.
    Nefret rollte sich auf den Rücken und verharrte eine Weile reglos, während sie mit ihrem Atem kämpfte und

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