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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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die Zweige. Aus Erfahrung wusste ich, dass es, von Nahem betrachtet, weniger pittoresk als hässlich anmutete, und so war es auch. Das Dorf sah genauso aus wie Dutzende andere: die immer gleichen, flachen Ziegelhäuser; im Schmutz pickende Hühner und Tauben; Scharen von Kindern, die bettelnd auf uns zuschossen; überall in Schwarz gehüllte Frauen, die Getreide zerstampften oder Teig kneteten oder uns neugierig anstarrten.
    Indes waren diese Kinder gut genährt und ohne Augeninfektionen. Selbst die Hunde schienen nicht so ausgemergelt wie anderswo. Und es gab weitere Anzeichen des Wohlstands: reihenweise schmucke Wassergefäße vor der Tür des Töpfers, etliche zwischen den Palmstämmen gespannte Garne, an denen fleißige Weber arbeiteten. Ich überließ Ramses die Kinder, denen er Bakschisch versprach, viel Bakschisch, wenn sie uns zu dem Haus des von uns gesuchten Mannes führten.
    Wir waren nur ein kurzes Stück durch die enge Gasse gelaufen, als ein Mann auf uns zueilte, seine Arme ausgebreitet, das Gesicht strahlend, als begrüßte er alte Freunde. Er war jung und gut gekleidet, wenn auch ein bisschen aus der Form gegangen.
    »Allah sei mit dir, Bruder der Dämonen!«, rief er und warf die Arme um Ramses. »Willkommen. Schön, dich wieder zu sehen!«
    »Hallo, Musa.« Ramses befreite sich ziemlich unsanft. »Dies ist …«
    »Aber, aber, wer würde die Sitt Hakim nicht kennen!« Der Bursche plumpste zu Boden und küsste meine staubigen Stiefel. »Es ist mir eine Ehre. Mein Herr hat von eurem Kommen erfahren, er erwartet euch bereits sehnsüchtig.«
    Er scheuchte unser halbwüchsiges Gefolge kurzerhand weg, und zu meiner Verblüffung verschwanden sie widerspruchslos. Das Haus, zu dem er uns führte, war aus Kalksandstein erbaut – vermutlich aus den Trümmern antiker Monumente – und von Bäumen und einem hübschen, kleinen Garten umgeben. In der Mandara, dem Empfangsraum, einem gemütlichen Salon mit niedrigen Tischen und einem gepolsterten Diwan, wartete el-Gharbi bereits.
    Ich hatte schon viel von ihm gehört, ihn aber bislang noch nicht persönlich kennen gelernt. Statt Frauenkleidung und kostbarem Schmuck trug er einen schlichten blauseidenen Kaftan mit passendem Turban, sein rundes, dunkles Gesicht war sorgfältig geschminkt. Kajal umrahmte seine Augen, Lippen und Wangen waren mit Henna betont. Eine süße, aufdringliche Parfümwolke umwehte ihn.
    »Steh nicht auf«, sagte ich, als ich erschrocken feststellte, wie er sich abmühte.
    Ich hatte Englisch gesprochen. Er verstand mich, antwortete aber in Arabisch. »Die Sitt Hakim ist zu liebenswürdig zu mir. Tja, ich bin alt geworden und noch fetter als früher.« Er klatschte in die Hände, und Musa trollte sich. »Bitte, setzt euch doch«, fuhr der Zuhälter fort. »Wir trinken zusammen Tee. Ihr ehrt mich mit eurem Besuch, du und dein berühmter Sohn. Schön wie eh und je, das sehe ich.«
    Seine Schmeicheleien galten nicht mir, sondern Ramses, der gleichmütig erwiderte: »Und du bist so erfolgreich wie früher. Das Dorf scheint richtig aufzublühen.«
    El-Gharbi rollte die Augen und musterte ihn scheinheilig. »Ich kann Kinder nicht hungern, die Alten und Kranken nicht qualvoll sterben sehen. Ich habe geholfen – ja, ich habe ein wenig geholfen. Vor dem Tod muss man seinen Frieden mit Gott machen und für seine Sünden büßen.«
    Wir beide verkniffen uns die schroffe Bemerkung, dass er einen ziemlichen Bußkatalog würde absolvieren müssen, gleichwohl ahnte er dergleichen. Seine schwarzen Augen zwinkerten, seine massige Gestalt erzitterte unter lautlosem Gelächter. »Steht nicht geschrieben: Wer Gutes tut und gläubig ist, Mann oder Frau, der wird im Paradies Einkehr halten? «
    Das Zitat war korrekt, und sein Glaube nicht der einzige, der die Erlösung eines notorischen Sünders verspricht. Der Koran jedenfalls verlangt gute Taten statt eines verzweifelt gemurmelten Glaubensbekenntnisses in letzter Sekunde.
    Musa kam zurück, begleitet von mehreren anderen Dienern mit Tabletts. Allesamt Männer, alle jung und fesch. Tee wurde herumgereicht und frisches Brot angeboten, unterdessen machte el-Gharbi höfliche Konversation. »Und deine bezaubernde Gattin ist wohlauf? Möge Allah sie beschützen. Und der Vater der Flüche? Ach, er war so großzügig zu mir! Das Automobil, das ich ihm vor Jahren – äh – besorgt habe, war doch in Ordnung, oder? Und die gefälschten Papiere? Ich war so froh, ihm diese kleinen Dienste erweisen zu dürfen. Möge Allah

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