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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ihn beschützen!«
    Sein Redeschwall hatte etwas Aufgesetztes, gleichwohl wäre es unhöflich gewesen, ihn zu unterbrechen. Schließlich fragte er uns, ob wir bleiben und mit ihm zu Abend essen wollten. »Musa soll euch das Dorf zeigen. Es wird euch bestimmt gefallen.«
    »Sehr liebenswürdig, aber ich fürchte, wir können nicht bleiben«, wandte ich ein. »Wir müssen noch heute Abend zurück nach Luxor. Ich wollte dir nur eine Frage stellen.«
    »Nur eine Frage? Der weite Weg für eine einzige Frage?« Er legte seine feisten Hände auf die Knie und nickte begütigend. »Ich stehe dir zu Diensten, Sitt Hakim. Was wolltest du mich fragen?«
    Jetzt da der Augenblick gekommen war, fiel es mir schwer, mich zu artikulieren. Ramses wie auch der Zuhälter fixierten mich durchdringend.
    »Du hast uns einmal eine Warnung zukommen lassen«, fing ich an. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du gesagt, dass auch die junge Schlange … ähm …«
    »Giftzähne hat. Ich erinnere mich, Sitt. Hoffentlich kam die Warnung rechtzeitig.«
    »Das bleibt abzuwarten«, murmelte ich, dem verblüfften Blick meines Sohnes ausweichend. »Sie wohnt jetzt bei uns. Ich glaube nicht, dass sie uns Böses will, trotzdem möchte ich wissen, was dich zu dieser Äußerung bewogen hat. Ihre Ehe mit dem amerikanischen Gentleman endete tragisch, und sie ist …«
    »Ehe? Amerikaner?« Seine Augen weiteten sich, dass die Kajallinie verwischte.
    »Davon musst du doch wissen«, entrüstete ich mich. »Du weißt doch sonst immer alles.«
    »Sicher, Sitt. Aber ich habe nicht sie gemeint. Ich meinte die andere.«
12. Kapitel
Aus Manuskript H
    Nefret erfuhr erst gegen Mittag von Ramses’ Vertrauensbruch – so sah sie es –, als ihr Schwiegervater in den Behandlungsraum gestürmt kam. Nefret untersuchte gerade eine nur leicht bekleidete Patientin, die entsetzt aufkreischte, worauf Emerson fluchtartig kehrtmachte. »Wie lange brauchst du noch?«, brüllte er aus dem Nebenzimmer.
    »Nicht mehr lange.« Sie schickte die Frau mit einem Tiegel Salbe weg und betrat das Wartezimmer, in dem Emerson schimpfend auf und ab stampfte.
    »Lies das.« Er warf ihr ein knittriges Stück Papier zu. Das Wartezimmer war leer; hätten dort Patienten gesessen, wären sie schleunigst geflohen. Niemand provoziert den Zorn des Vaters der Flüche.
    Zornig war er, die blauen Augen blitzend, die Zähne gebleckt. »Und?«, drängte er. »Wusstest du davon?«
    Nefrets Verärgerung wuchs mit jeder Zeile der kurzen Notiz. Ramses und ich machen einen kleinen Ausflug. Wir sind heute Abend wieder da. Falls wir bis zum Morgen nicht zurückgekehrt sind, könnt ihr uns in dem Dorf El-Hilleh suchen, ungefähr drei Meilen südlich von Esna, am Westufer. Allerdings halte ich das für höchst unwahrscheinlich. Bis bald, mein geliebter Emerson.
    »Der Teufel soll ihn holen«, knirschte Nefret.
    »Aha«, meinte Emerson etwas einlenkender. »Dir haben sie also auch nichts erzählt.«
    »Nein. Sie hält es für höchst unwahrscheinlich, dass sie nicht zurückkehren, oder? Was ist das für ein Dorf?«
    »Der Name sagt mir nichts.« Emerson nahm seine Pfeife heraus, überlegte, dass er in der Klinik nicht rauchen durfte, und strebte zur Tür. »Komm, wir fragen Selim.«
    »Nein!« Nefret schälte sich aus ihrem Kittel und warf ihn auf einen Stuhl. »Selim darf sich nicht aufregen. Komm mit nach draußen, Vater.«
    Eine Tamariske überschattete eine Holzbank, die dort für Patienten stand, wenn der Warteraum überfüllt war. Emerson setzte sich und stopfte seine Pfeife. »Bitte, mein Kind, reg dich nicht auf. Sie macht so etwas doch ständig.«
    »Aber er nicht. Er hat mir versprochen, nie wieder allein loszuziehen.« Nefret stopfte eine widerspenstige Locke unter ihr Häubchen. Ihre Finger zitterten.
    »Er ist nicht allein«, betonte Emerson. »Schieb es nicht auf Ramses; wie ich meine Frau kenne, wollte sie es bestimmt geheim halten.«
    »Er hätte sich dagegen sperren können. Immerhin gibt es so was wie Vertrauen in der Ehe.« Dass Ramses mit seiner Mutter unterwegs war, tröstete sie wenig. »Sie ist genauso schlimm wie er«, platzte Nefret heraus. »Die beiden zusammen …«
    »Hmmm, ja, äh – hm.« Da er dem nichts hinzuzufügen wusste, paffte Emerson eine Zeit lang verdrossen. »Sie müssen den Zug nach Süden genommen haben. Der nächste fährt erst heute Abend.«
    »Wir könnten die Pferde nehmen. Wie weit ist es bis dorthin?«
    »Über dreißig Meilen. Klingt, als wollten sie den

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