Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
die Falle, und jetzt haben sie uns beide. Wo sind wir eigentlich? Komm, wir sehen uns mal um.«
    »Du darfst dich nicht bewegen.« Ihr Taschentuch war blutdurchtränkt. Sie warf es beiseite und begann, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    »Wird Zeit, sich von einigen überflüssigen Kleidungsstücken zu trennen«, sagte Emerson nüchtern. »Nicht deine Sachen, das fände deine Mutter unschicklich. Mein Hemd. Hier drinnen ist es ohnehin verflucht heiß.« Sie verband die Verletzung, den Becher Wasser aber lehnte Emerson ab. »Besser nicht. Es könnte mit irgendwas versetzt sein. Was haben wir denn hier?«
    Er erhob sich und stützte sich wegen des schlingernden Schiffes mit einer Hand an der Wand ab. »Sie hatten alles für dich vorbereitet«, schloss er mit Kennerblick. »Oder für jemand anderen. Dies ist keine Kajüte, sondern ein Verlies.«
    Aus dem winzigen Raum waren sämtliche Möbel entfernt worden, bis auf eine Art Teppich, den Wasserkrug und ein weiteres, größeres Gefäß. Die Bullaugen waren mit dicken Holzlatten vernagelt. Die blanken Nagelköpfe schimmerten im diffusen Licht.
    »Sie haben vielleicht irgendein Luftloch gelassen.«
    Emerson tastete die Bretter ab. »Hast du irgendwas, womit wir die Nägel herausziehen können?«
    Nefret schüttelte den Kopf. Emerson zog den Gürtel aus seiner Hose. »Nicht stabil genug«, murmelte er, die Schnalle inspizierend. »Aber wir können es immerhin versuchen. Erzähl mir, was passiert ist. Hast du den Jungen oder die alte Dame gesehen?«
    »Nein. Dieser verdammte Doktor hat mich abgefangen und direkt hergebracht. Justin und Mrs. Fitzroyce wissen vielleicht gar nicht, was hier vorgeht, anders als Maryam. Die Anschläge auf sie waren getürkt, um uns irrezuführen. Sie selbst hat das arme Pferd mit einem spitzen Gegenstand malträtiert.«
    »Hmmm.« Das Metall schabte wie eine Feile, als er das Holz um einen der Nagelköpfe entfernte. »Aber was ist mit der zweiten Hathor-Erscheinung?«
    »Gut möglich, dass sie dafür irgendein Dorfmädchen angeworben haben. Der Auftritt diente dazu, ihr ein wasserdichtes Alibi zu verschaffen.« Nefret saß im Schneidersitz auf der Bodenmatte und grübelte. Als ihre Augen die beeindruckende Statur ihres Schwiegervaters streiften, hob sich ihre Laune. Es brauchte schon mehr als einen Schlag auf den Kopf, um Emerson umzubringen oder ihn für länger außer Gefecht zu setzen. Er begann leise zu summen. Sie erkannte die Melodie, obgleich er hoffnungslos danebenlag. »Verflucht«, zischte er schließlich und warf den ruinierten Gürtel beiseite.
    Nefret schlang beide Hände um seinen Oberarm und schmiegte ihre Wange an seine Schulter. »Ich bin zwar gar nicht glücklich, dass du hier bist, Vater, aber es gibt nur einen Mann, den ich lieber bei mir hätte.«
    »Na, na«, meinte Emerson, »doch nicht etwa meinen genialen Bruder?«
    »Er ist gut, aber er ist nicht wie du. Oder Ramses.«
    »Tja, er ist eben charmant«, sagte Emerson düster. »Das bin ich nicht.«
    »Ich finde schon.«
    »Deine Mutter ist da anderer Ansicht.«
    »Vater, das stimmt nicht.« Sie drückte seinen Arm, spürte die trainierte Muskulatur und seine stoische Ruhe.
    »Seit er aufgetaucht ist«, knirschte Emerson, »benehme ich mich wie ein Volltrottel. Er bringt mich noch dazu, zum Äußersten zu greifen. Und er weckt die schlimmsten Vermutungen.«
    Zunächst glaubte sie, dass er damit die langjährige Eifersucht auf seinen Bruder meine. Dann dämmerte es ihr. »Er kann mit dieser Bande nicht unter einer Decke stecken.«
    »Ich wünschte, ich könnte mir da sicher sein. Nefret, das junge Mädchen hat diese Sache bestimmt nicht allein eingefädelt. Dahinter steckt ein anderer und ein stichhaltigeres Motiv als Rache für einen lange zurückliegenden Todesfall.«
    »Wie bitte?«
    »Es ist ein gravierender Fehler«, Emerson zitierte offenkundig, »ohne hinreichende Daten zu spekulieren. Aber wir haben ja ein paar Informationen. Spekulieren vertreibt einem die Zeit.«
    »Machst du das auch so mit Mutter, wenn ihr irgendwo festsitzt?«
    »Für gewöhnlich streiten wir, wer von uns beiden daran Schuld hat.« Emerson schmunzelte, als berührte ihn das alles nicht. »Komm, mein liebes Kind, denk nach. Fällt dir ein Motiv ein, warum Sethos beteiligt sein könnte? Was hat er in Jerusalem gemacht? Bestimmt nicht für das Kriegsministerium gearbeitet, das hat Smith klar herausgestellt. Irgendwer hat ihm eine Tracht Prügel verabreicht, die zweifellos verdient war – weil er versucht

Weitere Kostenlose Bücher