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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hat, ihre geschäftlichen Aktivitäten zu durchkreuzen? Seit dem Krieg sind Palästina und Syrien ein Paradies für Schmuggler und Grabräuber. Was steht in dem Ausstellungsraum im Schloss, mustergültig verpackt für den Transport?«
    Nefret traf es wie ein Schlag ins Gesicht. »Der Schatz. Großer Gott! Ich fass es nicht!«
    »Lacau wird morgen eintreffen und die Kisten auf den Dampfer bringen lassen«, fuhr Emerson mit unerbittlicher Logik fort. »Er wird nicht lange brauchen und dann umgehend nach Kairo zurückschippern. Die Isis ist ein modernes Schiff mit einer großen Mannschaft – mit Sicherheit groß genug, um die Crew auf dem Regierungsschiff zu überwältigen und die Ladung zu übernehmen. In Ägypten gibt es Unruhen wegen der Ankunft der Milner-Kommission. Man wird den Diebstahl des Schatzes den Radikalen zuschreiben.«
    »Sie werden die Zeugen umbringen müssen«, sagte sie dumpf. »Und den Dampfer versenken.«
    »Nicht unbedingt. Sethos neigt nicht zu Gewalt. Aber niemand ist kompetenter als er, wenn es gilt, eine solche Beute illegal zu verhökern.«
    Das Lampenlicht flackerte. Ihre Schatten huschten hin und her, als wollten sie fliehen. Seine Lippen streiften ihr Haar, dann schob er sanft ihre Hände fort und erhob sich. »Wenn Sethos der Bandenchef ist, hast du nichts zu befürchten. Er würde dir nichts tun. Halt besser die Lampe fest, bevor sie noch umfällt. Wir nehmen Fahrt auf.«
    Das Schiff schaukelte heftig. Emerson durchwühlte seine Hosentaschen. »Bin ohne Jacke losgegangen«, murmelte er, eine Hand voll Krimskrams inspizierend. »Kein Pfeife, kein Tabak – und keine Streichhölzer.«
    »Keine Pistole, kein Messer«, folgerte Nefret, bemüht, seine Gelassenheit zu imitieren.
    »Sie haben das hier übersehen.« Emerson sortierte ein halbes Dutzend Nägel aus dem Wirrwarr und steckte den Rest wieder in die Hosentasche. »Haben sie dich durchsucht?«
    Da dämmerte es ihr: die großen, feisten Hände, die ihren Körper abgetastet hatten. Sie verzog das Gesicht.
    »Aber natürlich! Er hat nach einer Waffe gesucht. Ich hatte keine.«
    »Nimm die hier.« Emerson gab ihr drei von den Nä geln. »Und versteck sie. Nicht in deiner Rocktasche, sie könnten auf die Idee kommen, dich nochmals zu filzen.«
    Wieder ging er zum Fenster und fing an zu schaben.
    »Dieser Bursche sprach von weiteren Vorkehrungen«, sagte er über seine Schulter. »Wenn sie uns trennen …«
    »Oh nein«, seufzte Nefret.
    »Aber wenn doch … Hör mal, mein Kind, ein Nagel taugt nicht viel als Waffe, aber ein anständiger Tritt in die Nierengegend oder – äh – sonst wohin, setzt einen erst mal schachmatt. Keine Sorge, ich hole dich irgendwie hier raus. Es ist alles meine Schuld. Wäre ich nicht so ein Hohlkopf gewesen, wäre jetzt Hilfe im Anmarsch.« Nefret holte tief Luft und fasste sich. »Wenn du ein Hohlkopf bist, bin ich auch einer. Ich hätte gleich Verdacht schöpfen müssen, als er mich herbrachte.«
    »Und wenn schon, hättest du irgendwas dagegen tun können?«, fragte Emerson zu Recht.
    »Vermutlich nicht. Er hat Bärenkräfte, und selbst wenn ich ihn überwältigt hätte, hätte ich noch der Crew entkommen müssen. Sie müssen eingeweiht sein.«
    »Keine Frage. Drei von diesen Schurken haben sich auf mich gestürzt, sobald ich an Bord kam. Zugegeben, mein Verhalten war nicht das eines Gentleman auf Anstandsbesuch.«
    Nefret umschlang ihre Knie und lachte bei der Vorstellung, wie er den Landungssteg hochgestürmt sein musste – ein wutschnaubender Kampfstier. »Hör endlich auf mit deinen Selbstvorwürfen. Bis du Hilfe geholt hättest, wäre das Boot vermutlich längst losgesegelt. Warum bist du mir überhaupt gefolgt?«
    »Weißt du, es kam mir ganz plötzlich in den Sinn. Als ich an etwas völlig anderes dachte. Mir ist eingefallen, wer in El-Hilleh lebt und warum es … Teufel noch. Pack diese Dinger weg und komm her.«
    Ihr blieb gerade noch Zeit, die Nägel in ihre Schuhspitzen zu schieben, ehe der Schlüssel umgedreht wurde und die Tür einen Spalt aufsprang.
    »Zurücktreten«, herrschte der Arzt. Er klang nervös. »Ich habe ein Gewehr.«
    »Schön für Sie«, blaffte Emerson. Er stand vor Nefret, scheinbar entspannt, doch sie hatte ihn und seinen Sohn schon mehrfach in dieser Haltung erlebt. Beide vermochten sich mit der Geschmeidigkeit eines angreifenden Löwen zu bewegen.
    »Wir alle haben Gewehre.«
    Jemand drückte die Tür auf. Die Öffnung mutete wie der Eingang zur Hölle an, rot

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