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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ausgeleuchtet und versperrt von Luzifers Kumpanen.
    »Riskier es nicht, Vater«, flüsterte Nefret und fasste seinen Arm. Sie wusste um Emersons aufbrausendes Temperament, und als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah sie, dass der Arzt mindestens drei Mann Verstärkung mitgebracht hatte.
    »Pah.« Emerson ließ sich auf die Fersen zurücksinken. »Die scheinen sich auf Teufel komm raus mit jemand anlegen zu wollen. Wie wär’s mit Ihnen, Doktorchen?«
    Der Arzt trat einen Schritt vor, überlegte es sich aber dann anders. Seinem knappen Befehl gehorchend, schlüpften zwei der Männer in den Raum. Beide hatten Pistolen, und einer trug eine Öllampe. Der Mediziner blieb, wo er war.
    »Führen Ihr Regiment wohl aus sicherer Entfernung? Verständlich«, provozierte Emerson. »Und nun?«
    »Treten Sie vor. Langsam. Immer einen Fuß vor den anderen setzen. Strecken Sie die Hände vor. Nein, Madame, nicht Sie. Sie bleiben, wo Sie sind.«
    »Das hätten Sie tun müssen, bevor Sie mich hier eingesperrt haben«, erklärte Emerson, als einer der Männer ihm Handschellen anlegte. »Hätte Ihnen ’ne Menge Ärger erspart. Miserable Planung. Wer hat hier überhaupt das Sagen?«
    »Ich hasse Ihr Geschwätz!« Die Stimme des Mediziners überschlug sich. Seine Lippen zuckten hämisch. »Und ich hasse diese verdammten Engländer mit ihrer Hochnäsigkeit! Wie können Sie es wagen? Feixen Sie mich nicht so an!«
    Khattab holte aus. Der Gewehrlauf traf Emersons Schläfe. Er sackte vor die Wand.
    »Bitte«, sagte Nefret. »Bitte, lassen Sie ihn in Ruhe.« Sie grub die Nägel in die Handballen, wenn der Mann unbedingt wollte, dass sie ihn anflehte, würde sie auch dies tun.
    »Sie haben mehr Verstand als er«, knurrte der Arzt. »Ihr zwei da, bringt ihn raus.«
    Die beiden Männer tauschten skeptische Blicke aus. Einem erzürnten Vater der Flüche zu nahe zu kommen, war etwas für Lebensmüde, selbst wenn Emerson sich kaum auf den Beinen halten konnte. Einer von ihnen packte schließlich Emersons linken Arm. Der andere stieß ihm den Gewehrkolben in die Rippen.
    »Geh mit ihnen, Vater«, sagte Nefret. »Zwecklos, Widerstand zu leisten.«
    Emerson hob die Hände und wischte sich Blut vom Kinn. »Ich leiste doch gar keinen Widerstand«, maulte er gekränkt. »Gefügig wie ein Lamm.«
    »Raus!«, schrie der Doktor. »Schafft ihn hier raus!«
    Emerson ließ sich zur Tür schleifen. Ich kann ihn nicht so einfach gehen lassen, ohne ein Wort, überlegte Nefret. Vielleicht sehen wir uns nie wieder. Zum Teufel mit der Selbstbeherrschung.
    »Vater, ich …«
    »Ja, mein Schatz, ich weiß.« Er blinzelte ihr über die Schulter hinweg zu und grinste. »A bientôt.«
    Das sagte wahrlich alles. Kein »Lebewohl« oder »Bis dahin«. »A bientôt«, murmelte Nefret.

    El-Gharbi verabschiedete uns mit unverhohlener Schadenfreude. Jetzt standen wir tief in seiner Schuld, und mir war klar, dass es nur eine Sache der Zeit wäre, bis wir die Aufforderung zur Gegenleistung erhielten, verpackt als höfliche Bitte. Wir unterbrachen seinen blumigen Wortschwall und hasteten zum Bahnhof. Ich wollte den Zug nicht verpassen. Ich redete mir fortwährend ein, dass meine Hektik unbegründet sei, vermochte mich aber nicht zu überzeugen. Unsere Entdeckung änderte alles.
    Wir trafen rechtzeitig am Bahnhof von Esna ein. Natürlich hatte der Zug Verspätung. Auf dem Bahnsteig standen nur einige wenige Engländer – Studenten, nach ihrem Alter und ihrer lässigen Kleidung zu urteilen. Die Verkäufer von gefälschten Antiquitäten identifizierten uns auf den ersten Blick (wer Ramses nicht persönlich kannte, erkannte meinen Schirm und meinen Utensiliengürtel) und ließen uns in Frieden. Andere Händler verkauften Trinkwasser, Früchte und Gemüse. Ich setzte mich auf die einzige Bank, neben einen graubärtigen Herrn, der einen Truthahn festhielt. Der Gentleman entblößte seine braunen Zähne und begrüßte mich überschwänglich. Der Truthahn legte den Kopf schief und blinzelte mich misstrauisch an. Ramses schritt auf und ab, umkreiste Gruppen im Schneidersitz hockender Ägypter, die derartige Verzögerungen gewöhnt waren und die sich die Zeit mit Süßigkeiten und Schwätzchen vertrieben. Auch für mich waren solche Verspätungen nichts Neues, gleichwohl lastete das Wissen, das wir an diesem Tag gewonnen hatten, mit jeder sich endlos dehnenden Minute schwerer und schwerer auf meinen Schultern.
    Der Truthahn reckte den Kopf und pickte mich in den Arm. Ich

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