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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unbedingt«, befand Ramses. Er beugte sich über die Reling und blinzelte in die Sonne. Der Nil war hier stärker befahren, Barkassen wurden beladen und legten mit ihren Gütern ab, ein Touristendampfer nahm Kurs auf den Kai, von wo aus die Urlauber einen Abstecher zum Tempel von Dendera machen würden. Feluken schwebten wie riesige weiße Schmetterlinge im Kielwasser der größeren Boote. Eine schien geradewegs auf uns zuzusteuern.
    Ramses stieß einen Schrei aus. »Anhalten! Sagt Selim, er soll die Motoren stoppen.«
    Das Boot nahm wahrhaftig Kurs auf uns. Hoch aufgerichtet, eine Hand am Mastbaum, mit der anderen aufgeregt winkend, stand dort ein guter alter Bekannter. Sein bärtiges Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, als die Amelia verlangsamte. Die kleine Feluke schipperte neben unseren Schiffsrumpf. Der Mann packte eine der angebotenen Hände und sprang an Bord.
    »Rais Hassan«, rief ich. »Wie hast du …«
    »Eure Nachricht hat blitzschnell die Runde gemacht. Wir haben nach euch Ausschau gehalten. Was habt ihr mit meinem Schiff angestellt?«
    »Noch nichts, aber wir waren öfter nah dran«, räumte Ramses mit einem befreiten Lachen ein, dem ersten seit Stunden. »Marhaba, Rais Hassan – willkommen, mein Freund. Irgendwie hab ich geahnt, dass du kommst.«
    »Ich nicht«, seufzte ich. »Eigentlich hätte ich es wissen sollen. Hab Dank, du bist ein wahrer Sohn deines Vaters.«
    Er winkte ab. »Keine Ursache. Wie sieht euer Plan aus? Was habt ihr vor? Und wer« – er stockte – »steuert mein Schiff?«
Aus Manuskript H
    Nefret hatte um frisches Lampenöl gebeten und es nicht bekommen. Sie hatten ihr auch untersagt, Emerson zu sehen, gleichwohl wusste sie, wo er war – in dem Raum neben ihrem. Als sie sie durch den Gang führten, hatte sie lautstark geflucht und darauf eine ähnliche Resonanz vernommen. Khattab stieß ebenfalls ein paar Verwünschungen aus, bevor er sie in ihre Kajüte stieß. Wenigstens wusste sie jetzt, dass er lebte und bei Bewusstsein war, und ihr war es geschickterweise auch gelungen, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Die Lampe war fast heruntergebrannt und würde bald ausgehen. Sie tastete die Trennwand zwischen den beiden Zimmern Zentimeter für Zentimeter ab und hätte beinahe laut aufgelacht, als sie permanente Kratzgeräusche vernahm. Sie legte sich flach auf den Boden und zog den letzten Nagel aus ihrem Schuh.
    Sobald sie anfing zu schaben, hörte das Kratzen auf. Drei leise Klopfzeichen ertönten. Sie klopfte zurück, drei Mal, währenddem fragte sie sich, was für eine Kommunikation ihm wohl vorschwebte. Sich durch das ganze Alphabet zu klopfen würde ewig dauern.
    Emerson kam offenbar zu dem gleichen Schluss. Er nahm das Kratzen wieder auf. Ihr Ohr an dem Wandpaneel, lokalisierte Nefret die Geräuschquelle und fing an, mit ihrem Nagel zu bohren. Das Wandholz war dünn, doch beide hatten kein brauchbares Werkzeug; es schien Stunden zu dauern, bis eine scharfe Spitze ihre Hand streifte. Sie schob diese zurück und hörte Holz splittern, da Emerson das Loch vergrößerte. Als sie seine Stimme hörte, legte sie sich flach auf den Boden und presste ihr Ohr an den winzigen Spalt.
    »Nefret, mein Schatz. Kannst du mich hören?«
    »Ja, Vater. Bist du verletzt?«
    »Völlig wiederhergestellt. Pass auf, die Zeit läuft uns davon. Es wird bald hell. Ich war eine ganze Weile in dem Raum, in dem du jetzt bist. Ich glaube, du kannst den Riegel auf der Außenseite der Fensterläden öffnen.«
    »Ich habe nichts, was ich als Hebel einsetzen könnte. Ich wollte ein Tafelmesser mitgehen lassen, aber …«
    »Hör mir gut zu. Neben dem Waschbassin ist ein Lampenfuß angeschraubt. Ich habe ihn ein bisschen gelockert. Wenn du ihn hin und her bewegst, müsste er sich eigentlich lösen lassen. Versuch’s mal.«
    »In Ordnung, Sir.«
    Das letzte Öl verrauchte, während sie an dem Metallfuß zerrte. Er brach so unvermittelt aus der Verankerung, dass sie taumelte. Sie ertastete sich den Weg zurück zu der Wandritze.
    »Ich hab ihn«, berichtete sie. »Sobald ich hier raus bin, komme ich an dein Fenster und …«
    »Sobald du dich befreit hast, gehst du über Bord. Ich weiß nicht, wie weit wir vom Ufer entfernt sind. Willst du es riskieren?«
    »Risiko hin oder her, ich lass dich nicht hier.«
    Ihre Gesichter waren sich ganz nah. Sie fühlte seinen warmen Atemhauch auf ihrer Wange. »Du kannst mich nicht befreien. Und selbst wenn, fände ich es äußerst störend, mit zentnerschweren

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