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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sich auf dem Teller.
    »Sie waren eine von Berthas Komplizinnen«, sagte Nefret gedehnt. »Ein Mitglied ihrer berüchtigten Frauenbande. Nach ihrem Tod haben Sie die Führung übernommen. Sie müssen … ich habe Ihren Namen vergessen.«
    »Es war ein Deckname. Wir haben uns nie näher kennen gelernt, aber vielleicht erinnern Sie sich noch an die Krankenschwester, die eine schwangere Dame begleitete. Schwanger mit der da.« Stirnrunzelnd schaute sie zu Maryam. Ihre Augenbrauen zuckten wie weiße Maden. »Sitz gerade, Mädchen. Was grübelst du? Über das Scheitern deiner romantischen Fantasien? Du hast doch wohl hoffentlich keine Hintergedanken?«
    »Es war keine Fantasie«, seufzte Maryam. »Es hätte funktioniert.« Ihre rehbraunen Augen gingen zwischen der Alten und Nefret hin und her.
    »Unfug. Jetzt ist es ohnehin zu spät.«
    »Matilda«, hauchte Nefret. »So lautete Ihr Name. Mutter hat uns von Ihnen erzählt. Sie wollen Mutter und …«
    »Der Mann, der ihretwegen mein Mädchen verlassen hat. Ihr Geliebter.«
    »Sie waren nicht ineinander verliebt«, entrüstete sich Nefret.
    Die alte Frau lachte gackernd. »Nein? Wie dumm von ihr. Mir hätte er auch gefallen, aber er hat mich natürlich keines Blickes gewürdigt. Ich frage mich … Wäre er bereit, mit dir zu tauschen, kleine Maryam? Dann kannst du deinen geliebten Ramses haben – sofern du genügend weibliche Intuition besitzt, ihn dir zu angeln.«
    Maryams Lippen wurden schmal. »Darauf würde er niemals eingehen. Mittlerweile wissen sie, dass ich genauso viel Dreck am Stecken habe wie ihr.«
    »Uns fällt schon etwas ein«, sagte Justin eifrig. »Ich würde ihn gern näher kennen lernen. Hautnah.«
    »Beherrsch dich«, fauchte Matilda. »Rache ist gut und schön, aber sie darf nicht unser vorrangiges Ziel durchkreuzen.«
    Nefret brauchte nicht zu fragen, wie dieses aussah. Emerson hatte Recht behalten. Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie ihre »Investition« wieder hereinholen könnten – indem sie den Schatz der Prinzessinnen raubten.
    »Wie wollen Sie den Dampfer überwältigen?«, fragte sie beiläufig.
    Matilda grinste scheinheilig. »Gute Frage. Und da Sie ein kluges Mädchen sind, finden Sie es doch selbst heraus. Das wird Sie für die Dauer Ihres Aufenthalts bei uns beschäftigen.«

    Noch vor Sonnenaufgang waren wir an Bord. Ich glaube nicht, dass einer von uns ein Auge zugetan hatte. Ramses bestimmt nicht. Die dunklen Schatten unter seinen Lidern wirkten wie verwischte Kohle. Ungeduldig darauf harrend, dass man endlich die Hand vor Augen sähe, stand ich an der Reling, spähte zu den westlichen Klippen und überlegte krampfhaft, ob wir auch nichts vergessen hätten. Die Kuriere waren unterwegs zu den flussnahen Dörfern; wir hatten Signale vereinbart, sodass man uns jedwede Nachricht schleunigst übermitteln könnte. Wir hatten zwanzig Mann Besatzung an Bord; wir hätten fünfzig haben können, doch dafür fehlte der Platz. Cyrus hatte sein gesamtes Waffenarsenal angeschleppt.
    Das größte Problem war, einige Familienmitglieder zum Zurückbleiben zu bewegen. Meine Anweisungen zeigten weniger Wirkung als Ramses’ eindringlicher Appell.
    »Wenn etwas schief geht, stehen die Kinder womöglich ohne ihre Eltern und Großeltern da. Lia – Tante Evelyn – ihr müsst mir versprechen, dass ihr euch um sie kümmert.«
    An diesem Punkt heulte Gargery wie ein Schlosshund. »Sie natürlich auch, Gargery«, sagte Ramses resigniert. »Unter Einsatz meines Lebens, Sir«, schluchzte Gargery. »Aber Sir, seien Sie doch nicht so mutlos. Sie werden zurückkommen.«
    »Nicht ohne sie«, erwiderte Ramses. Er wandte sich ab.
    Ich liebte Nefret wie eine Tochter, doch in der schwindenden Dunkelheit vor dem Sonnenaufgang musste ich an Emerson denken. Wie ich meinen Gatten kannte, hatte er bestimmt nicht kampflos aufgegeben. Lag er jetzt verletzt und schmerzgekrümmt in irgendeinem hastig eingerichteten, schäbigen Gefängnis? Oder hatten sie ihn schon … Nein. Daran mochte ich gar nicht denken.
    Unser Trupp umfasste Cyrus und Bertie, beide gute Schützen; Ramses, ein noch besserer Schütze, wann immer er seine Abneigung gegen Feuerwaffen überwand; David, Selim und Daoud, Sethos, unsere zwanzig loyalen Männer und natürlich meine Wenigkeit. Ich war sozusagen bis an die Zähne bewaffnet, mit Pistole, Messer, Utensiliengürtel und Degenschirm, den ich Evelyn wieder abgeluchst hatte. Mein Blutdruck war empfindlich hoch, und ich hoffte, letzteren Gegenstand

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