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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verwesungsgase sie auftrieben. Vor Jahren hatte ihre Schwiegermutter dieses brisante Thema einmal in ihrem Beisein aufgegriffen; Emerson war schockiert gewesen …
    Das Ding kam von hinten mit der Strömung. Es versetzte ihrem gestreckten Arm einen schmerzhaften Hieb und erwischte sie ein weiteres Mal am Schienbein, worauf sie unterging und Wasser schluckte. Sie strampelte an die Oberfläche, ihre Lungen brannten. Das Ding war neben ihr und drehte sich trudelnd – ein Stück von einem Palmenstamm mit ein paar Wedeln. Blind vor Schmerz und halb erstickt hielt Nefret sich daran fest und zog sich mit letzter Kraft auf den Stamm. An Schwimmen war nicht mehr zu denken, ihr rechter Arm war wie taub, ihr Magen rebellierte und sie war müde. Hundemüde. So dahintreibend brachte sie nur noch die Energie auf, ihren Kopf über Wasser zu halten. Am Himmel wurde es hell. Ihr linker Arm tat weh. Alles tat weh. Fuß, Bein, rechter Arm, Rücken.
    Ein plötzlicher Stoß brachte sie um ihren Halt. Ihr Kopf tauchte erneut unter Wasser, ihre Füße streiften festen Boden. Sie rappelte sich auf, torkelte, schob sich das tropfnasse Haar aus dem Gesicht. Der Baumstamm war auf schlammigen Untergrund aufgetroffen. Es war keine Uferböschung – nur eine weitere, verfluchte Insel.
    Eine Welle umspülte ihre Knöchel. Das Holz nickte, wie zum Abschied, und trieb davon. Von einem plötzlichen Brechreiz übermannt, krümmte sich Nefret.
    Sobald sie das geschluckte Wasser und ihr Abendessen wieder los war, merkte sie, dass sie einen Mordshunger hatte. Eine kurze, widerwillige Bestandsaufnahme ihrer Situation ließ wenig Hoffnung auf etwas Ess- oder Trinkbares. Diese Insel war kaum größer als die andere, und sie befand sich weiterhin mitten im Fluss statt in Ufernähe, dafür aber ein ganzes Stück stromabwärts. Seevögel umkreisten sie. Nefret schreckte eine brütende Gans auf, die Flügel schlagend davonflog. In der zunehmenden Helligkeit betrachtete sie das Nest. Nein, so hungrig war sie nun auch wieder nicht. Noch nicht.
    Sie setzte sich, untersuchte die faustgroße Schwellung an ihrem Bein. Es tat höllisch weh, war aber nicht gebrochen. Leise stöhnend tastete Nefret den verletzten Arm ab und diagnostizierte eine Muskelzerrung. Sie würde den Arm eine ganze Weile nicht mehr einsetzen können. Bald würde der Nil voller Schiffe sein. Sie sollte auf sich aufmerksam machen, aber zuvor musste sie sich verdammt sicher sein, dass es nicht die Isis war.
    Bald schon merkte sie, dass die Fahrrinne zu weit entfernt war für ihre schwachen Hilferufe. Sie wurde heiser vom Brüllen. Gegen das fahlgrüne Schilf hob sie sich kaum ab. Sie hatte nichts Auffälliges, womit sie hätte winken können, nichts, um Feuer zu machen.
    Als die Sonne hoch über ihr stand, sah sie die Amelia vorbeigleiten. Sie winkte und rief, bis das Hausboot außer Sichtweite war, schließlich sank sie zu Boden und vergrub ihr Gesicht in den Armen.

    Ich beschloss, meinen Posten kurz zu verlassen, und winkte die anderen in den Salon. Hunger hatte keiner, dennoch muss man sich stärken, wenn Körpereinsatz gefragt ist.
    »Sie meinen, ein richtiger Kampf?«, erkundigte sich Cyrus. »Das wäre eine Sache, aber, mal ganz ehrlich, was machen wir, wenn – falls – wir wirklich auf sie stoßen?«
    »Sie auf Grund laufen lassen«, knurrte Selim. Auf meine Anweisung hin hatte man ihn von den Motoren weggeholt. Er ließ mich gnädig gewähren, als ich seinen Puls fühlte und die Stirn auf Anzeichen von Fieber, aber das war’s auch schon; offen gestanden hätte ich auch nicht viel mehr tun können. Sein Turban und die Galabija waren ölverschmiert, doch er hielt sich sehr gut.
    Daoud packte Hühnchen und Gemüse in ein Stück Brot und stopfte sich den Happen in den Mund. Er nickte zustimmend.
    »Wollen mal sehen, wo wir uns hier befinden«, murmelte Sethos. Er hatte fertig gegessen. Jetzt angelte er sich die Landkarte, die Nasir vor dem Servieren beiseite geräumt hatte. »Die Isis wurde gestern Nachmittag vor Tod gesichtet. Rais Hassan beteuert, dass sie Kena heute nicht passiert hat. Wenn das stimmt, und davon gehe ich aus, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder hat sie ihren Namen und ihr Aussehen geändert, oder sie liegt irgendwo zwischen hier und Tod.«
    »Wie kommst du darauf?« Die Frage kam von Ramses, der aus dem Bullauge spähte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er schnellte herum. »Wieso sollten sie weitere Verzögerungen in Kauf nehmen? Hinter was sind sie

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