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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wollte, ist kein Mensch, dem man Persönliches anvertraut.«
    »Er hat dergleichen schon einmal gegen uns verwendet«, knurrte Emerson. »Mmmh. Tja, so müsste es gehen. Verschollene Person gefunden. Komm möglichst umgehend. Ich werde Ali zum Telegrafenamt schicken.«
    Nachdem das erledigt war, konnte ich unsere Gäste entspannt lächelnd begrüßen. Gegen Abend hatte es aufgefrischt, deshalb setzten wir uns in den Salon und nicht auf die Veranda.
    »Hoffentlich sind wir nicht viel zu früh«, sagte Cyrus, denn Evelyn und ich waren die einzigen Familienmitglieder im Raum.
    »Nein, die anderen verspäten sich«, tadelte ich milde. »Verzeiht. Ich versuche, allen gute Manieren einzuimpfen, aber manchmal denke ich, es ist hoffnungslos, vor allem bei Emerson.«
    »Und Walter.« Evelyn lächelte. »Sicher hat er wieder ein paar Minuten für seine Texte abgezweigt. Wenn er in eine knifflige Übersetzung vertieft ist, vergisst er alles um sich herum.«
    Lia und David traten ein, kurz darauf folgte Nefret. Ramses glänzte durch Abwesenheit, und Nefrets Mienenspiel schwankte zwischen Besorgnis und Verärgerung. »Es tut mir aufrichtig Leid«, hub sie an.
    »Aber nicht doch«, beschwichtigte Katherine. »Waren die Kinder heute Abend unruhig?«
    »Unsere schon«, erwiderte David. »Wir haben sie heute Nachmittag zu Abdullahs Grab mitgenommen. Sie haben immerfort davon erzählt. Dolly wollte jede Geschichte hören, die mir zu meinem Großvater einfiel, und Evvie hat die absonderlichsten Fragen gestellt …«
    »Sie ist erst zwei«, warf Lia ein. »Was war denn Absonderliches daran?«
    »Sehen alle Toten so aus wie die in Onkel Radcliffes Büchern?« David zitierte ganz offensichtlich.
    »Gütiger Himmel«, erregte sich Katherine. »Hat er den armen Kindern etwa Fotos von Mumien gezeigt?«
    »Ich habe ihm das strikt verboten«, empörte ich mich. »Es scheint sie nicht sonderlich erschüttert zu haben«, sagte David.
    »Was hast du Evvie geantwortet?«, erkundigte ich mich.
    »Ich habe gesagt, dass sie nicht so aussehen. Und das Thema gewechselt, bevor sie weitere Fragen stellen konnte.« David lachte.
    Ich entschied, dasselbe zu tun, denn ich hatte keine Lust, den ganzen Abend über meine Enkelkinder zu plaudern.
    »Wir hatten heute Nachmittag einen interessanten Gast«, setzte ich an. »Katherine, erinnern Sie sich an eine junge Person namens Molly Hamilton?«
    Katherine nickte. »Dieses verzogene Kind, das den Aufstand probte, als sein Onkel …« Sie stockte, ihre grü nen Augen wurden schmal. »Major Hamiltons Nichte … aber er war gar nicht … Er war …«
    »Nicht Major Hamilton«, versetzte ich. »Und sie war nicht seine Nichte. Sie war … sie ist seine Tochter.« Andächtig schweigend lauschten sie meiner kurzen Zusammenfassung. »Die Sache wird immer verzwickter.«
    Cyrus schüttelte nachdenklich den Kopf. »Was haben Sie mit ihr vor?«
    »Sie in den Schoß der Familie zurückholen, was sonst«, blökte Emerson von der Tür her. »Wie mein – äh – anderer Bruder einmal treffend bemerkt hat, adoptiert Amelia jeden dahergelaufenen Streuner, wenn nötig mit Gewalt.«
    »Du bist spät dran, Emerson«, kritisierte ich ihn. »Also wirklich, es ist empörend! Du hast diesen Kindern abgeschmackte Bilder von Mumien gezeigt, nachdem ich strikt untersagt … nachdem ich dich gebeten hatte, es nicht zu tun?«
    Kein bisschen verstimmt wegen meiner Tirade begrüßte Emerson fröhlich grinsend unsere Gäste und trat zum Büfett, wo er sich um die Getränke kümmerte. Allerdings ließ er die Sache nicht einfach auf sich beruhen. Über seine Schulter raunte er mir zu: »Ich bin nicht der Letzte, meine Liebe. Ramses und Walter fehlen noch.«
    »Umso schlimmer, Emerson. Warum gehst du nicht und holst sie?«
    »Wozu sollte ich mir die Mühe machen?« Emerson reichte mir ein Glas. »Setz dich, Peabody, und trink deinen Whisky. Ich höre sie kommen.«
    Sie kamen zusammen, so vertieft in ihr Gespräch, dass Walter vermutlich ringsum alles ausgeblendet hatte, bis Ramses, der ihn untergehakt hatte, stehen blieb und ihn auf die Gäste aufmerksam machte.
    »Ihr müsst verzeihen.« Walter blinzelte schuldbewusst. »Haben wir euch warten lassen? Es ist allein mein Fehler. Ich bin da auf einen besonders faszinierenden Text gestoßen und wollte Ramses nach ein oder zwei eigentümlichen Begriffen fragen. Es scheint sich …«
    »Setz dich, Walter, und sei still«, sagte Emerson launig. »Keiner mag deine eigentümlichen philologischen

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