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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Männer gehabt.«
    »Ich hätte es anders umschrieben, aber im Prinzip hast du Recht. Noch jemand?«
    »Nein. Da ist Vater, er sucht mich. Entschuldigst du mich bitte?«
    Ich ließ ihn gehen, da ich ohnehin nicht mehr aus ihm herausgebracht hätte – zu diesem Zeitpunkt. Zweifellos hatte er Recht mit Maryams vorübergehender Schwärmerei; gleichwohl hatte sie einen anderen, stichhaltigeren Grund, uns alle zu hassen. Ich fragte mich, ob Ramses vergessen hatte, dass ihre Mutter ein gewaltsames Ende durch einen unserer Männer gefunden hatte – wir hatten nie in Erfahrung gebracht, wer es war. Bertha hatte versucht, mich umzubringen, aber Maryam sah das womöglich anders. Ich erinnerte mich dunkel an Sethos’ Worte:
    »Wenn sie mir den Tod ihrer Mutter vorwirft, was mag sie dann erst von dir denken?«
    Ich gab mir einen Ruck und zwang mich zur Vernunft.
    Ich hatte freilich in vieler Hinsicht keine Ahnung, was das Mädchen dachte, und ihr Vater auch nicht.
    Kurzum: Ich würde sie in meine Liste aufnehmen. Gegen Nachmittag schleifte ich Emerson aus dem Ausgrabungsgelände und zwängte ihn in einen korrekten Anzug. Alle wollten mitkommen. Wir wollten im Winter Palace essen, nachdem wir unsere diversen Aufträge erledigt hätten. Daoud hatte angeboten, uns mit seinem neuen Boot überzusetzen. Er hatte es für einen seiner Söhne gekauft, der damit Touristen nach Luxor und zu den Tempeln am Westufer brachte. Sabir, so sein stolzer Vater, sei einer der erfolgreichsten Kleinunternehmer, was nicht verwunderte, denn sein Schiff fiel einem sogleich ins Auge – schön gestrichen, makellos sauber, mit Teppichen ausgelegt, bunte Kissen säumten die Sitzreihen zu beiden Seiten. Als wir am Dock festmachten, verkündete Daoud, dass er in der Zwischenzeit Verwandte besuchen und uns später zurückbringen wolle. Ich versuchte, ihn davon abzubringen, aber er war nicht umzustimmen, und als sich weitere Bootsleute einfanden, begriff ich, dass er es auf ein Schwätzchen mit seinen Freunden abgesehen hatte. Wir anderen trennten uns schließlich. David und Walter wollten diverse Händler besuchen und sich Artefakte ansehen; Evelyn und Lia entschieden sich für einen Stadtbummel. Ich schlug ihre Einladung aus, sie zu begleiten. »Schätze, du willst mit mir zur Polizei gehen«, sagte Emerson resigniert.
    »Aber nein, mein Schatz, das überlasse ich dir. Ramses, begleitest du deinen Vater?«
    Ramses nickte. »Ich glaube, wir sollten die Polizei über die Skrupellosigkeit der Jäger informieren. Wir treffen euch später im Hotel.«
    Gemeinsam schlenderten sie über die staubige Straße davon. »Die sind wir los«, sagte ich zu Nefret, die bei mir geblieben war.
    »Ja. Schätze, du willst Mrs. Fitzroyce aufsuchen. Und Vater wäre strikt dagegen.«
    »Deshalb wollte ich ihn ja loswerden. Immerhin verstehst du die Notwendigkeit für einen solchen Besuch.«
    »Ich kann verstehen, warum du ihn für notwendig hältst.«
    »Siehst du es anders?«
    »Ich weiß nicht recht«, meinte Nefret stirnrunzelnd.
    »Ich habe nichts gegen das Mädchen, und ich fände es schön, wenn sie sich mit ihrem Vater aussöhnen würde.«
    »Aber?«
    »Aber …« Nefrets Stirn glättete sich, und sie schenkte mir ein verständnisvolles Lächeln. »Kein Aber. Du hast angeboten, ihr zu helfen. Ich an deiner Stelle würde ihren nächsten Schritt abwarten. Nun, das musst du entscheiden.«
    Die Isis war eines von wenigen privaten Hausbooten, die neben den Touristendampfern vertäut lagen. Nefret stieß einen leisen Pfiff aus (eine undamenhafte Angewohnheit, die sie sich von Ramses abgeguckt hatte), als sie das Schiff entdeckte. Es war eine dampfbetriebene Dahabije, in meinen Augen eine der größten und aufwändigsten. Das Messing der Reling glänzte, goldfarbene Troddel schmückten das rotgoldene Sonnensegel auf dem Oberdeck. Der Name des Schiffes prangte in goldenen Lettern am Rumpf, die englische Flagge wehte am Heck.
    Eine breite, teppichbedeckte Gangway führte vom Boot zum Ufer. An Deck war niemand zu sehen, doch sobald ich den Steg betrat, tauchte ein Mann in ägyptischer Tracht auf, begrüßte mich auf Englisch und erkundigte sich nach meinem Anliegen. Ich erwiderte auf Arabisch, dass ich die Sitt besuchen wolle. »Bring ihr das.« Ich gab ihm meine Karte. »Und frag sie, ob sie mich empfangen möchte.«
    Er verbeugte sich übertrieben höflich, aber statt seinem Auftrag nachzugehen, händigte er die Karte einem weiteren Diener aus, der geräuschlos hinzugetreten war.

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