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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Zweifellos«, setzte ich hinzu, »begünstigten das Alter und die Sehschwäche von Mrs. Fitzroyce den Erfolg von Maryams Maskerade.«
    »Das ist ja alles höchst interessant«, meinte Ramses in einem Ton, der vom exakten Gegenteil zeugte. »Was ich jedoch wissen will, ist, warum man sie heute überfallen hat. Als ich die Schreie hörte, dachte ich, irgendein zudringlicher Bettler würde eine Touristin belästigen, aber der Kerl ist mit einem Messer auf sie losgegangen. Derartige Dinge sind hier völlig untypisch.«
    »Das hab ich sie natürlich auch gefragt«, räumte ich ein.
    »Und, was hat sie gesagt?«
    »Dass sie keine Ahnung hat, warum man sie tätlich angegriffen hat. Trotzdem muss es einen Grund geben«, entschied ich. »Kein plausibler Grund – für Gewalttätigkeit gibt es keine Entschuldigung –, aber irgendwas, das sie getan hat oder getan haben soll, und das den Wunsch nach Vergeltung nährt.«
    »Was für ein Quatsch!«, platzte Emerson heraus. »Deine melodramatische Fantasie, Peabody, geht mal wieder mit dir durch. Was kann sie denn getan haben, sie ist ja noch ein halbes Kind!«
    »Und du, Emerson, gehst in deiner männlichen Naivität ständig davon aus, dass Jugend und ein hübsches Gesicht Unschuld garantieren. Nun, ich gebe zu, dass leicht erregbare Menschen schon bei einem relativ harmlosen Affront überreagieren, aber bedenkt meine Worte, hinter dieser Sache steckt mehr, und zu ihrer Sicherheit müssen wir herausfinden, was es ist. Ich habe sie heute gehen lassen, schließlich konnte ich sie nicht festhalten, aber ich hoffe, sie letztlich doch zu überzeugen, dass sie zu uns kommt.«
    »Hierher?«, japste Nefret.
    »Wenigstens so lange, bis ihr Vater sich um sie kümmern kann. Er sagte, dass er uns bald wieder aufsuchen wird, dennoch werde ich ihm eine Nachricht schicken. Sie ist ihm immer noch böse, aber da rede ich ihr noch mal ins Gewissen. Emerson, wolltest du etwas sagen?«
    »Nein«, sagte Emerson.
    »Du hast mit den Augen gerollt und die Lippen bewegt.«
    »Ich darf doch wohl noch meine Mimik ändern, ohne dich um Erlaubnis zu fragen.«
    »Hmmm. Wie ich eben andeutete, wird sie zunehmend mehr Verständnis für ihn zeigen. Armut ist über jeden Stolz erhaben. Es ist unsere Christenpflicht, Vater und Tochter miteinander zu versöhnen und einem Not leidenden Mitglied unserer Familie zu helfen.«
    »Teufel noch«, entrüstete sich Emerson. »Wenn du mir mit frommen Sprüchen kommst, ist alles zu spät.«
    »Was hast du dagegen, dass sie hier wohnt?«
    »Nichts. Absolut nichts, verfl…ixt noch mal. Das Mädchen tut mir Leid, aber …«
    »Eine Vorahnung!«, kreischte ich. »Hast du eine Vorahnung?«
    »Ich habe nie Vorahnungen! Reiner Aberglaube, völliger Kokolores. Du bist die Einzige, die …«
    »Da ist eine Sache, die mich beunruhigt«, unterbrach Nefret, meinem Gatten den Wind aus den Segeln nehmend. »Justin. Wenn sie hier ist, wird er wieder herkommen. Ihr habt gesehen, wie er zu den Kindern war.«
    »Er war ganz reizend zu ihnen«, sagte Lia. »Und sie mögen ihn offensichtlich.«
    »Oh, er ist reizend«, bekräftigte Nefret. »Und absolut unberechenbar. Wenn er sie überredet, mit ihm zu spielen oder ihn auf einem Spaziergang zu begleiten, könnte er einen Anfall erleiden oder einfach weggehen und sie im Stich lassen.«
    Ramses reagierte ungewöhnlich heftig. »Nefret, das kann unmöglich passieren. Selbst wenn er uns wieder besucht – was er wahrscheinlich tun wird, ob sie nun hier ist oder nicht –, wird niemand so gedankenlos sein, ihn mit einem der Kinder allein zu lassen oder sie ihm mitzugeben.«
    »Sehr richtig«, erklärte ich.
    Offen gestanden beunruhigte mich Maryams Auftauchen mehr, als ich zugeben wollte. Welche Veranlassung hatte ich indes, dem Mädchen zu misstrauen? Während unserer kurzen Bekanntschaft war sie eine Nervensäge gewesen, eigensinnig und aufsässig, aber keine Bedrohung. Ihr Vater glaubte, dass sie nach ihrem Verschwinden einen männlichen Beschützer gefunden habe, aber selbst wenn das stimmte, müsste man sie eher bedauern als verurteilen.
    »Hier wird es nie langweilig«, erklärte ich aufgeräumt. »Ich würde sagen, wir bereiten uns auf unsere Gäste vor.«
    Als die Vandergelts eintrafen, hatte ich gebadet und mich umgezogen und ein Telegramm verfasst. Emerson hatte darauf bestanden, es vor der Übermittlung zu lesen.
    »Ich wollte nicht zu sehr ins Detail gehen«, erklärte ich. »Sethos’ Kollege Smith, der Mitteilungen an ihn weiterleiten

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