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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erzählte er uns Geschichten über euch – von der Schönheit der Hohepriesterin und der Kraft des Vaters der Flüche und von der Sitt Hakim, die kämpfen konnte wie ein Mann und huldvoll lächeln wie eine Dame. Wie sollte ich da ablehnen, als ich die Chance bekam, euch kennen zu lernen?«
    Nach seiner unverfrorenen Rechtfertigung waren wir vorübergehend sprachlos. Emerson fasste sich als Erster. »Und was ist mit Eurer Loyalität gegenüber Tarek?«
    »Ich bin loyal gegenüber meinem Vater. Ich kann mich schließlich nicht teilen.«
    »Billige Ausreden«, knurrte Emerson.
    »Ich hab nichts Verwerfliches getan«, beteuerte der Junge. »Ihr wolltet doch schon seit Jahren zum Heiligen Berg zurückkehren. So habe ich euch wenigstens verstanden. Und jetzt seid ihr hier hochgeschätzte Gäste und mein Vater wird euch reich beschenken.«
    Emerson wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum, als verscheuchte er eine lästige Fliege. »Jetzt hört mir mal gut zu, mein Prinzchen«, fing er an.
    »Was dagegen, wenn ich mit ihm rede, Vater?«, fiel Ramses ihm ins Wort.
    »Wie du meinst, mein Junge. Ich komm bei dem Burschen ohnehin auf keinen grünen Zweig.«
    »Ihr behauptet also, Ihr habt nichts Verwerfliches getan«, griff Ramses Merasens Beteuerung auf. »Und wieso habt Ihr Ali umgebracht?«
    »Ali ist tot? Mein Freund Ali?« Merasens Augen weiteten sich verblüfft. »Wie das? Ich trauere um ihn.«
    »Habt Ihr ihm etwa nicht die Kehle aufgeschlitzt?« Ramses blieb hartnäckig.
    »Als ich ging, war er quicklebendig. Aber sehr betrunken.« Er grinste Ramses vielmeinend an.
    »Ihr habt die Karte aus Nefrets Zelt gestohlen.«
    »Nein, das war ich nicht. Wieso regt ihr euch über die Vergangenheit auf? Was geschehen ist, ist geschehen. Lasst uns von der Zukunft reden und davon, was ich für euch tun kann und ihr für mich.«
    »Ihr wisst genau, was Ihr für uns tun könnt«, meinte Ramses dünnlippig. Allmählich entglitt auch ihm die Selbstkontrolle. »Ermöglicht uns, gemeinsam mit Nefret den Heiligen Berg zu verlassen. Was wollt Ihr im Gegenzug dafür?«
    »Gewehre«, antwortete Merasen prompt.
    »Ihr habt unsere Waffen gestohlen«, erwiderte Ramses sichtlich perplex.
    »Es sind zu wenig.« Merasen hangelte nach der letzten Dattel, doch Daoud kam ihm zuvor. Merasen kniff ärgerlich die Brauen zusammen. »Schick die Diener weg, damit wir uns ungestört unterhalten können.«
    »Sie sind keine Diener, sondern Freunde«, versetzte Emerson. »Wir haben keine Geheimnisse vor ihnen. Sagt, was Ihr zu sagen habt.«
    Wie Emerson später bemerkte, fand er das anschließende Gespräch erhellend.
    »Mein Vater vertraut auf das Althergebrachte, auf eine geschärfte Dolchklinge und das Geschick des Bogenschützen«, führte Merasen aus. »Als ich jedoch die Gewehre sah, mit denen die Soldaten die Sklavenhändler bedrohten, wusste ich auf Anhieb, dass fünfzig derart bewaffnete Männer ein Königreich wie dieses erobern könnten. Ich konnte so viele Waffen aber nicht mit zurücknehmen, selbst wenn ich genügend Gold dabeigehabt hätte. Also …« Er zuckte mit den Achseln und lächelte entschuldigend.
    »Also habt Ihr Tarek als Vorwand benutzt, um uns herzulocken«, antwortete ich. »Aber Eure ursprüngliche Mission war bestimmt nicht der Waffenerwerb, oder? Der Gedanke kam Euch erst später.«
    »Ein guter Gedanke«, betonte Merasen selbstgefällig. »Ich hatte den Auftrag, die Hohepriesterin in den Tempel der Isis zurückzuholen. Das Volk ist unruhig geworden und lehnt sich auf. Wenn es sieht, dass sie wieder ihren rechtmäßigen Platz einnimmt, im Tempel wie im Palast, wird es sich ergeben.« Abermals zog er die Schultern hoch. »Wenigstens glaubt mein Vater das. Ich vertraue da mehr auf Waffengewalt. Fünfzig brauche ich mindestens.«
    »Es dauert Monate, bis wir die beschaffen können«, warf Emerson ein. »Bis dahin hat Tarek die Stadt vermutlich längst zurückerobert.«
    Ein kaum merkliches Flackern trat in den Blick des Jungen. Er winkte lässig ab. »Mmmh, Ihr würdet es eine Pattsituation nennen. Tarek hat zwar genug Männer, um sein Territorium zu halten, aber er ist ein Weichling. Er würde niemals Menschenleben riskieren, um die Stadt zurückzuerobern.«
    »Und Euer Vater hat nicht genug Leute, um den Pass einzunehmen und Tarek zu überwältigen, stimmt’s?«, folgerte ich.
    Als Merasen schwieg, meinte Ramses: »Eure Brüder – Eure älteren Brüder – sind tüchtige, erfahrene Männer. Wieso habt ausgerechnet Ihr, der

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