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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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eindringlich: »Überleg mal genauer. Ist der Schrein in Palastnähe? Wie sah er aus? Wo warst du? Hast du gesessen oder gestanden? Wie weit entfernt warst du von der Statue?«
    Sie lächelte entschuldigend. »Gute Güte, ich hab wohl ziemlich zusammenhanglos berichtet, hm? Also, die Statue befand sich an einem Ende des Saals, der bestimmt nicht größer als dreißig Quadratmeter war. Sie wurde von Fackeln erhellt, aber ich saß im Dämmerlicht. Es war ein hübscher kleiner Schrein, richtig heimelig verglichen mit dem Großen Tempel. Die Statue schimmerte mattgolden im Lichtschein – vermutlich war der Legierung viel Silber beigemischt. Die Göttin war stehend dargestellt, mit herabhängenden Armen.«
    »Gut beobachtet.« Ramses nickte anerkennend. »Danke für das Kompliment«, lautete die Antwort, ihre Stimme wieder sachlich-neutral. Überschwängliches Getue war seiner Mutter fremd.
    »Erzähl weiter«, drängte der Professor.
    »Selbstverständlich. Zu beiden Seiten der Statue befanden sich verhängte Durchgänge; ich war etwas erstaunt über das Ambiente, rechnete aber fest damit, dass Nefret durch eine dieser Türen kommen und zu mir streben würde. Stattdessen tänzelten die Dienerinnen singend, mit Sistren klappernd, heraus. Nefret kam als Letzte. Ich fand es unhöflich, die Zeremonie zu unterbrechen, aber als sie, ohne mich eines Blickes zu würdigen, verschwand, hätte ich – ähm – um ein Haar die Nerven verloren.«
    »Woher weißt du, dass es wirklich Nefret war?«, erkundigte sich Ramses. »Die Mädchen waren doch sicher alle verschleiert, auch die Priesterin.«
    »Vollkommen richtig. Trotzdem würde ich Nefret überall wiedererkennen. Ihre anmutigen Bewegungen, die schlanken Hände, viel heller als die der anderen Mädchen, das Aufblitzen goldblonden Haarflaums …« Ihr versagte die Stimme.
    »Ja, ja, schon gut«, sagte Ramses hastig. »Es war bestimmt enttäuschend für dich, nicht mit ihr reden zu können, aber vielleicht wusste sie überhaupt nicht, dass du da warst.«
    »Das ist es ja gar nicht. Sie … Himmel, ist das kompliziert. Sie hat während der gesamten Zeremonie nicht einen Fehler gemacht, so als kontrollierte irgendjemand oder irgendetwas jeden ihrer Schritte und jede Geste.«
    »Bei den Göttern«, brüllte Emerson. »Peabody, was willst du damit andeuten?«
    »Ein Dämon vielleicht?«, sprang Daoud hilfsbereit ein. »Du wirst ihn vertreiben, Vater der Flüche, wenn sie wieder bei uns ist.«
    »Ja, ja, sicher«, brummelte der.
    »Aufhören!«, rief Ramses ärgerlich. »Ihr alle. Mutter, denk nach. Wie willst du nach all den Jahren überhaupt noch beurteilen, ob sie die Zeremonie korrekt ausführte? Vielleicht hat sie lediglich improvisiert.«
    »Schwierig, bei einem so komplexen Tanz zu improvisieren«, gab die Archäologin zurück. »Allerdings hast du vollkommen Recht – wir dürfen uns nicht zu aberwitzigen Spekulationen hinreißen lassen.«
    »Was ist mit Daria?«, forschte ihr Sohn. »War sie dabei?«
    »Nein, es sei denn, sie war eine der Tempeltänzerinnen.«
    »Ziemlich unwahrscheinlich. Diese Mädchen werden aus den vornehmsten Familien des Landes ausgewählt und gehen durch eine harte Schule«, gab ihr Sohn zurück. »Vermutlich haben sie Daria nur deshalb mitgenommen, weil sie bei Nefret im Zimmer war und sie keine Zeugin zurücklassen wollten. Wir sind verantwortlich für das Mädchen, schließlich haben wir sie mit hierher gebracht.«
    Sein Vater stapfte aufgebracht im Zimmer auf und ab. »Was wir brauchen, ist eine weitere Audienz beim König! Dann setze ich ihm die Pistole auf die Brust, dass wir mit Nefret reden wollen!«
    »Wir können es ja versuchen«, seufzte Ramses. »Aber er ist ein ausgefuchster Bursche; er sagte Mutter zu, sie könne Nefret sehen, und gesehen hat sie sie ja auch. Er wird wieder mit Hinhaltetaktiken arbeiten. Ich glaube zwar nicht an Dämonen und Geister, Daoud, trotzdem gefällt mir das Ganze nicht. Wir müssen schleunigst mit Nefret in Kontakt treten.«
    Emerson blieb abrupt stehen und fixierte seinen Sohn durchdringend. »Und wie?«
    »Ich hab da eine Idee.«

    Ich hatte auch einige Ideen und die von Ramses vorgetragene behagte mir absolut nicht. Einerseits war er der Einzige von uns, der gute Chancen hatte, als Bewohner der Oase durchzugehen, und die Kleidung, mit der man uns ausstaffiert hatte, war durchaus geeignet für das, was er plante. Andererseits …
    »Und wie stellst du dir das vor, unbeobachtet von hier zu verschwinden?«,

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