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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Jüngste, die Initiative ergriffen?«
    Die Frage stellte sich als taktisch unklug heraus. Merasen sprang auf. »Genug geredet. Wie habt ihr euch entschieden?«
    »Wir denken darüber nach«, erwiderte Ramses. »Und noch etwas: Merasen, Ihr werdet uns zusätzliche Garantien geben müssen. Ich würde Euren Zusagen nämlich selbst dann nicht trauen, wenn Ihr bei sämtlichen Göttern der Heiligen Stadt schwüret.«
    »Wir sehen uns bald wieder«, entgegnete Merasen. Er lächelte nicht mehr. »Vielleicht … bei einem weiteren Faustkampf?«
    »Wann immer Ihr wollt«, gab Ramses zurück.
    »Soso«, meinte Emerson, nachdem die Tür hinter unserem Besucher ins Schloss gefallen war. »Jetzt weiß ich, wie Merasens Titel lautet oder zumindest lauten sollte: Oberschwindler des Königs. Er lügt, ohne rot zu werden, und lässt sich auf nichts festnageln, dieser Windhund.«
    »Womöglich tun wir ihm Unrecht«, meinte Ramses gedehnt. »Wir beurteilen ihn nach unseren moralischen Grundsätzen, aber das sind nicht seine. Aus seiner Sicht hat er vermutlich nichts Schlimmes gemacht.«
    »Ach hör mir doch auf«, widersprach Emerson. »Ich kenne keine Kultur, die Mord nicht ahndet.«
    »Wir können nicht beweisen, dass er Ali getötet hat«, argumentierte Ramses.
    Sein Vater warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Du verteidigst ihn, obwohl du den Burschen nicht ausstehen kannst. Na ja, immerhin hat er unsere Theorie über Tareks Versteck bestätigt. Er hält den nördlichen Teil des Tals, und wie wir wissen, kann keine Seite den Pass einnehmen, ohne empfindliche Verluste einzustecken. Wenn Zekare Gewehre bekäme …«
    »Er will die Waffen nicht für seinen Vater«, sagte Ramses tonlos. »Ich schätze, der Junge hat selbst ein Auge auf den Thron geworfen. Und er könnte den Umsturz locker schaffen mit unserer bereitwilligen Unterstützung, modernen Waffen – und Nefret.«
    »Was?«, kreischte ich.
    »Das dämmerte mir, als er von ihrem Platz im Tempel und im Palast faselte. Die Hohepriesterin dient nicht ihr ganzes Leben lang; genau wie die Zofen wird sie nach einiger Zeit verheiratet. Merasen würde sie als Geisel hier behalten, während wir ihm im Sudan die verdammten Waffen besorgen. Und jetzt ratet mal, was während unser Abwesenheit passiert?«
    »Nein«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Nein, so weit mag ich gar nicht denken. Teufel noch, Ramses, einmal nimmst du ihn in Schutz und im nächsten Augenblick –«
    »Ich habe schlicht sämtliche Möglichkeiten einkalkuliert.«
    »Lass das lieber«, knirschte Emerson. »Nefret bleibt nicht hier und damit basta.«
    »In dem Fall hätten wir sogar eine Chance«, sagte ich hoffnungsvoll. »Wenn man uns für den Waffenerwerb eine Karawane zubilligt, schnappen wir uns Nefret im letzten Augenblick und fliehen mit ihr.«
    »Mit Soldaten im Nacken, die unsere Flinten tragen?«, meinte Ramses bissig. »Und was ist mit Tarek? Und den Rekkit? Tut mir Leid, Mutter, aber mein ursprünglicher Plan ist eindeutig die bessere Alternative.«
    Emerson folgte mir in mein Zimmer. »Peabody, mein Schatz«, hob er an.
    »Emerson, er ist doch noch ein halbes Kind – kaum zwanzig. Red ihm das aus, sprich endlich ein Machtwort!«
    »Er ist der Einzige, der es tun kann.« Emerson schloss mich in die Arme. »Und es steht verdammt viel auf dem Spiel, Liebes. Weine nicht, es wird alles gut.«
    »Ich? Weinen? Ich bin bloß wütend, weil Ramses so uneinsichtig ist.«
    Wir marschierten auf direktem Weg zu dem Tempel, wo ich ihnen den kleinen Schrein zeigte, in dem ich am Vorabend gewesen war. Dabei handelte es sich um eine Miniaturversion der großen Tempel, mit Säulenhof, Vorhalle und Zeremoniensaal. In ägyptischen Tempeln war der innere Schrein für gewöhnlich gerade so groß, dass er die Statue der Gottheit aufnahm. Das war hier wohlgemerkt nicht der Fall.
    »Wieso gehen wir nicht einfach hinein und fragen nach der Hohepriesterin?«, schlug ich vor.
    »Einfach eindringen? Keine üble Idee«, meinte Emerson. Er zwickte sich gedankenversunken in sein Kinngrübchen.
    Ramses war bereits auf halber Höhe des steilen Aufstiegs, zwei verärgerte Wachen im Schlepptau. Sie hatten Mühe, ihn einzuholen. Erst als sie ihm den Weg abschnitten, blieb unser Sohn stehen. Sobald wir näher kamen, vernahm ich seine Rechtfertigungen. Hatte der König uns nicht erlaubt, überall hinzugehen? Wir seien hergekommen, um der Göttin zu huldigen, und natürlich auch der Priesterin, der Tochter des Vaters

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