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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der Flüche. Wie konnten sie es wagen, sich mit den Einzigartigen anzulegen?
    Interessiert lauschte Emerson der Auseinandersetzung zwischen Ramses und dem diensthabenden Offizier. »Da fällt mir ein … Was mag wohl aus Harsetef geworden sein? Ich hab ihm damals zur Erinnerung eine Pfeife geschenkt«, sinnierte der Professor laut.
    »Ja, mein Schatz, ich erinnere mich. Ah, Ramses. Hast du dich durchgesetzt?«
    »Ich konnte ihn dazu überreden, uns wenigstens bis zu dem Monument vorzulassen. Hinein kommen wir nur über seine Leiche.«
    »Ein erhebender Gedanke«, brummelte Emerson. »Sein Ton behagt mir nicht. Harsetef dagegen –«
    »Diese Burschen da sind Merasens Leibwachen, Vater. Völlig zwecklos, mit ihnen zu argumentieren. Kommt, wir sehen, was sich machen lässt.«
    Wir inspizierten die Front und zwei Seitenwände des Heiligtums, die nahtlos in die Felsen übergingen.
    »Genau das hatte ich befürchtet«, seufzte ich, als wir zur Tempelfassade zurückschlenderten. »Die inneren Räume wurden in die Felsen getrieben. Da hast du keine Chance, Ramses.«
    »Abwarten, Mutter. Schau mal ganz beiläufig nach oben! Aber starr nicht länger hin!«
    Die Felsfront über und hinter dem Tempelfirst war abgetragen und geglättet worden. Es gab mehrere Öffnungen, schwarze, von Menschenhand gemeißelte Rechtecke in dem mattschimmernden Gestein. Ich blickte von dort – acht bis zehn Meter über dem Dach – in das entschlossene Gesicht meines Sohnes und mein Herz sank ins Bodenlose.
    »Du weißt doch gar nicht mit Sicherheit, ob das die Fenster zu den Gemächern der Hohepriesterin sind«, murmelte ich.
    »Was denn sonst? Sie können eine Frau doch nicht jahrelang ohne Tageslicht und frische Luft hinter Mauern einschließen. Irgendetwas ist mit Sicherheit dort oben.«
    Er stupste seinen Vater an, der nicht reagierte, sondern weiterhin gebannt nach oben starrte. »Das Gestein ist spiegelglatt«, sagte Emerson tonlos.
    »Halb so wild, Vater. Kommt weiter. Unsere Begleiter meutern schon.«
    »Wohin jetzt?«, wollte ich wissen.
    »Ins Dorf. Das wird ihnen ebenso wenig behagen.«
    Mehrere steile Treppenfluchten führten von der Straße in die Talsenke zum Dorf der Rekkit. Wir nahmen die nächstbeste. Emerson, dem es sichtlich Spaß machte, unseren Wachtrupp zu quälen, war nicht zu bremsen; er schob sich an den vieren vorbei, die vor uns herliefen, und stürmte die schmalen Stufen hinunter. Seine imposante Erscheinung vereitelte, dass ihn jemand überholte. Zudem überhörte er geflissentlich die Aufforderungen des Offiziers stehen zu bleiben.
    Wie viele andere war auch dieses Dorf mehr oder weniger willkürlich gewachsen. Enge Gassen zweigten von der Hauptstraße ab, die in einen Platz mit einem steinernen Brunnen und ein paar spindeldürren Palmen mündete. Ziegelhütten und Tukhuls bestimmten das Bild. Es war unangenehm heiß, Wasserfontänen befeuchteten die stickige Luft.
    Der Ort hatte sich seit unserem letzten Besuch verändert. Abwassergräben und schmale Dämme sorgten inzwischen dafür, dass die Wege nicht mehr im Schlamm versanken. Ich sah relativ wenig Müll auf den Straßen. Obwohl es nicht unbedingt berauschend roch, waren die Neuerungen beeindruckend, immerhin lebten hier viele Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht. Und noch etwas war anders. Bei unserem ersten Besuch hatten wir kaum einen der Bewohner zu Gesicht bekommen. Jetzt kamen sie an die Fensteröffnungen oder hoben die Matten vor den Eingängen und sahen uns verwundert an.
    Als wir den Dorfplatz erreichten, hatte sich dort bereits eine Gruppe beherzterer Individuen eingefunden, die allerdings Distanz zu unserer Eskorte hielt. Es waren Frauen und Kinder und ein paar alte Männer.
    Emerson musterte sie wohlwollend grinsend und räusperte sich.
    »Nein, nicht. Halt jetzt bloß keine Rede«, warnte ich. »Aber Peabody, kapierst du denn nicht, was für ein erstaunlicher Umschwung hier stattgefunden hat?« Seine saphirblauen Tiefen blitzten temperamentvoll. »Tarek hat diesen Menschen nicht nur bessere Lebensbedingungen ermöglicht, sondern auch den Willen und Ehrgeiz zum Selbsterhalt! Er ist seit Monaten entmachtet, trotzdem sind die Straßen sauber, die Abwassergräben funktionieren. Sie machen das aus eigenem Antrieb! Sie haben den Mut, ihren Unterdrückern zu trotzen, nach vorn zu blicken, um … He, du Rüpel, was soll das!«
    Geschmeidig wie ein Panter schnellte er herum und entriss einem der Bewacher den Speer. Die anderen senkten die Waffen und

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