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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Dienstmagd und ein paar von den Zofen machen sich einen Spaß daraus, ihr hässliche Geschichten von Folterungen und Menschenopfern zu erzählen. Wenn ich sie dazu auffordere, Daria in Frieden zu lassen, gehorchen sie natürlich. Allerdings bin ich nicht ständig bei ihr, man bereitet mich auf die Zeremonie vor und … Ach Tante Amelia, ich vergesse so viel! Ich habe immer häufiger und immer größere Erinnerungslücken.«
    Mich überlief es heiß und kalt, da ich an ihr perfektes Zeremoniell als Hohepriesterin denken musste. Ich fasste ihre Hände und drückte diese innig.
    »Halte durch«, drängte ich. »Es dauert nicht mehr lange. Ramses hat einen Plan … Ach zum Kuckuck, da kommt ja schon dieser unsägliche Priester, um mich abzuholen.«
    Er stand im Durchgang, den Leuchter in der Hand. Die Zofen scharten sich um Nefret. Ich schwang meinen Schirm, worauf sie aufkreischend zurücksprangen. Nefret prustete los.
    »Du bist so herzerfrischend komisch, Tante Amelia.
    Was ist mit Ramses’ Plan und wie kann ich ihm helfen?«, setzte sie leise hinzu.
    »Schätze, die Öffnungen in den Klippen über dem Tempelfirst führen zu deinen Gemächern? Nick einfach.
    Ja. Kannst du in einer ein Licht brennen lassen? Nach Möglichkeit in einem Raum, in dem nachts niemand ist.«
    »Ich kann es versuchen.« Plötzlich schwante es ihr.
    »Oh nein. Er darf unter gar keinen Umständen –«
    »Vielleicht erübrigt es sich ja auch. Ich hab da meine eigenen Methoden. Und jetzt, Liebes, gehe ich besser. Du hörst bald wieder von uns – vermutlich morgen schon. Sei ein braves Mädchen und überlass alles Weitere mir.« Der Priester war neben mich getreten, die Zofen glitten zu ihr. Sie nickte und lächelte, doch ihre Hände umklammerten meine so fest, dass ich mich sanft befreite. Ich folgte meinem Begleiter aus der Kammer und drehte mich nicht mehr um, da ich ernsthaft befürchtete, ich könnte abermals die Fassung verlieren.
Aus Manuskript H
    »Harsetef?«, entfuhr es Ramses. »Bist du es wirklich?«
    Harsetef stopfte umständlich die Meerschaumpfeife in seinen Tabaksbeutel und legte Ramses einen Finger auf die Lippen. »Still. Leg dich flach auf den Boden.«
    »Sie kommen«, wisperte Ramses. »Sie werden uns hier finden.«
    »Nein. Schau, dort.«
    Auf dem südlichen Bergrücken tauchte plötzlich eine schmächtige Gestalt auf. Sie ruderte mit den Armen und brüllte – Beleidigungen und Provokationen, schloss Ramses, denn die Verfolger drehten sich abrupt in jene Richtung. Einer der Soldaten spannte einen Pfeil in seinen Bogen und zielte. Der Kleine duckte sich atemberaubend geschmeidig. Wenige Sekunden später polterte ein Steinquader ins Tal hinunter, der einen wahren Erdrutsch auslöste. Loses Geröll hagelte den Hang hinunter, begrub den Soldaten unter sich. Übermütig kreischend verschwand die winzige Silhouette in einer Felsspalte.
    »Auf diese Weise bekämpft ihr sie also«, murmelte Ramses.
    »Das ist eine Art.« Flach auf dem Bauch, das Kinn auf die verschränkten Arme gestützt, setzte Harsetef hinzu: »Sie müssen bald aufgeben, die Barke des Himmelsgottes segelt gen Westen. Dann brechen wir auf, du und ich.«
    »Das heißt, du bist immer noch ein loyaler Anhänger Tareks.«
    Harsetef drehte den Kopf und musterte ihn entgeistert. »Mein Leben liegt in der Hand des Vaters der Flüche, ich bin sein Mann. Die letzten Worte, die er damals an mich richtete, habe ich nie vergessen: ›Diene König Tarek genauso ergeben, wie du mir dienen würdest.‹ Er ist zurückgekehrt, er hat unsere Gebete erhört.«
    Dann ist Vater jetzt ein Halbgott, dachte Ramses amüsiert. Eine Rolle, die Emerson im Gegensatz zu vielen anderen Männern spielend meistern würde. Kein Wunder, dass der Usurpator sich seiner Unterstützung versichern wollte.
    Ihre Verfolger zogen sich zurück, zögernd und unter Schwierigkeiten. Harsetef schien nicht in Eile. Wahrscheinlich wartete er auf den Einbruch der Dunkelheit. Ramses versuchte, den haarsträubenden Aufstieg auszublenden, der noch vor ihnen lag. »Erzähl mir von Tarek«, bat er. »Wie hat er den Thron verloren?«
    »Das ist schnell erzählt«, erwiderte Harsetef. »Nach eurer Flucht vom Heiligen Berg gab es natürlich weiterhin einige, die den König ablehnten. Aber er war gnädig und verzieh denjenigen, die die Waffen niederlegten und ihm Treue schworen.«
    »Vielleicht war er zu nachsichtig.«
    »Nein.« Harsetef schüttelte seinen schwarzen Schopf. »Sein Bruder war tot, demnach gab es keinen

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