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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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jetzt auf eine vorgezogene Krönungszeremonie, um sich der öffentlichen Legitimierung seiner Amtswürde zu versichern. Da war er bei Emerson an der falschen Adresse. Nicht auszudenken, wenn sein Vater eine hitzige Schmährede vom Stapel ließ, die in einer blutigen Auseinandersetzung mündete, in deren Verlauf seine Eltern vermutlich den Tod fänden …
    Konnten sie seine Familie, Daoud und Selim noch rechtzeitig aus der Stadt holen? Es wäre höllisch schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, und was dann? Im Geiste stellte er sich vor, wie seine Mutter in der Dunkelheit über diese Klippen kletterte. Ein Albtraum. Sicher, sie würde es versuchen. Sie würde nichts unversucht lassen. Oder, was am wahrscheinlichsten war, bei dem Versuch sterben. Und was war mit Nefret? Sie durften sie nicht zurücklassen. Falls sie jedoch flüchteten, würde man das Mädchen noch stärker bewachen; für den Usurpator war sie von unschätzbarem Wert, solange die Priester sie mit Drogen oder Drohungen gefügig machen konnten. Wurde Daria ebenfalls bedroht? Wieso in Dreiteufelsnamen dachte er überhaupt an Daria? Sie war bloß eine Marionette in dem bösen Spiel. Nefret war die ungekrönte Königin. Aber auch eine Marionette kann zur Königin werden, gesetzt den Fall, dass die Dinge außer Kontrolle geraten …
    Ramses’ Verstand raste. Als er irgendwann aufblickte, glitt die Mondsichel hinter den Felsen hervor, silbrig schimmernd und geformt wie das Kuhgehörn der Göttin – Isis, göttliche Gemahlin und Mutter.
    Er drehte sich zu Harsetef. »Ich kehre um.«

    Als ich aus dem Schrein trat, wartete Emerson auf mich. »Und?«, bohrte er.
    Ich erzählte ihm alles, worauf er gedankenvoll die Stirn in Falten legte. »Das gefällt mir gar nicht, Peabody. Meinst du, sie setzen sie unter Drogen?«
    »Ich fürchte ja, Emerson. Als ich ging, wirkte sie gelöster und zuversichtlicher, trotzdem muss diese Situation schleunigst ein Ende haben. Wo sind eigentlich Daoud und Selim?«
    »Sie machen Photos von den Tempelpylonen. Und«, setzte Emerson hinzu, »halten unverdächtig Ausschau.«
    »Nach einem Engländer mit Riesenohren?«
    Gemeinsam mit unserem Begleiter schlenderten wir zurück zum Großen Tempel. Die Hände in den Hosentaschen, stapfte Emerson voraus und grummelte ärgerlich: »Nach jedem, der kein Einheimischer ist. Ich rechne stündlich damit, dass diese unsäglichen Missionare und die deutschen Touristen hier aufkreuzen. Alle anderen sind ja schon da. Also, wenn du mich fragst, ist dein blöder Knopf als Beweisstück keinen Pfifferling wert.«
    Ich ließ ihn nach Herzenslust grummeln. In der Tat hatte ich mir meine eigenen Gedanken um den Knopf gemacht, beziehungsweise um dessen Fundort. Das passte so gar nicht zu der Entführungstheorie. Ein Mann, nicht mehrere, hatte vor meiner Schlafzimmertür gestanden, bis er Emersons Schnarchen hörte und dann ins Zimmer gehuscht kam. Der bohrende Blick, das tiefe Seufzen, die stumme Übereinkunft … Meine scharfsichtigen Leser werden meiner Logik bestimmt folgen können. Ich war mir noch nicht schlüssig, wie ich reagieren sollte, eines wusste ich jedoch sicher: Emerson in meine Beobachtungen einzuweihen, wäre ein fataler Fehler.
    Selim war von einer staunenden Menschenmenge umringt. Er genießt es immer, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und er machte das Beste daraus, nämlich ein Photo nach dem anderen, während er seinem Assistenten Daoud Anweisungen zublaffte. Im Publikum befanden sich auch mehrere kahl geschorene Priester, ein halbes Dutzend Soldaten, Männer, Frauen und Kinder sowie eine Dame in einer Sänfte, die ihren Kopf durch die Vorhänge steckte.
    »Sie wollten, dass ich das Photographieren einstelle«, sagte Selim mit einer angedeuteten Kopfbewegung zu den Priestern. »Aber ich habe auf dich gehört, Sitt Hakim, und sie einfach ignoriert. Hast du sie gesehen?«
    »Ja, und mit ihr geredet. Ich erzähle euch später davon. Seid ihr hier fertig?«
    »Nur noch eine Aufnahme«, versetzte Selim. Mit einem ungemein charmanten Lächeln richtete er die Kamera auf die Dame in der Sänfte.
    »Ich hab allen erklärt, warum ich das mache«, fuhr Selim fort, da die Dame sich zierte und mit einer beringten Hand ihre Haare zurechtzupfte.
    »Wie?«, erkundigte ich mich halb belustigt, halb bestürzt.
    »Mit Zeichensprache und gemalten Bildern im Sand. Zudem hab ich ein paar Brocken aufgeschnappt …« Wie zum Beweis trompetete er auf Meroitisch: »Wunderhübsch!« Dabei strahlte er

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