Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
hielt.« Er hatte sich in seiner Gewieftheit gesonnt, doch ein Geräusch von draußen wischte das selbstgefällige Grinsen von seinem Gesicht. Stattdessen nahm es einen gehetzten Ausdruck an. »Ich habe keine Ahnung, wie Sie Merasens Wachen entwischt sind, aber vermutlich weiß er inzwischen, dass Sie hier sind«, raunte er zunehmend hektisch.
    »Die lassen uns nicht gehen, keine Chance. Seit meiner Ankunft durfte ich dieses Haus nicht verlassen, so dass ich nicht weiß, was mit meinen Kameltreibern ist. Merasen hüllt sich in Schweigen. Er hat mich belogen. Wir sind nicht die Einzigen –«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte ich scharf. »Und versuchen Sie nicht, uns hinters Licht zu führen. Sie haben dieses Haus wenigstens einmal verlassen. Vor meiner Schlafzimmertür fand ich diesen Knopf.«
    Ich zeigte ihm das Beweisstück. Moroney blieb der Mund offen stehen. »Der ist nicht von mir. Ich bin nie –«
    »Von meinem Mann oder meinem Sohn ist er auch nicht«, unterbrach ich ihn. »Einmal abgesehen von uns sind Sie der Einzige hier, der europäische Kleidung besitzt.«
    »Aber … aber das wollte ich Ihnen ja gerade darlegen!«, stammelte Moroney. »Hier hält sich noch ein anderer Weißer auf.«
    Unsere skeptischen Mienen veranlassten ihn zu heftigen Beteuerungen. »Es ist wahr, Sie müssen mir glauben; der Mann steckt mit Merasen unter einer Decke und kann sich frei bewegen. Merasen schickt mich weg, wenn er kommt, trotzdem habe ich ihn flüchtig wahrgenommen: schlaksig, Hängeschultern, langes Gesicht mit einem enormen Riechorgan, Ohren wie Rhabarberblätter–«
    »Das kann nicht sein«, entfuhr es mir spontan.
    »Er muss es aber sein.« Emerson schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Die Beschreibung passt haargenau. Hölle und Verdammnis. Dieser MacFerguson hat mich auf Anhieb argwöhnisch gestimmt. Aber wie zum Donnerwetter ist er vom Gebel Barkal hierher gekommen? In dieser entlegenen Oase geht es allmählich zu wie auf dem Basar!«
    Moroneys Warnung erwies sich als berechtigt. Schwere Schritte kündigten die Ankunft Merasens in Begleitung seiner Leibwache an. Er war wütend und erhitzt. »Wieso seid Ihr hergekommen?«, wollte er wissen. »Der König hat nach Euch geschickt. Ihr kränkt Seine Majestät.«
    »Aber nein«, wiegelte Emerson ab. »Das war keine Absicht. Vor dem Gespräch mit Eurem Vater wollten wir uns zunächst mit Euch austauschen, Merasen, damit wir wissen, was wir sagen sollen, wenn er uns nach Euch fragt.«
    Das war eine recht eindeutige Drohung, die Merasen auch als solche auffasste. Er biss sich auf die Lippe. »Er wird nicht fragen. Und Ihr werdet ihm nichts erzählen. Immerhin bin ich derjenige, der Euch helfen wird, den Heiligen Berg zu verlassen!«
    »Schön, schön«, murmelte Emerson. »Aber das bleibt schlicht Sache von Verhandlungen, was? Ihr wart nicht ehrlich mit uns. Ihr habt uns nicht erzählt, dass unser – ähm – Freund hier ist.«
    Merasen funkelte Moroney an, der zur Tür seines Zimmers zurückwich. »Er ist nicht Euer Freund. Er zwang mich, Euch zu bestehlen. Er hat Euren Diener getötet.«
    Moroney wollte protestieren. Emerson bedeutete ihm zu schweigen. »Euer Wort steht gegen seins, Merasen. Was ist mit dem anderen Engländer?«
    Merasens Jungengesicht nahm einen Ausdruck unschuldigen Erstaunens an. »Welcher andere Engländer?«
    »Spar dir den Atem, Emerson«, seufzte ich. »Er gibt nichts zu, solange er nicht auf frischer Tat ertappt wird. Wir können ebenso gut den König aufsuchen.«
    »Das können wir«, räumte Emerson ein. »Und Merasen kommt mit.«
    »Ihr dürft dem König nichts von den Waffen erzählen. Es soll eine Überraschung für ihn werden. Er würde euch sowieso nicht glauben.« Merasen ließ sich nicht unterkriegen. Er grinste süffisant. »Euer Wort steht gegen meins.«
    »Hmpf«, knurrte Emerson. »Das werden wir noch sehen.«
    Mein Gatte ließ sich nicht hetzen. Er schlenderte los und kaute gedankenverloren an seinem Pfeifenmundstück. Nach einer Weile meinte er zu mir: »Merasen non parle français?«
    Mir war klar, worauf er hinauswollte, obwohl sein Französisch mehr als dürftig ist. Wenn ihn sein begrenztes Vokabular im Stich lässt, streut er beliebig irgendwelche Begriffe ein, und die Grammatik ist ihm ein rotes Tuch. »Schätze mal nein«, erwiderte ich.
    »Très bien.« Emerson griente selbstbewusst, dass er diesen einen Satz korrekt formuliert hatte. »Wir haben ihn über einen Behälter gelegt –«
    »Einen was?« Oha,

Weitere Kostenlose Bücher