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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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realisierte. Die Vorstellung, das Ornat der Hohepriesterin zu tragen, schien beängstigend für sie und sie wandte mir ihr schreckensbleiches Gesicht zu.
    »Es wird alles gut, Nefret«, beschwichtigte ich. »Zieh die vermaledeiten Schleier über den Kopf und fertig. Komm, ich helf dir. Soso, Merasen, dann habt Ihr beschlossen, dass Ihr die anderen Einzigartigen nicht dazu braucht, hmm?«
    Merasens ungemein charmantes Lächeln wurde breiter. »Ich war bei Euch in England, Mylady. Ich habe gesehen, wie Ihr dort lebt. Ihr seid in jenem Königreich keine Adligen oder gar Herrscher. Ihr seid sterblich und auch Ihr könnt den Tod finden. So wie mein Vater.«
    Dicht hinter mir vernahm ich einen gedämpften Kraftausdruck von Selim. Merasen fuhr bester Laune fort: »Ich weiß, dass Ihr nicht über göttliche Kräfte verfügt, aber das Volk ist dumm. Es wird mir gehorchen, wenn Ihr es so befehlt.«
    »Der Vater der Flüche besitzt mehr Autorität als ich.«
    »Dann wird er tun, was ich sage, da Ihr in meiner Gewalt seid. Sofern er noch lebt«, versetzte Merasen übermütig. »Meint Ihr, ich hätte nicht gewusst, dass er zu Tarek wollte? Er wird an vorderster Front kämpfen und ich habe demjenigen, der den Vater der Flüche meuchelt, viel Gold geboten. Bloß schade, dass Euer Sohn ebenfalls sterben wird. Es wäre mir nämlich ein Triumph gewesen, ihn mit meinen eigenen Händen zu töten.«
    Hinter mir zischelte Selim: »Das könnte dir so passen.«
    Ich nahm die Perücke von Nefrets Kopf und drapierte die Schleier um sie, ihr Gesicht ließ ich unbedeckt. Während sie statuengleich verharrte und mich hantieren ließ, inspizierte ich verstohlen die Anwesenden, wozu sich bisher keine Gelegenheit ergeben hatte. Ich bemerkte weder Amenislo noch den Hohepriester der Isis. Befanden sich unter ihnen noch andere heimliche Anhänger von Tarek? Gut möglich; Ramses hatte mir in der Kürze der Zeit lediglich Amenislo genannt. Der hünenhafte Befehlshaber der Palastwachen erwiderte meinen Blick zwar unbeirrt, dennoch gab er sich nicht zu erkennen. Als ich mich zum Fenster der Erscheinung umwandte, erblickte ich unsere gestohlenen Waffen, die sechs von Merasen ausgesuchte Leibwächter im Anschlag hielten. Das war wahrlich keine positive Entwicklung. Die jungen Kerle umklammerten die Flinten so krampfhaft, dass ich meine Zweifel hatte, ob sie fachmännisch damit umgehen könnten. Wenn sie in die Menge feuerten, richteten sie mit Sicherheit ein Blutbad an.
    Ich hob meinen Schirm, schwenkte ihn feierlich über dem Kopf und begann: »Arma virumque cano …« Nachdem ich die ersten beiden Verse von Vergils Aenaeis rezitiert hatte, war mir die Aufmerksamkeit aller sicher, auch die der Waffenträger. Ich wechselte ins Meroitische und erklärte, dass ich soeben die Waffen (ich musste den englischen Begriff benutzen und mit dem Finger darauf zeigen) verzaubert hätte. Sie würden jetzt nach hinten losgehen und somit ihre jeweiligen Schützen töten.
    »Sie lügt!«, brüllte Merasen. Er schwang wenig aristokratisch die Fäuste. »Glaubt ihr nicht!«
    Einer der Männer trat vor und legte seine Flinte behutsam auf den Boden. Die anderen hielten ihre auf Armeslänge von sich und sahen einander betreten an.
    »Sehr einfallsreich«, schnaubte Merasen. »Aber nicht einfallsreich genug, Madam. Da, schaut selbst.«
    Die Vorhänge hinter dem Thron teilten sich und gaben den Blick auf zwei Wachen frei, die Sethos reinschleiften. Er trug den markanten Zinken und die angeklebten Riesenohren, von denen eines recht instabil wirkte.
    »Ich habe Euren ›Freund‹«, meinte Merasen. »Er stirbt als Erster, wenn Ihr meine Anweisungen nicht befolgt. Gebt mir Euer Wort, dass Ihr tun werdet, was ich sage.«
    Sethos warf mir einen zerknirschten Blick zu. »Du bist auch schon besser gewesen«, spottete ich.
    »Ich war auf der Suche nach Euch, dabei griffen sie mich auf.«
    Das war der Wink mit dem Zaunpfahl – immerhin schuldeten wir ihm eine ganze Menge. Offenbar hatte er hastig versucht, die MacFerguson-Tarnung anzulegen, da er die Priesterrolle ohne Amases Hilfe nicht aufrecht halten konnte. Im Stillen fragte ich mich, was er dem betagten Hohepriester der Isis im Gegenzug versprochen hatte.
    »Ähm – meine Damen?«, röchelte er, da ihm ein Wachposten einen Dolch an die Kehle hielt. »Ich glaube, der – äh – neue Monarch wartet auf Eure Antwort.«
    »Ach so, ja«, stammelte ich betreten. »Also, was sollen wir machen, Merasen?«
    Merasen erhob sich und steuerte

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