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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Blitzschnell hob er die Waffe, um den nächsten Schlag abzufedern, und stieß zu. Merasen schlug die Klinge beiseite. Seine Miene angespannt, der Blick geschärft, schien Ramses sekundenlang nichts anderes tun zu können, als Merasens Hiebe zu parieren. Vermutlich brauchte er eine Weile, um sich mit der ungewohnten Waffe und dem Kampfstil vertraut zu machen, der wie eine Kombination aus Fecht- und Schwertduell wirkte. Nach einem Schnitt in den Handrücken und einem Treffer an der Hüfte gelang es Ramses, Merasen mit einer raschen Bewegungsabfolge zurückzudrängen, wobei er ihm empfindliche Verletzungen an Armen und Brustkorb zufügte. Selim grinste von einem Ohr zum anderen und die Zuschauer feuerten beide Kämpfer unverdrossen an, bis Ramses den Arm zurückriss und Merasen mit einem gezielten Hieb die Klinge aus der Hand schlug. Merasen stolperte über seine eigenen Füße und fiel auf den Rücken, Ramses’ Schwert an seiner Kehle.
    Merasen war noch bei Bewusstsein. Er hob eine zitternde Hand, zu erschöpft und verängstigt, um sich zu artikulieren.
    Ramses betrachtete ihn für einen langen Augenblick. Um seine Mundwinkel zuckte es spöttisch, als er schließlich die Waffe aus der Hand legte. An mich gewandt, sagte er: »Ich bringe es nicht fertig, Mutter. Hattest du Angst, ich würde es tun?«
    »Mein lieber Junge«, hob ich an und stieß dann einen gellenden Schrei aus. »Pass auf!«
    Unbewaffnet und völlig ahnungslos, wirbelte Ramses herum. Merasen kniete vor uns und justierte seinen Langdolch wie einen wurfbereiten Speer. Mir blieb nicht einmal Zeit für eine Reaktion; der Knall war so laut und so dicht an meinem Ohr, dass ich halb taub war. Die Kugel traf Merasen mitten in die Brust. Er ließ die Waffe fallen und sackte vornüber, worauf ich mich sehr langsam zu Daoud umdrehte.
    »Habe ich etwas falsch gemacht, Sitt?«, fragte er bestürzt. »Tut mir Leid, aber ich habe nicht auf deine Anweisungen gewartet.«
14. Kapitel
    Der frenetische Jubel, der vom Platz heraufdrang, lockte uns alle ans Fenster. Auf der gesamten Länge der Prachtallee marschierten Soldatenheere auf. Ihre rotglühenden Fackeln warfen zuckende Schatten auf die glänzenden Speere und den prachtvollen Goldschmuck. An der Spitze der Prozession, die vor den schwelenden Kohlebecken am Tempeleingang zum Halten kam, entdeckte ich Emerson und Tarek. Den Kopf stolz erhoben, die hohe Gestalt majestätisch aufgerichtet, zog Tarek die Blicke sämtlicher Frauen auf sich; allerdings hatte ich nur Augen für seinen stattlichen Begleiter. Ich lehnte mich vor, wie eine Prinzessin in ihrem Turm, und streckte Emerson die Arme entgegen. Er hatte nach mir Ausschau gehalten, und sobald er mich sah, brüllte er so laut, dass ich es trotz der brandenden Geräuschkulisse vernahm.
    »Beug dich um Himmels willen nicht so weit vor, sonst fällst du mir noch aus dem Fenster!«
    Ich zog mich brav zurück, zumal ich die Lage unter Kontrolle wissen wollte, bevor er zu uns stieß. Nefret schien sich beruhigt zu haben; sie hatte sich die verhassten Schleier heruntergerissen und versuchte Ramses mit Engelszungen zu überreden, dass er seine Verletzungen von ihr verbinden ließ. Moroney unterhielt sich mit Daoud und Selim begutachtete ein Schwert, dass er sich »nur für den Ernstfall« von irgendjemandem angeeignet hatte. Dieser Fall würde nun nicht mehr eintreten.
    Die Widerstandsbewegung war zerschlagen. Das einzige Opfer – einmal abgesehen von Merasen, dessen Leichnam bereits von zwei Soldaten abtransportiert worden war – war Sethos. Jemand hatte ihn niedergeschlagen, vielleicht war er aber auch bei dem Versuch, einem Speer auszuweichen, gestürzt; ich hatte ihn hingestreckt am Boden gesehen, aber noch keine Zeit gefunden, mich um ihn zu kümmern. Als ich mich neben ihn kniete, ging sein Atem gleichmäßig, nur das fragliche Ohr war abgefallen.
    Ich schnappte mir einen von Nefrets Schleiern und wickelte ihm diesen um den Kopf, um verräterische Spuren zu vertuschen. Er reagierte nicht einmal, als ich ihm mit den Enden kurzerhand den Mund zuband.
    »Sei still und beweg dich nicht«, flüsterte ich. »Emerson kann jeden Augenblick hier sein.«
    Die Hände auf mein jagendes Herz gepresst, wartete ich, mein Blick klebte an der Tür. Die Sekunden schleppten sich dahin. Endlich hörte ich ihn, diese Schritte sind einfach unverkennbar. Er stapfte durch den Durchlass und lief direkt zu mir.
    »Alles unter Kontrolle?«, wollte er wissen.
    »Aber Emerson, kannst du nicht

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