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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gewöhnlicher Soldat gekleidet, einzige Ausnahme die Krone, die seinen Rang symbolisierte. Ungemein majestätisch und schneidig, begrüßte er den Professor mit einem strahlenden Lächeln. »O Vater der Flüche. Jetzt, da Ihr hier seid, werden sie uns nicht besiegen können. Wir führen die Truppe Seite an Seite, Ihr und ich, sobald die Barke der Gottheit hinter den Klippen versinkt.«
    Insgeheim fand Ramses, dass es ein netter Zug von Tarek gewesen wäre, wenn er ihn ebenfalls begrüßt hätte. Die Truppen des jungen Fürsten hatten sich hinter dem Felsgrat aufgestellt. Ein kurzer Blick genügte, um seine Strategie zu erkennen, falls man es überhaupt so nennen konnte. Mehrere Dutzend Leitern standen bereit.
    »Vater«, mahnte er eindringlich.
    »Ja, ja«, sagte Emerson. »Bring eine von diesen Leitern in Position. Nein, nur eine.«
    »Besser zwei«, erwiderte Ramses. »Ich geb dir Deckung.«
    Nach einem kurzen Seitenblick nickte sein Vater unwillig. »Also gut, dann zwei. Tarek, Ihr erwartet meine Anweisungen. Den Befehlen des Vaters der Flüche ist unbedingt Folge zu leisten!«
    Tarek und sein Tross erstarrten. »Haha«, meinte Emerson aufgeräumt und begann, die Leiter hinaufzusteigen.
    Ramses kletterte auf die zweite Leiter. Auf der obersten Sprosse balancierend, nahm er das Gewehr von der Schulter und blickte nach unten zu der gegnerischen Formation. Sie glich Tareks, die gleichen Waffen, die gleichen entschlossenen Gesichter, selbst die morschen Leitern – ein bezeichnender Hinweis auf die Aussichtslosigkeit dieses Vernichtungskampfs. Sämtliche Gesichter waren nach oben gereckt und fixierten ein und denselben Punkt.
    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne hüllten Emerson in eine goldene Aureole, als er oben auf dem Felsgrat stand, breitbeinig, die Arme erhoben. Er wirkte überlebensgroß und die Verehrung, die er zeitlebens für seinen Vater empfinden würde, ließ Ramses mit angehaltenem Atem erstarren wie die Soldaten unten im Tal.
    Nicht alle. Ein Mann aus der letzten Reihe hatte seinen Bogen angelegt. Seine vorübergehende Unaufmerksamkeit verfluchend, nahm Ramses den Burschen ins Visier und feuerte ab, allerdings erst, als der Pfeil durch die Luft sauste. Er traf Emerson mitten in die Brust.
    Emerson blickte an sich hinunter. Mit einer hoheitsvollen Geste zog er den Pfeil heraus und warf ihn achtlos weg. In das Raunen, das darauf die Menge erfasste, fragte er: »Ähm – wie war noch mal die Übersetzung von rechtmäßig?«
    Ramses flüsterte es ihm zu.
    »Meine Freunde! Der Vater der Flüche hat das Wort. Reißt die Mauern ein, umarmt eure Brüder und begrüßt Tarek, den rechtmäßigen König des Heiligen Berges!«

    Nefret hörte und hörte nicht auf zu weinen. »Wir werden sie nie wiedersehen«, schluchzte sie. »Und das ist allein meine Schuld. Ich war diejenige, die unbedingt hierher wollte.«
    Zwangsläufig musste ich ein Machtwort sprechen. Ich fasste sie bei den Schultern. »Du hörst jetzt sofort auf zu heulen. Das passt gar nicht zu dir, Nefret. Wir haben eine Mission zu erfüllen und ich erwarte von jeder englischen – ähm – Frau, dass sie Haltung bewahrt. Und setz deine Perücke richtig auf.«
    »Ja, Tante Amelia.« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen fort.
    »Schon besser. Wir müssen uns der Situation stellen.«
    Von Ramses und Emerson unbemerkt, war Selim den beiden gefolgt. Meine Nerven sind aus Stahl und ich hatte akzeptiert, dass sie hohe Risiken auf sich nahmen, wollte aber dennoch wissen, ob der erste, gefahrvollste Teil ihrer Aktion geglückt war. Selim kehrte zuversichtlich grinsend zurück. »Die Wachen wagten es nicht, sie aufzuhalten. Sie sind jetzt auf dem Weg ins Dorf. Es ist merkwürdig, Sitt Hakim, dass ich in den Gängen nicht einen einzigen Soldaten angetroffen habe. Etliche lungern jedoch draußen vor dem Haus herum.«
    »Bestimmt sammelt Zekare seine Truppen«, mutmaßte ich. »Seine Spione werden ihm berichtet haben, dass Tarek einen Angriff plant. Ich denke … ja, ich glaube, es wäre ratsam, die Dienstboten wegzuschicken.«
    »Aber das würden sie umgehend dem König melden«, gab Nefret zu bedenken.
    »Wenn Seine Hoheit noch nicht weiß, dass er in Schwierigkeiten steckt, dann wird er es bald erfahren«, gab ich zurück. »Treten Sie von der Tür weg, Captain Moroney, und scheuchen Sie die Bediensteten hinaus.«
    Die Armen flüchteten wie eine gackernde Hühnerschar vor einem hungrigen Fuchs.
    »Und jetzt?«, wollte Nefret wissen.
    »Jetzt

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