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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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uns mit Napata begnügen. Jetzt haben wir die Chance, umfassende wissenschaftliche Studien in der Region durchzuführen. Inzwischen sollen sich die Bedingungen auch erheblich verbessert haben.«
    »Verstehe. Dann beabsichtigt ihr also nicht die Rückkehr nach … na ja, ihr wisst schon, welchen Ort ich meine.«
    »Walter, deine Phantasie geht mit dir durch«, tadelte ich ihn scherzhaft. »Wieso in aller Welt sollten wir so etwas Törichtes tun? In Nubien gibt es eine ganze Reihe von interessanten Ruinenfeldern und Pyramiden, die leider Gottes dem drohenden Verfall preisgegeben sind. Unsere vorrangige Aufgabe ist es, diese Monumente zu konservieren und Aufzeichnungen anzufertigen. Emerson glaubt, dass die Fundamente der antiken Hauptstadt Meroe unter den Sandmassen begraben sind. Eine solche Entdeckung wäre ein phänomenaler Beitrag für die Wissenschaft!«
    »Du hast gelogen, dass sich die Balken bogen, Peabody«, meinte Emerson später, unter vier Augen.
    »Wenn du genauer darüber nachdenkst, Emerson, wirst du feststellen, dass ich nichts Falsches gesagt habe.
    Ich lüge nur, wenn es zwingend erforderlich ist.« Von Kevin O’Connell hörte ich nichts. Nachfragen ergaben, dass er in einem Schweizer Krankenhaus lag. Anscheinend war er Gerüchten gefolgt, nach denen die Relikte der Arche Noah in den Alpen gesichtet worden waren, und bei seiner Recherche in eine Gletscherspalte gestürzt. Das überraschte mich nicht; Kevin glaubte jeden hanebüchenen Unfug. Nachdem er beinahe an Unterkühlung gestorben wäre, war er inzwischen im sprichwörtlichen Sinne über den Berg, dennoch würde es bis zu seiner völligen Genesung noch eine ganze Weile dauern. Als Trostpflaster schickte ich ihm eine Geschenkpackung geeistes Aprikosenkonfekt von Fortnum und Mason.
    Ein Vorteil unserer Reise (einer der ganz wenigen, darf ich betonen) war, dass wir keine Katze mitnehmen konnten. Während unserer Ägyptenaufenthalte war das kein Problem, aber der Sudan schien mir doch zu heikel. Folglich schmollten Horus und Gargery um die Wette, als wir sie in Kent zurückließen.
    Am Tag unserer Abreise standen wir an der Reling des Dampfers und winkten der Entourage, die uns zum Hafen begleitet hatte. Während sich das Schiff langsam entfernte, legte David die Hände trichterförmig um den Mund und brüllte in Ramses’ Richtung: »Viel Glück, mein Bruder!«
    »Viel Glück bei was?«, versetzte Nefret.
    »Ach, ganz allgemein«, wich Ramses aus. Behutsam löste er ihre schmalen Hände von seinem Arm. »Entschuldige, aber ich muss auspacken.«

    Um ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten zu vermeiden, wäre ich am liebsten von Port Said direkt in den Sudan weitergereist. Aber das war nicht machbar. Ich habe nicht die geringsten moralischen Skrupel hinsichtlich notwendiger Ausweichmanöver, wusste aber aus leidvoller Erfahrung, wie schnell man sich verplappert. Bei Ramses und Nefret hatte ich keinerlei Bedenken. Emerson war mein Sorgenkind. Wenn sein Temperament mit ihm durchgeht – und er lässt sich leider sehr leicht provozieren –, nimmt er kein Blatt vor den Mund.
    Untypisches Verhalten hätte zu Spekulationen geführt und diese galt es im Keim zu ersticken. Deshalb wollten wir ein paar Tage in Kairo verbringen, um Vorräte einzukaufen, und einige weitere Tage in Luxor bei unserer ägyptischen Familie (Abdullahs Angehörige), die nach Neuigkeiten lechzte und behutsam auf unsere Weiterreise in den Sudan vorbereitet werden musste. Dann ginge es weiter nach Wadi Halfa, wo wir in der ersten Septemberwoche eintreffen sollten. Zwei weitere Wochen planten wir für Vorbereitungen ein, bis dahin war das Klima hoffentlich erträglicher geworden.
    Mein Selbstvertrauen bekam den ersten Dämpfer, als wir in Port Said anlegten und ich im Gewühl von Gepäckträgern, Zollbeamten und Souvenirverkäufern eine mir vertraute Gestalt entdeckte. Unmöglich, Daoud zu übersehen. Er war Abdullahs Neffe und unser zweiter Rais; sein kunstvoll gewundener Turban überragte die Menge um mindestens einen Kopf und sein rundes, gutmütiges Gesicht strahlte vor Wiedersehensfreude. Ich musste zweimal hinsehen, ehe ich seinen kleineren Begleiter wiedererkannte. Selim, Abdullahs jüngster Sohn, schien seit dem Frühjahr enorm gewachsen zu sein. Inzwischen trug er einen gepflegten Bart, der ihm bis zum Brustbein reichte – wohl um als Abdullahs designierter Nachfolger größere Autorität auszustrahlen.
    »Teufel nochmal«, knirschte Emerson. »Was wollen die zwei denn

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