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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hier? Ich hab nicht telegraphiert. Du etwa, Peabody?«
    »Nein.« Ich winkte Daoud.
    Lässig an die Reling gelehnt, meinte Ramses: »Die Kairoer Tageszeitungen veröffentlichen die aktuellen Passagierlisten. So was spricht sich rum. Das hätte dir doch klar sein müssen, Mutter.«
    Nefret kicherte. »Seht euch bloß Selims Bart an.«
    »Hmpf«, knurrte Emerson nach einem neidischen Blick auf dessen Manneszier.
    Daoud erwartete uns am Ende der Gangway. Er drängelte und schubste nicht, denn er war ein ungemein rücksichtsvoller Mensch (solange man ihn nicht provozierte), doch mit seiner beachtlichen Statur kam er überall ungehindert durch. In seinem breiten Grinsen lag nicht die Spur eines Vorwurfs. Erst nachdem er mit Ramses in Richtung Zoll und Gepäckausgabe geschlendert war, wandte sich Selim stirnrunzelnd an mich.
    »Warum schleicht ihr euch wie Schurken ins Land, ohne uns vorher zu benachrichtigen?«
    »Wir wollten euch überraschen«, sagte Nefret und fasste ihn am Arm. »Selim – der Bart! Wirklich beeindruckend!«
    So leicht ließ Selim sich nicht besänftigen. »Wir haben es von Mohassib gehört und der wusste es von Abdul aus dem Winter Palace, wo ein Gast es aus der Zeitung vorgelesen hatte. Es beschämt uns, dass wir die Nachricht von fremden Leuten erfahren mussten. Und wieso ist David nicht mitgekommen? Und warum habt ihr mir nicht gesagt, wo ihr arbeiten werdet? Und was –«
    »Verdammt, halt mir keine Standpauke«, brüllte Emerson. »Schon gar nicht vor Publikum. Gute Güte! Du klingst ja schon wie dein Vater.«
    Er räusperte sich leicht betreten. »Tja, Peabody, was sollen wir mit diesem frechen Grünschnabel machen?«
    Ich war strikt dagegen gewesen, Selim und die anderen uns treu ergebenen Männer zu dieser Expedition mit ungewissem Ausgang zu motivieren. Keiner von ihnen hatte uns auf unserer ersten Sudanreise begleitet. Da wir in einer Region gearbeitet hatten, die faktisch Kriegsgebiet gewesen war, hätten die Militärbehörden ihnen ohnehin die Einreise verweigert. Inzwischen hatte sich die Sachlage geändert. Emerson und Ramses hatten mit deprimierender Logik darauf verwiesen, dass wir ein paar von ihnen würden mitnehmen müssen, zumindest bis nach Meroe, um die Geschichte mit den wissenschaftlichen Studien zu untermauern. Einen Punkt hatten sie nicht erwähnt, nämlich dass Selim meutern würde, sofern wir ohne ihn aufbrachen.
    »Erläutere Selim unsere Pläne«, seufzte ich und lächelte unfroh. »Aber besser, wir warten damit noch, bis wir im Zug sitzen. Ich möchte schleunigst von diesem stinkenden Hafen weg und mich bequem im Shepheard’s ausstrecken.«
    Selim verschränkte die Arme. »Die Amelia steht für euch bereit, Sitt. Fatima ist jetzt dort.«
    »Wie hast du denn das angestellt?«, fragte ich ehrlich bewundernd. Wir hatten die Dahabije im Trockendock zurückgelassen; Selim hatte offenbar Drohungen und Bestechung angewandt, dass er das Hausboot so schnell wieder flott bekommen hatte. Emerson entspannte sich sichtlich. Er klopfte dem jungen Mann anerkennend auf die Schulter. Mein Ehemann hasst Hotels.
    »Ich bin euer Rais«, erwiderte Selim stolz. »Der beste Rais in ganz Ägypten, nachdem mein Vater von uns gegangen ist. Kommt. Ich habe die Fahrkarten für den Zug.«
    Die Zugfahrt von Port Said nach Kairo dauert sechseinhalb Stunden. Emerson und Ramses legten prompt Hut und Mantel, Weste und Krawatte ab. Nach einem entschuldigenden Blick zu mir knöpfte Nefret ihren Rockbund auf und schob die Ärmel hoch. Dass mir der feine Sandstaub in den Kragen rieselte und sich mit den Schweißperlen zu einer teigigen Paste vermengte, war nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Unannehmlichkeiten, die uns in den südlicheren Gefilden erwarteten. Wir waren noch nie so früh in der Saison in Ägypten gewesen.
    Jetzt wusste ich, warum.
    Zunächst war Selim keineswegs begeistert über eine mögliche Arbeit im Sudan. Als ich jedoch erwähnte, dass er und die anderen nicht mitzukommen brauchten, da wir auch vor Ort Leute anheuern könnten, blies er vorwurfsvoll die bärtigen Backen auf. »Hast du das gehört, Daoud?«, erregte er sich. »Heißt das, wir sollen hier bleiben?«
    »Nein, nein«, beschwichtigte Daoud. »Wo der Vater der Flüche hingeht, gehen auch wir hin. Wo will er überhaupt hin?«
    Emerson ließ sich in epischer Breite über den katastrophalen Zustand der Pyramiden in Meroe und die erforderliche Dokumentation vor ihrem endgültigen Verfall aus. Das war nichts Neues für Selim und

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