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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ungeschriebenen Gesetze der Höflichkeit verlangten, Lammbraten und Reis und Couscous, Datteln und diverse andere Leckereien. Ein leichtes Völlegefühl hinderte Emerson nicht daran, unsere Privatsphäre ausnehmend zu genießen.
    Am Morgen darauf besuchten wir den Markt. Diese Märkte sind faszinierend und unterhaltsam, sofern man über blutige, von Fliegen umschwärmte Schlachtabfälle und sonstigen Unrat auf den Straßen hinwegsehen kann. Wir beschränkten uns auf den Kauf nützlicher Dinge, Obst und Gemüse wären noch vor unserer Ankunft in Meroe verdorben. Nefret erstand ein paar Meter leuchtend bunten Stoff und erklärte, dass sie, sobald wir der Zivilisation den Rücken gekehrt hätten, wieder Einheimischentracht tragen wolle.
    Während wir Tee in einem Café tranken, auf Einladung des griechischen Besitzers (ein alter Freund Emersons), strebte eine Prozession in Richtung Moschee vorbei. Der Anführer ritt einen edlen schwarzen Hengst und wurde von mehreren Wachen in bunten Phantasieuniformen eskortiert, deren Lanzenspitzen mit flatternden, grüngold-gestreiften Wimpeln geschmückt waren. Im Gegensatz zu den Wachen, hochgewachsenen, kraftstrotzenden Männern, war er beleibt und aufgeschwemmt, sein von Völlerei gezeichnetes Gesicht missmutig. Neben ihm ritt ein jüngerer Mann, ebenfalls in vornehmen Seidenbrokat gekleidet.
    Emerson sagte: »Hölle und Verdammnis!«
    Der Professor hat eine ziemlich laute Stimme, die er auch in diesem Fall nicht senkte. Der ältere Würdenträger wandte den Kopf. Mich beschlich das Gefühl, dass er bereits von unserer Ankunft wusste; der Jüngere verrenkte sich den Kopf, um uns neugierig anzustarren.
    »Um den Burschen da«, sagte Emerson, während er mit einer spöttischen Geste salutierte, »machst du am besten einen Riesenbogen.«
    »Noch ein alter Freund von dir?«, erkundigte ich mich spitz.
    »Das wäre übertrieben. Das letzte Mal, als wir zusammenrasselten, hatten wir – öh – eine kleine Unstimmigkeit wegen – äh – na ja, summa summarum musste ich Hals über Kopf aus Darfur verschwinden, wo –«
    »Es ging mal wieder um eine Frau, stimmt’s?«, seufzte ich.
    »Du tust gerade so, als wäre ich der größte Schwerenöter aller Zeiten«, beschwerte sich Emerson. »Sie war noch ein halbes Kind. Man hatte sie von ihrem jungen Ehemann und ihren Eltern entführt. Als sie sich an mich wandte, musste ich ihr doch helfen.«
    »Aber natürlich, mein Schatz«, murmelte ich verständnisvoll. Emersons weiches Herz und sein ritterliches Naturell wie auch gewisse andere Attribute bleiben Frauen nun mal nicht verborgen. Ich hatte mir jedoch geschworen, ihm niemals etwas vorzuwerfen, das vor unserer gemeinsamen Zeit geschehen war.
    »Wer ist das?«, wollte Nefret wissen.
    »Mahmud Dinar, der Sultan von Darfur. Neben ihm reitet sein ältester Sohn. Er ist der einzige unabhängige Gouverneur im Sudan – weil er loyal während der Revolte der Derwische war. Kostet ihn trotzdem ein stolzes Sümmchen.«
    »Sieht aus, als könnte er es sich leisten«, stellte Nefret fest.
    »Der Sklavenhandel bringt viel ein«, erwiderte Emerson trocken. »Er drückt ein Auge zu und hält die Hand auf. Tja, fehlen uns nur noch der Journalist und der Ägyptologe.«
    Nach unserer Rückkehr erreichte uns eine Einladung zum Tee von Captain Barkdoll, dem Mudir.
    »Da gehen wir nicht hin.« Emerson legte den Hut ab und knöpfte sich bereits das Hemd auf.
    »Oh doch, da gehen wir hin. Ich hatte ohnehin vor, ihn aufsuchen. Scheinbar völlig offen und ehrlich, das war doch unsere Devise, schon vergessen? Du kannst dir sicher sein, wenn wir nicht dort erscheinen, taucht er hier auf.«
    Captain Barkdoll war jung und sich seiner Autorität ausgesprochen bewusst. Seine mausbraunen Haare sahen aus wie mit einem Rasiermesser gescheitelt und sein Schnauzbart war so akkurat gestutzt, als hätte er ihn aufgemalt. In Ermangelung einer Dame des Hauses bat er mich, den Tee herumzureichen.
    »Professor Emerson, Sie haben den Bevollmächtigten für den Sudan in Kairo nicht über Ihr Vorhaben informiert«, begann er.
    »Wieso sollte ich?« Emerson rührte Zucker in seinen Tee. »Ich muss ihn weder um Erlaubnis fragen, wenn ich in Meroe graben will, noch brauche ich Unterstützung von Leuten wie Ihnen.«
    Starr wie ein Spazierstock, in einer Hand die Tasse, die andere hinter dem Rücken, ließ Barkdoll nicht locker. »Ich muss Sie bitten, mir eine Liste der von Ihnen eingeführten Waren auszuhändigen sowie Ihre

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