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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wenig gekümmert hätte.
    »Sie sind sehr nett«, wiederholte sie. »Aber ich brauche nichts. Ihr Sohn war auch sehr nett zu mir. Hat er Ihnen erzählt, dass ich in seiner Kabine war?«
    »Ja, das hat er«, erwiderte ich. Die großen, schwarzen Augen weiteten sich; vermutlich ging sie davon aus, dass ich schockiert wäre. Gottlob hatte Ramses uns über alles informiert, was ihm sichtlich schwer gefallen war. Nachdem ich das Mädchen kennen gelernt hatte, verstand ich auch, warum. Er hatte sich zu ihr hingezogen gefühlt, was nach meinem Dafürhalten ganz natürlich war, und ich rechnete ihm hoch an, dass er ihren Reizen widerstanden hatte. Leider hatte Nefret das nicht so gesehen und ich musste ernsthaft darauf drängen, dass sie sich bei ihm entschuldigte.
    »Ich war mir nämlich nicht sicher, ob er den Mut haben würde.«
    »Niemand kann Ramses fehlenden Mut nachsagen«, entgegnete ich irgendwie scharf. »Oder dass er kein Gentleman wäre. Wenn Sie sich von Ihrem Reisebegleiter trennen möchten, kann ich Ihnen versichern, dass meine Familie sich um alles Weitere kümmern wird.«
    »Mutter«, ertönte eine Stimme hinter mir. Ramses bewegt sich geschmeidig leise wie eine Katze und vertieft in mein Gespräch, hatte ich ihn gar nicht bemerkt. »Ich soll dich holen. Vater ist so weit.«
    »Augenblick noch.« Als ich mich zu ihm umdrehte, erblickte ich eine düstere Miene, die mich an meinen Göttergatten erinnerte. »Mr Newbold hat mich gebeten, bis zu seiner Rückkehr bei seiner – ähm – bei der jungen Dame zu bleiben.«
    Ramses sah sich suchend in der lärmenden Menge um. Schwankend zwischen ritterlicher Höflichkeit und seiner fast spürbaren Abneigung gegen die junge Frau zögerte er. Das Mädchen hatte den Schleier noch nicht wieder angelegt. »Da kommen Ihre Freunde und suchen Sie«, meinte sie mit leisem Spott. »Noch eine … junge Dame.« Die junge Dame war Miss Campbell in Begleitung ihres Bruders. Die Jacke bis zum Hals zugeknöpft, der sittsame weiße Kragen und die Manschetten knittrig-verschwitzt, steckte ihr Haar unter einem Hut mit breiter Krempe. Ihr schien mächtig heiß im Gegensatz zu Daria, die mit luftig flatterigem Gewand und feinseidenem Kopftuch neben ihr noch weniger damenhaft wirkte. Sie musterten einander und sahen dann wie auf Befehl zu Ramses.
    Mr Campbell räusperte sich geräuschvoll. »Verzeihen Sie, Mrs Emerson, aber hätten Sie vielleicht die Güte, mit diesen Trägern zu reden? Ich glaube, sie verstehen mich nicht.«
    »Ich komme mit, Sir«, sagte Ramses erleichtert. »Mutter?«
    Daria murmelte: »Da kommt mein … Vater. Danke, Mrs Emerson, dass Sie bei mir geblieben sind. Wäre aber nicht nötig gewesen.«
    »Keine Ursache«, erwiderte ich. »Gute Reise und viel Glück.«
    Miss Campbell betupfte sich mit einem zerknüllten weißen Taschentuch das verschwitzte Gesicht. »Ist sie wirklich … Ach du meine Güte. Ich fühle mich ziemlich …«
    »Kommen Sie aus der Sonne«, riet ich und hakte sie stützend unter. »Ihre Kleidung ist völlig unpassend für dieses Klima, wissen Sie das?«
    »Sie ist passend für ihre Aufgabe«, gab Mr Campbell zurück. Dann stöhnte er entsetzt auf, als seine Schwester in meinem Arm zusammensackte.
    Ich umklammerte sie, damit sie nicht stürzte. Zum Glück war sie ein Leichtgewicht. »Ramses«, japste ich.
    Nach einem skeptischen Blick zu Mr Campbell, der sinnlos die Hände rang, hob Ramses die ohnmächtige junge Frau auf. »Was sollen wir mit ihr machen?«, fragte er. »Hier können wir sie nirgends hinlegen.«
    »Setz dich auf diese Kiste und halt sie fest«, wies ich ihn an. »Mr Campbell, wenn Sie sich nützlich machen wollen, dann halten Sie meinen Sonnenschirm über sie. Über den Kopf, Sie Dummchen!« Während ich sprach, öffnete ich Miss Campbells Kragen, entfernte die mit Hutnadeln gesicherte Kopfbedeckung und fächelte ihr damit Kühlung zu.
    Ramses hatte sie so flach es eben ging über seine Knie gelegt und stützte mit einem Arm ihre Schultern. Ihr Kopf war zurückgesunken und sie sah sehr hübsch und hilfsbedürftig aus, die Lippen halb geöffnet, das Gesicht von weichen Locken umschmeichelt. Ich rechnete fest mit Campbells Protest, doch er beugte sich kommentarlos meinen Anweisungen, seine Miene tief besorgt. Vielleicht, überlegte ich, hat dieser Ignorant jetzt endlich begriffen, dass er ihre Gesundheit, wenn nicht gar ihr Leben aufs Spiel setzt.
    Sie gelangte allmählich wieder zu Bewusstsein, als Nefret in heller Aufregung zu uns

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