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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sich der Zug leerte. Offenbar hatte Emersons Trick funktioniert, denn ich sah keinen einzigen Europäer. Die anderen Mitreisenden waren durchweg Einheimische.
    Während der Fahrt hatte ich mehrfach versucht, Emerson auf seine weiteren Pläne in Napata anzusprechen. Er hatte nur süffisant gelächelt. »Du hast doch selbst gesagt, das bleibt alles mir überlassen, Peabody.«
    Ebendies bereute ich inzwischen schon, obwohl ich Emersons Reiseplanung schwerlich hätte beeinflussen können. Er hatte eine andere Route genommen als vor zehn Jahren. Damals waren wir mit dem Dampfer von Kerma gekommen – mit anderen Worten, aus der entgegengesetzten Richtung. Dieser Teil der riesigen Region Napata war mir unbekannt und ehrlich gesagt wenig sympathisch. Außer dem Bahnhof gab es in Kareima nur eine Ansammlung von Hütten, auch Tukhuls genannt. Aus Palmflechtwerk errichtet, bieten sie einer Vielzahl von Insekten und Nagern Unterschlupf. Die Bewohner sind sehr gastfreundlich, die meisten gern bereit, aus ihren eigenen vier Wänden auszuziehen und diese Besuchern zu überlassen (gegen Bares, sollte ich vielleicht hinzufügen). Unerschrockene Reisende, die sich in diese Gegend verirren, sind allerdings gut beraten, wenn sie alles dabeihaben, auch Zelte.
    Wir hatten Zelte mitgebracht. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    »Wir errichten unser erstes Lager am Gebel Barkal«, sagte Emerson und kratzte sich sein Kinngrübchen. »Das sind nur ein paar Kilometer von hier. Es sei denn, Peabody, du möchtest eine Weile hier bleiben. Mustapha hat mir angeboten –«
    »Nein!«, rief ich. »Das ist … ist sehr nett von Mustapha, aber ich möchte lieber weiter. Darf ich fragen, mit welchem Transportmittel?«
    Mustapha deutete stolz auf eine ganze Palette von Möglichkeiten. Ich lehnte ab, auf einem der Karren mitzufahren, die bis obenhin mit unseren Habseligkeiten beladen waren, und verzichtete auf das Kamel zugunsten eines melancholisch dreinblickenden Esels. Mustapha hatte auch zwei Pferde organisiert, die ständig auskeilten und wütend die Nüstern blähten. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Mustapha voller Vorfreude damit rechnete, dass wir uns an diesen Bestien versuchten. Folglich blieb ihm der Mund offen stehen, als Ramses sich in den Sattel schwang und das scheuende Reittier mit Händen und Knien bezwang. Emerson nahm das andere Pferd. Er hatte ebenfalls keine Probleme. Selbst der störrischste Gaul scheint zu merken, dass er sich mit Emerson nicht anlegen darf.
    Während die Männer weiterhin die Karren beluden, spazierten wir durch das Dorf. Schon nach kurzer Zeit kam der Heilige Berg in Sicht. Es war ein beeindruckendes Naturereignis, ein oben abgeflachtes Sandsteinmassiv, das sich ungefähr einhundert Meter aus der Ebene erhob. Die Tempelruinen an seinem Fuß standen seit über tausend Jahren dort – eine Kultstätte, die Amun-Re und anderen Gottheiten geweiht war. Als wir näher kamen, bemerkte ich geschäftiges Treiben rings um die gestürzten Steinquader.
    »Was machen die da?«, fragte ich Mustapha. »Sie graben, Sitt Hakim.« Leicht abfällig setzte er hinzu: »Nach Tonscherben und leeren Töpfen, genau wie ihr. Gold haben sie nicht gefunden.«
    Der Professor und Ramses waren ein ganzes Stück vorausgeritten, trotzdem vernahm ich Emersons »Hölle und Verdammnis!« ganz deutlich. Ich glaube, mein Sohn wollte ihn noch zurückhalten, aber das war bei diesem Temperamentsbündel ausgeschlossen. Er trieb sein Pferd zum Galopp. Das war keineswegs klug in derart felsigem Gelände. Wir folgten ihm so schnell es ging, doch noch ehe wir zu ihm aufschlossen, scheute das Pferd und Emerson schoss über dessen Kopf hinweg und landete mit einem dumpfen Knall vor einem Mann, der eben hinter einer der verfallenen Mauern auftauchte. Er trug europäische Kleidung und einen Tropenhelm. Unter besorgtem Zureden half er Emerson beim Aufstehen.
    Unsere schlimmsten Vorahnungen hatten sich bestätigt. Die Truppe war jetzt fast komplett. Der Mann war ein vermaledeiter Ägyptologe!
5. Kapitel
    »Du hast doch nicht etwa vor, die Kamele zu waschen?«, lautete Emersons eindeutig rhetorische Frage.
    »Aber selbstverständlich. Hast du je erlebt, dass ich meinen Pflichten nicht nachkomme?«
    »Diese Kamele sehen blitzsauber aus«, grummelte Emerson in dem halbherzigen Versuch, mich doch noch umzustimmen.
    »Ich will ja nicht unhöflich sein gegenüber einem deiner Freunde, Emerson, aber alles, was Mustapha anschleppt, bedarf genauerer Inspektion.«
    »Zum

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