Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Kuckuck«, maulte Emerson. »Glaub ja nicht, dass ich dir dabei helfe. Hirnrissiger Blödsinn!«
    Sein Protest war nur ein Sturm im Wasserglas. Emerson würde Tiere niemals schlecht behandeln, zudem wusste er genau, dass ich mich letztlich durchsetzte. Schon bei meinem ersten Ägyptenaufenthalt hatte ich festgestellt, dass die kleinen Esel, auf deren Rücken sich die Touristen fortbewegten, nicht selten unter Verletzungen oder Misshandlungen litten. Seitdem säuberte und behandelte ich sämtliche Tiere, die wir für unsere Expeditionen ausliehen.
    »Es geht ganz schnell, Emerson. Inzwischen hab ich ja schon Routine.«
    Diese Einschätzung erwies sich als zu optimistisch. Kamele sind nämlich hinterhältige Kreaturen und scheinen im Extremfall eindeutig mehr als vier Beine zu haben, wie meine blauen Flecken nach der Prozedur bewiesen.
    Wir kampierten seit zwei Tagen auf dem Pyramidenfeld von Nuri. Es lag auf der anderen Nilseite, mehrere Kilometer stromabwärts vom Gebel Barkal. Emerson hatte sich für diesen Lagerstandort entschieden, nachdem er den »vermaledeiten Ägyptologen« (er benutzte eine blumigere Umschreibung) identifiziert hatte. Gottlob leicht benommen von seinem Sturz, war ich bei ihm, bevor er den armen, unschuldigen Mann in Grund und Boden reden konnte. Nachdem Mr MacFerguson uns allen freundlich grinsend die Hand geschüttelt hatte, erwähnte er beiläufig, dass er im vergangenen Sommer im Britischen Museum gearbeitet habe.
    »Budge«, knurrte Emerson. Es war das Erste, was er nach seinem Sturz äußerte.
    »Nein, Sir, MacFerguson «, berichtigte der Gentleman verdutzt. »Es ist mir eine Ehre, Sie – und Mrs Emerson – und den jungen Mr Emerson – und Miss Forth –«
    »Das sind Selim und Daoud.« Ich deutete auf die beiden. »Unser Rais und sein kompetenter Assistent.« Mr MacFerguson war ein komischer Kauz mit dicker Knollennase und langem, spitzem Kinn. Sobald er den Tropenhelm abnahm, entblößte er Ohren von beachtlichem Wuchs. »Nein, wirklich, es ist mir eine große Freude«, meinte er mit seltsam altjüngferlicher Krächzstimme. »Ich habe schon gehört, dass Sie in Meroe arbeiten wollen.«
    »Ach, haben Sie das?«, versetzte Emerson, den ich bereits mehrfach energisch mit meiner Schirmspitze traktiert hatte.
    »Ja, ja, Ihre Pläne machen die Runde, selbst hier in dieser entlegenen Gegend. Erst letzte Woche habe ich mit Mr Reisner gesprochen.«
    »Aha«, sagte ich. »Dann kooperieren Sie also mit Mr Reisners Nubien-Forschung und nicht mit dem Britischen Museum?«
    »Nein, nein. Das heißt … doch, ja, mit dem Forschungsprojekt unter Mr Reisner. Wie unhöflich von mir, Sie in der prallen Sonne stehen zu lassen! Ich darf Ihnen doch ein Glas Tee anbieten, oder? In der Zwischenzeit erzählen Sie mir, wie ich mich einbringen kann. Das Terrain ist riesig und ich würde mich glücklich schätzen, mit renommierten Fachleuten wie Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    Emerson schüttelte ungehalten den Kopf, hatte dann aber wohl eine Eingebung.
    »Hmmm«, meinte er. »Das ist – ähm – danke für das Kompliment.«
    Derweil MacFerguson geschäftig herumlief, Sitzplätze für uns in seinem schattenspendenden Unterstand aufbaute und seine Diener zum Teekochen schickte, raunte ich Emerson zu: »Ich weiß, was du denkst. Aber da bist du auf dem Holzweg.«
    »Woher willst du wissen, was ich denke und dass ich mich irre? Diese Nase darf einfach nicht wahr sein!«
    »Wie auch immer, Emerson, und wer auch immer MacFerguson sein mag, Sethos ist er jedenfalls nicht. Zum einen ist Sethos fast so groß wie du, MacFerguson dagegen viel kleiner. Zum anderen hat er dunkelbraune Augen, Wurstfinger und breite Handteller. Unmöglich, die Form der Hand zu kaschieren, Sethos hat nämlich schlanke Hände mit langen sensiblen Fingern.«
    Emersons missmutiger Blick demonstrierte mir, dass ich mir dieses letzte Kriterium besser verkniffen hätte. Hastig setzte ich hinzu: »Und seine Schultern sind viel schmaler als deine, mein Lieber. Also bitte, zieh ihm nicht an der Nase.«
    »Pah«, schnaufte Emerson, wider besseres Wissen überzeugt. »Trotzdem kann Budge ihn hergeschickt haben.«
    »Unsinn, Emerson. Reiner Zufall, dass er hier ist. Sieh großzügig darüber hinweg, mein Schatz. Lächle. Sei nicht so skeptisch an Stellen, wo es nach meinem Ermessen völlig unangebracht ist.«
    »Äh-hmpf«, lautete die wenig aussagekräftige Antwort meines Angetrauten.
    Ich kann nicht behaupten, dass sein breites Grinsen überzeugender

Weitere Kostenlose Bücher