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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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töten, statt sie der grässlichen Alternative auszusetzen – Gefangennahme und Verschleppung in einen Harem? Mich nahmen sie womöglich gar nicht erst mit, da ich für ihren Geschmack zu alt war, aber Nefret wäre eine Trophäe für jeden Pascha.
    Zu meinem Entsetzen sprang Emerson plötzlich auf. Sein Oberkörper ohne Deckung, riss er beide Arme hoch und brüllte irgendetwas auf Arabisch. Der Anführer war jetzt so nah, dass ich sein Gesicht ausmachen konnte – Habichtnase und Bart, die kariös ausgezackten Zähne zu einem animalischen Grinsen gebleckt. Er schwang die stahlglänzende Schwertklinge über seinem Kopf. Emerson ließ seine Waffe fallen, verschränkte die Arme und stand wie angewachsen.
    »Schieß doch«, kreischte ich. »Ramses, erschieß den Schei … den Schurken da drüben, hast du mich gehört?«
    Seinen Finger am Abzug, richtete er die Flinte auf die Brust des Reiters, justierte und feuerte ab. Die Kugel traf auf die erhobene Schwertklinge und prallte mit einem metallischen Klirren ab, worauf die Waffe im hohen Bogen durch die Luft segelte. Nach einem überraschten Schmerzenslaut riss der Anführer an dem Kopfseil des Kamels, das Tier drehte ab und mit ihm die übrigen Angreifer. Sie verschwanden in einer Sandwolke.
    »Gut gemacht.« Emerson klopfte seinem Sohn anerkennend auf den Rücken. »Danke, mein Junge, dass du die hysterischen Anweisungen deiner Mutter ignoriert hast.«
    »Keine Ursache, Sir.« Ramses senkte die Waffe und sank leicht benommen zu Boden.
    »Ein grandioser Schuss«, lobte Selim. »Und was machen wir jetzt?«
    »Warten.« Emerson blieb stehen. »He, Peabody, was ist mit dir? Du wirst mir doch nicht in Ohnmacht fallen, mmh?«
    »Nein, eher bring ich dich um. Emerson, wie konntest du mich bloß so erschrecken?!«
    »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren«, murmelte Ramses und wischte sich mit dem Ärmel die schwitzende Stirn, »dass mein grandioser Schuss unnötig war.«
    »Nein, nein, ein bisschen Dramatik schadet nicht«, beschwichtigte Emerson. »Was dagegen, wenn wir unser Lager hier aufschlagen? Steht auf, alle«, kommandierte er auf Arabisch. »Der Vater der Flüche wird euch beschützen.«
    Kurze Zeit später rief Selim, seines Zeichens selbst ernannter Lagerbeobachter: »Ein Reiter nähert sich, Emerson.«
    »Aha.« Mein Angetrauter nickte. »Nur einer, Selim?«
    »Ja, Vater der Flüche. Er hält an und schwenkt eine weiße Fahne. Bedeutet das, ich darf ihn nicht erschießen?«
    »Ich fürchte, ja«, versetzte Emerson. »Behalt ihn trotzdem im Auge.«
    »Möchtest du den Mann nicht gleich zum Frühstück einladen?«, fragte ich mit leiser Ironie.
    »Erst mal möchte ich meinen Tee. Ist er fertig?«
    Ich verteilte die Tassen und brachte auch Selim eine. Der Gesandte war der Anführer persönlich. Ein Gewehr über der Schulter, das Schwert im Gürtel, hielt er die provisorische Friedensfahne in den Händen. Emerson schlürfte seelenruhig seinen Tee. Er spielte auf Zeit, zum einen, um mich zu ärgern, zum anderen, um dem Gesandten seine Überlegenheit zu demonstrieren. Schließlich stand er auf und streckte sich elanvoll.
    »Ich komme mit dir«, erbot ich mich.
    »Nein, das wirst du schön bleiben lassen. Grundgütiger, Peabody, was soll er von mir denken, wenn ich mit einer Frau am Rockzipfel erscheine?«
    »Dann nimm unseren Sohn mit.«
    Ramses, der sitzen geblieben war, erwiderte gleichmütig: »Mutter, auch für solche Situationen gibt es gewisse Etikettevorschriften. Er muss allein hingehen. Nicht zu Fuß, aber unbewaffnet.«
    »Ganz recht«, brummte Emerson. Er schwang sich auf eines der am Boden kauernden Kamele und spornte es zum Aufstehen an.
    Wir anderen scharten uns um Selim und verfolgten, wie Emerson gemächlich auf den wartenden Mann zuritt. »Das ist mir gar nicht recht«, zeterte ich. »Wer sind diese Leute überhaupt?«
    »Vermutlich Tebu.« Ramses ließ seinen Vater nicht aus den Augen. »Vom Stamm der Guraan.«
    Emerson ritt neben den Fremden. Zwangsläufig bekam ich nicht mit, was sie sagten, gleichwohl brach der Reiter nach einem kurzen Wortgeplänkel in schallendes Gelächter aus und die beiden kamen Seite an Seite zu uns getrabt.
    Ramses zischte leise: »Mutter und Nefret, ihr geht in eines der Zelte und lasst euch hier nicht blicken.«
    »Wieso?«, wollte Nefret wissen. »Ich bin keine Muslimin und habe auch nicht vor, mich wie eine zu benehmen!«
    »Die meisten Tebu sind friedlich, aber einige Unbekehrbare sind gefürchtete Unholde in der

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