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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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meiden, reisten wir bei Nacht, sobald der Mond aufgegangen war.
    Es war der Abend, nachdem wir entdecken mussten, dass Merasen uns hinters Licht geführt hatte. Emersons Vorhaben, noch in derselben Nacht aufzubrechen, war zu optimistisch gewesen. Kamele, die auf eine längere Expedition vorbereitet werden, brauchen ihre Ruhe; sie müssen entsprechend viel trinken und geschont werden. Das sachverständige Beladen nimmt ebenfalls Zeit in Anspruch. Auf diese Punkte hatte Zerwali, der Beduinenführer, Emerson höflich hingewiesen.
    Die meisten unserer Männer waren Nubier, gleichwohl hatten wir Beduinen als Begleiter angeheuert, da sie sich in der Wüste bestens auskennen und deshalb ein Zugewinn für unsere Mannschaft waren. Zerwali war ein kleiner, drahtiger Kerl, der Emerson – wie könnte es anders sein? – schon länger kannte. Als er sich an jenem Abend zu uns gesellte, trug er die übliche, aus Hemd und langer Pluderhose bestehende Beduinentracht und darüber einen wollenen Burnus gegen die nächtliche Kälte. Der Nubier Masud, der uns ebenfalls begleitete und von dem wir etliche Kamele geliehen hatten, war bei ihm.
    Wir waren noch nicht lange von Alis Begräbnis zurück. Nach der kurzen Andacht hatte sich Selim als Erster vom Grab entfernt. Daouds Augen waren rotgeädert vom Weinen, Selims Miene dagegen spiegelte grimmige Entschlossenheit. Diese demonstrierte er auch jetzt, da er Emerson, Zerwali und Masud zuhörte.
    »Wie es heißt, Vater der Flüche, soll unser Ziel weiter entfernt liegen, als man uns glauben machte.«
    »Ich habe mit euch einen Vertrag über dreißig marhalas abgeschlossen«, gab Emerson zurück. »Über das Ziel habe ich euch mit keinem Wort informiert.«
    Masud quittierte den kleinen Seitenhieb mit einem Schulterzucken, er blieb jedoch hartnäckig. »Reisen wir nach Südwesten?«
    »Ja.«
    »Wallahi, das ist eine gefährliche Route«, murmelte Masud. »Viele Karawanen sind unterwegs von den wilden Männern abgeschlachtet und verspeist worden, die in den Bergen leben. Diese Männer sind nicht gottesfürchtig. Sie sind wie Vögel, leben in den Baumwipfeln …«
    »Wir haben eine Vereinbarung getroffen«, erwiderte Emerson betont ruhig. »Wenn ihr meint, ihr könnt sie nicht einhalten …«
    Zerwali lachte hämisch. »Ja, lass die Feiglinge ziehen. Wir sind bei dir, Vater der Flüche.«
    Masud schnellte wutschnaubend zu ihm herum und der Professor sagte: »Erstens gibt es hier keine Feiglinge und zweitens dulde ich keine Streitereien unter meinen Leuten. Geht jetzt. Wir beladen die Kamele morgen, wenn sie ausgeruht sind.«
    Man trennte sich einvernehmlich, doch sah ich die Probleme schon auf uns zukommen. Als ich Emerson darauf ansprach, ließ er eine abfällige Bemerkung über Vorahnungen fallen und fuhr dann fort: »Man darf das Unglück nicht zwanghaft herbeireden, wie du so gern betonst, Peabody. Wenn Probleme auftauchen, ist es immer noch früh genug, Abhilfe zu schaffen.«
    Als die Kamele gegen Mittag gebracht wurden und man mit dem Beladen beginnen wollte, meinte Daoud zu Emerson: »Wir müssen das Gepäck segnen, Emerson.«
    »Was? Ach zum Teufel«, fuhr Emerson ihn an. »Daoud, hier ist nirgends ein heiliger Mann …«
    »Ich hab ihn gleich mitgebracht«, grinste Daoud. Der verhutzelte Alte, der Ali beerdigt hatte, trat vor, eine Gebetskette aus Bernsteinperlen glitt durch seine Finger. Mit einem höflichen Nicken zu Emerson schlenderte der betagte Herr von einem Gepäckstück zum nächsten, wobei er kurze Gebete sprach. Dann drehte er sich zu den Männern, die sich um ihn geschart hatten, und hob die Arme, mit den Handflächen nach oben. »Gott behüte eure Schritte. Allah yesaddad khatak . Möge er euer Unternehmen mit Erfolg krönen.«
    »War ein guter Einfall von dir, Daoud«, sagte Ramses, der genau wie ich bemerkte, dass sich die Gesichter unserer Mannschaft aufhellten.
    »Hmpf, ja«, grummelte Emerson. »Danke, Daoud.« Er belohnte den Imam fürstlich und ließ dann aufladen. Er hatte auch zwei Reitkamele organisiert, die wir abwechselnd benutzen sollten. Unsere Männer würden die meiste Zeit zu Fuß unterwegs sein und sich nur zum Ausruhen auf eines der Wüstenschiffe schwingen. Ein solches Lastentier schafft ungefähr vier Kilometer pro Stunde, ein Tempo, bei dem man durchaus mithalten kann.
    Emerson kehrte gefolgt von Daoud zurück.
    »Bereit zum Aufbruch, mein Schatz?«, erkundigte sich mein Angetrauter.
    »Klar doch«, erwiderte ich. Ganz leicht veränderte ich meine

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