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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Ich hab noch etwas Zucker. Ich hol ihn und wecke Nefret und Daria.«
    »Die zwei müssen verdammt müde sein, wenn sie bei dem Krach weiterschlafen können«, bemerkte Emerson, der wie üblich am lautesten von allen war. Genüsslich nippte er weiter an seinem Kaffee. Ramses stellte seinen Becher ab.
    »Mutter, hast du heute Morgen schon nach den beiden gesehen?«
    »Wieso? Nein. Ich wollte sie nicht stören.«
    Er stürmte so unvermittelt los, dass ich ihn nicht mehr bremsen konnte. Mit einer schnellen Armbewegung riss er die Vorhänge auseinander.
    Nefret und Daria waren fort und mit ihnen ihr persönlicher Besitz. Die zerwühlten Laken auf den beiden Betten waren der einzige Hinweis, dass dort jemand geschlafen hatte.

    »Eine von beiden muss in der Nacht geschrien haben«, rief ich hektisch. »Ich habe es für den Schrei eines Vogels gehalten.«
    Wir durchsuchten sämtliche Räumlichkeiten, auch die dämmrigen, in die Felsen getriebenen Lagerräume im hinteren Teil, entdeckten aber keinerlei Anhaltspunkte für eine mögliche Flucht. Sie waren gewiss nicht aus freiem Willen verschwunden. Nefret würde uns niemals einen solchen Streich spielen und uns damit in Angst und Schrecken versetzen. Zweifellos war dem Wein irgendein Schlafmittel beigemischt gewesen.
    Falls es eine Hintertür gab, so fanden wir diese nicht. Die Bediensteten schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Emerson warf sich wutschäumend mit voller Wucht gegen die Holztür im Salon, mit dem Ergebnis, dass er sich eine Schulterzerrung holte. Selim tauchte schließlich mit zwei Dienern auf, die er versteckt unter seinem Bett aufgespürt hatte. Daoud griff sich einen und schüttelte ihn, während Emerson die beiden abwechselnd auf Englisch und Arabisch anbrüllte.
    »Das hat doch keinen Sinn, Vater«, sagte Ramses, der zwischendurch einige Fragen auf Meroitisch eingestreut hatte. »Die beiden sind ja völlig verstört. Selbst wenn sie etwas wüssten, würden sie es nicht preisgeben. Selim, steck das Messer weg. Daoud, hör auf, den armen Kerl so durchzuschütteln, du brichst ihm noch das Genick.«
    »Genau, wir müssen einen kühlen Kopf bewahren«, rief ich.
    »Richtig, Mutter.« Nach außen hin war er der Gefassteste von uns allen. Nur eine scharfe Beobachterin wie ich bemerkte die unnatürlich ruhige Stimme. »Stell besser den Krug weg, sonst lässt du ihn noch fallen. Ich glaube nicht, dass den Mädchen Gefahr droht. Um sie befreien zu können, müssen wir zunächst in Erfahrung bringen, wer und was hinter ihrer Entführung steckt. Und der Einzige, der uns da weiterhelfen kann, ist Tarek.«
    Zornbebend stürmte Emerson wieder zu besagter Tür und trommelte mit den Fäusten gegen das Holz. Das Ergebnis kam völlig überraschend für ihn: Prompt wurde das Portal sperrangelweit aufgerissen, mein Gemahl schoss durch die Öffnung und prallte mit jemandem zusammen, worauf beide zu Boden gingen. Hinter ihnen entdeckte ich drei weitere Männer, genau wie der erste in Militäruniform – braune Leinenröcke mit breiten Gürteln, in denen Langdolche und Kurzschwerter steckten. Sie trugen Speere und am linken Arm einen langen, ovalen Schild aus gegerbter Tierhaut.
    Ramses hechtete zu seinem Vater und riss ihn gewaltsam von seinem Opfer herunter, dessen Kehle er umklammert hielt. »Vater, hör auf«, japste er. »Mutter, sprich du ein Machtwort –«
    »Emerson, nun reiß dich doch zusammen. Ich glaube, das ist eine Empfangsdelegation. Zumindest war sie das, bis du einen von denen niedergeschlagen hast. Keine Ahnung, wie sie das aufnehmen werden …«
    »Er hat selbst Schuld«, maulte Emerson. »Was müssen die auch so plötzlich hier aufkreuzen!«
    »Vater, vergiss nicht, hochgestellte Persönlichkeiten wurden hier schon immer von einer bewaffneten Eskorte begleitet. Man sagte uns, dass der König uns heute Morgen sehen möchte; schätze, dieser Gentleman wollte uns abholen.«
    Er glitt an seinem Vater vorbei und richtete ein paar Worte an die weißgekleidete Person, die sich im Schutz der Wächter aufhielt. Nach seiner kostbaren Robe und dem perlenbestickten Kragen zu urteilen, war der Mann ein hoher Beamter oder Priester. Er antwortete mit schriller Stimme, hielt aber Distanz.
    »Gentleman, dass ich nicht lache«, raunzte Emerson. »Ich will endlich wissen, was die mit Nefret gemacht haben.«
    »Dann, Sir, schlage ich vor, dass wir diese Herren begleiten. Umso eher kannst du diese Frage stellen.«
    »Sollen wir Waffen mitnehmen?«, erkundigte ich

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