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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Jahrtausende von Menschenhand erschaffen. Unmöglich zu beurteilen, ob wir dieses Terrain schon einmal durchquert hatten; die Wände sahen alle gleich aus.
    Ich dachte, wir würden ans Tageslicht gelangen, die Stadt vor uns ausgebreitet, umrahmt und geschützt vor der Außenwelt von den Bergen. Stattdessen mündete der Felsstollen in einen breiteren Gang, der durch eine Reihe von kleineren Kammern schließlich in eine ausgedehnte Säulenhalle führte. Dort hielten die Träger an und stellten die Sänften zu Boden.
    Ein kurzer Blick bestätigte mir, dass es sich nicht um die Räumlichkeiten handelte, in denen wir bei unserem ersten Besuch logiert hatten. Selbst nach zehn Jahren vermochte ich mich noch an jedes Detail zu erinnern, zumal ich dort viele schicksalsschwere Stunden zugebracht hatte. Diese Zimmerflucht hier war luftig kühl und hübsch möbliert mit Truhen und Tischen und Liegen mit bestickten Kissen. Geschnitzte Pfeiler stützten die Decke, in den Wänden befanden sich mehrere Vorhangtüren. Die Träger nahmen ihre Sänften und verschwanden durch den Eingang, durch den wir gekommen waren. Der Beamte schickte sich an, ihnen zu folgen, doch Emerson stellte sich ihm in den Weg.
    »Bringt uns zu Tarek«, verlangte er in gebrochenem Meroitisch.
    Sichtlich eingeschüchtert von Emersons beeindruckender Statur rang der Beamte die Hände und redete sehr schnell. »Der König möchte uns morgen sehen.« Ramses übersetzte. »Wir sollen nach den Strapazen der langen Reise erst einmal ausruhen.«
    »Das erscheint mir plausibel, Emerson«, gab ich zu bedenken. »Wir sind müde und erschöpft von den Strapazen der Reise und Tarek billigt uns höflicherweise eine Erholungspause zu.«
    Emerson gab seine aggressive Haltung auf und kam zu mir gelaufen. »Du bist müde, Peabody?«
    »Müde, hungrig, durstig und schmutzig, Emerson.«
    »Oh«, entfuhr es ihm verdutzt. Er rieb sich über die wild wuchernden Bartstoppeln. Aber dem wollte ich mich später widmen, im Moment dachte ich nur an eines – an kühles, klares Wasser, das meinen Körper komplett einhüllte. Ich sehnte mich nach einem Bad in der Heiligen Stadt – im Übrigen eine der wenigen schönen Erinnerungen an unsere frühere Expedition.
    »Komm, wir richten uns hier häuslich ein«, schlug ich vor. »Wo steckt eigentlich das Personal?«
    »Vielleicht wartet man nur auf ein Zeichen von uns«, meinte Nefret und klatschte in die Hände.
    »Mit den vermummten Mägden und Dienerinnen der Göttin will ich nichts zu tun haben«, brummelte Emerson. »Wenn eine von denen hier auftaucht, schick ich sie wieder weg.«
    Die Frauen, die schließlich in den Raum glitten, waren weder verschleiert noch Angehörige der kleinen, dunkelhäutigen Rekkit. Sie entstammten eher dem Mittelstand, waren Ehefrauen und Töchter kleinerer Beamter. Ihr Schmuck war aus Kupfer und nicht aus Gold, ihre Kleidung aus gröberem Leinen als die der Oberschicht. Eine identische Anzahl männlicher Diener folgte ihnen und beäugte uns verstohlen. Nefret gab Anweisungen in meroitischer Sprache, unterdessen beobachtete Ramses sie mit seltsam entrücktem Blick. Sie verströmte eine natürliche Autorität; ihr Ton und ihr Verhalten hatten sich in einer Weise geändert, die ich nicht recht zu definieren wusste.
    Sobald die Diener weghuschten, sagte Nefret zu uns: »Ich habe sie angewiesen, unser Gepäck herzubringen und das Essen vorzubereiten. Möchtest du vorher noch baden, Tante Amelia?«
    »Ich finde, das sollten wir alle tun«, erwiderte ich.
    »Du zuerst, Vater«, meinte Ramses. »Ich glaube, die Räumlichkeiten für die Herren befinden sich hinter dieser Tür. Ich komme gleich nach.«
    »Willst dich wohl kurz umschauen, was?«, erkundigte sich Emerson. »Hmmm. Tu nichts, was ich nicht auch tun würde, mein Junge.«
    »Soll heißen, was er gern selbst tun möchte«, korrigierte ich. »Müssen wir in diese Richtung, Nefret?«
    »Hier gibt es mehrere Suiten«, erwiderte Nefret mit stoischer Gelassenheit. »Daria, komm mit.«
    Unsere Suite bestand aus diversen kleinen Schlaf- und einem Badezimmer. Daria wollte unbedingt gemeinsam mit Nefret ins Bad; seit unserer Ankunft war sie sehr einsilbig und schrak zusammen, sobald ein Diener in ihre Nähe kam. Nefret war einverstanden, ich hielt mich jedoch sittsam zurück und badete nach ihnen. Die physische Entspannung löschte sämtliche Gedanken aus, unterdessen kümmerten sich die Dienerinnen mit einer Geschicklichkeit um mich, die mir noch gut in Erinnerung war.

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