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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und das farbenfroh bemalte Kunsthandwerk hatten keinen Anklang gefunden. Die Reisenden waren schnurstracks weiter in die Wüste geritten.
    Vor ihnen zeichneten sich die felsigen Erhebungen gegen den Himmel ab. Die Sonne wanderte bereits nach Westen. Das gleißende Licht blendete sie, und Ramses legte schützend eine Hand über die Augen.
    »Da sind sie«, sagte er. »Am Fuß der Anhöhe. Sie haben angehalten. Vermutlich haben sie uns gesehen.«
    »Ibrahim Mohammed sträubt sich mit Sicherheit dagegen, daß sie mit den kostbaren Pferden über den steilen Felspfad reiten«, mutmaßte David.
    So einfach war das, überlegte Ramses. Die bewegungsfaulen Touristen konnten den Aufstieg verdammt gut zu Fuß bewältigen und der Dragomane währenddessen bei den Tieren ausruhen. Er trieb sein Pferd zum Galopp.
    Die Pethericks waren nicht mehr da, als sie zu Ibrahim Mohammed stießen, der rauchend auf dem Boden hockte. »Sie sind zu Fuß weitergegangen«, antwortete er auf Ramses’ Frage. »Über den Pfad zum Gipfel. Ich hab euch kommen sehen und sie gebeten, auf euch zu warten, aber das wollten sie nicht. Sind das Freunde von euch?«
    »Ja«, sagte Ramses. Sein Herz hämmerte.
    Es war ein steiler Aufstieg bis zur Hügelspitze, wo einst die Königspyramide gethront und das fruchtbare Tal überblickt hatte. Lediglich ein Haufen Steine und ein paar aufragende Ruinen erinnerten noch daran.
    »Mach langsam«, keuchte David auf halber Höhe. Er packte Ramses am Arm. »Der Bursche ist bewaffnet. Warte doch, verflucht noch mal. Nefret hat ausdrücklich davor gewarnt, sich mit ihm anzulegen.«
    »Korrekt.« Ramses blieb stehen und schnappte nach Luft. Durch die Stille drangen Satzfetzen. Sie kamen von der Nordseite der Pyramidenanlage, wo sich der Eingang befand. Harriets dunkle Altstimme erhob sich zu einem flehenden Falsett.
    »Gib sie mir, Adrian. Bitte.«
    Schlurfende Schritte und ein schriller Schrei von Harriet trieben Ramses weiter. Er wagte sich behutsam vor, denn eine falsche Bewegung konnte verheerende Konsequenzen haben. Bruder und Schwester standen vor der ausgewaschenen Senke, die in einem steil abknickenden Korridor in die Grabkammer mündete. Hinter ihnen ging es etwa zwanzig Meter nahezu senkrecht in die Tiefe. Harriet lehnte vor einem gestürzten Steinquader und betastete ihre Wange. Ihre wunderschönen Haare waren inzwischen kurzgeschnitten und scheckig kupferrot gefärbt – vermutlich hastig und dilettantisch mit Henna. Sie sah völlig verändert aus. Adrian stand ein paar Meter von ihr entfernt. Er hatte sich breitbeinig vor dem Grabstollen aufgebaut und schwenkte sein Gewehr eben in Ramses’ Richtung.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte er kalt.
    »Meinetwegen.« Ramses blieb stehen. »Nehmen Sie doch die Waffe runter, und wir reden vernünftig miteinander.«
    »Da gibt es nichts mehr zu reden. Ende.«
    »Wir wollen Ihnen doch nur helfen, Adrian«, sagte Ramses ruhig. Er spürte, wie David hinter ihn trat, sämtliche Muskelfasern gespannt, bereit zum Angriff. »Deshalb sind wir hier. Kommen Sie mit uns.«
    »Und wohin, in die Irrenanstalt? Oder an den Galgen? Also gut, ich hab sie umgebracht. Ich verdiene die Todesstrafe, aber wie, das such ich mir selbst aus, vielen Dank. Harriet sollte mich auf diesem letzten Weg begleiten, aber sie will nicht. Da kam mir plötzlich der Gedanke … Ist sie etwa in Sie verliebt?«
    Sein kindlich naiver Ton jagte Ramses einen eisigen Schauer über den Rücken. Harriet weinte. Die Tränen rollten über die roten Fingermale, die Adrians Hand auf ihrer Wange hinterlassen hatte.
    »Sie liebt Sie«, sagte Ramses, inständig hoffend, daß er die richtigen Worte fand. »Das dürfen Sie ihr nicht antun, Adrian. Nicht nach allem, was sie für Sie getan hat.«
    »Sie meint es sicher gut«, räumte Adrian ein. »Aber sie läßt mich nie in Frieden. Das geht einem irgendwann auf die Nerven, verstehen Sie?«
    Adrian schnellte zu Harriet herum und mit ihm der Gewehrlauf. Seine Schwester rang die Hände. »Verzeih mir, Adrian. Von jetzt an machen wir alles so, wie du es möchtest. Versprochen.«
    »Wieso weinst du eigentlich?« erkundigte sich Adrian verstört. »Ich würde dir nie etwas tun, Harriet, das weißt du doch.«
    Unvermittelt löste sich ein Schuß aus der Waffe. Harriet sank zu Boden, die Hände schützend über dem Kopf verschränkt. Er hatte sie nicht getroffen, die Kugel ging ins Leere. Darauf ließ Adrian die Waffe sinken, blickte verwirrt, und Ramses erkannte seine Chance. Er

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