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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unbekannte, intakte Pharaonengruft zu stoßen, war demnach mehr als gering. Alle königlichen Begräbnisstätten waren bereits in der Frühzeit geplündert worden. Und wie schon erwähnt, hätten Grabräuber ein solches Kleinod nie und nimmer verschmäht.
    4. Grab 55, das geheimnisvolle Grabmal, das die Arbeiter von Mr. Theodore Davis im Jahre 1907 lokalisiert hatten. Meiner Meinung nach kam diese Theorie noch am ehesten in Frage. Die Exkavation war extrem lax überwacht worden. Und laut Emersons Schilderung stellten die Objekte in dem fraglichen Grab, die den diversen Angehörigen der königlichen Familie von Amarna mitgegeben worden waren, letztlich ein chaotisches, nicht exakt katalogisierbares Sammelsurium dar. Seit der Entdeckung von KV 55 waren inzwischen fünfzehn Jahre vergangen. Es braucht seine Zeit, um derart seltene Objekte an den Mann zu bringen, und die Verhandlungen sind verständlicherweise geheim. Hätte Mr. Petherick nicht den Tod gefunden, wäre die Statuette vielleicht erst fünfzehn oder zwanzig Jahre später aufgetaucht – nachdem »die Luft rein war«, wie es so schön heißt.
    Nach diesem deprimierenden Resultat schob ich die Liste beiseite und konzentrierte mich erneut auf die Aktivitäten vor meinem Fenster. Nicht lange, und Ramses bestimmte die Szenerie: Er steuerte um die Ecke und schob ein wild mit den Armen ruderndes Individuum mit Reitkleidung und riesenhaftem Tropenhelm vor sich her. Es war derselbe Journalist, der Hassan zu bestechen versucht hatte. Ramses hielt ihn am Kragen gepackt. An der Straße gab er ihm einen Stoß, worauf der Bursche taumelnd nach vorn stolperte.
    »Ich hab ihn dabei erwischt, wie er hinter dem Haus herumspionierte«, erklärte mein Sohn, als er ins Haus zurückkam. »Er hat in die Fenster hereingespäht.«
    »Was für eine Unverfrorenheit«, erregte ich mich. »Hoffentlich hat er die Kinder nicht erschreckt.«
    »Im Gegenteil. Carla hat angeregt mit ihm geplaudert«, erwiderte er grimmig.
    »Zum Glück sind alle Fenster mit Riegeln versehen.«
    »Fürchte, das reicht nicht. Ich habe mir überlegt, den Hund frei herumlaufen zu lassen.«
    »Läuft er denn dann nicht weg?«
    »Bestimmt nicht. Amiras ganzer Ehrgeiz besteht darin, ins Haus zu gelangen, aber das hat die Große Katze des Re bereits zu ihrem Revier erklärt. Folglich steht der Hund an der Tür Wache und wartet auf seine große Chance.«
    »Und was machen wir mit denen da?« Ich deutete eine ausladende Geste in Richtung Wächterhaus an. Die meisten Touristen verschwanden um die Mittagszeit, es lungerten aber noch genug Leute draußen herum. »Ich laß mich doch nicht in meinem eigenen Haus einsperren!«
    »Hab noch einen Tag Geduld«, drängte Ramses. »Morgen früh ist Vater wieder hier, gut möglich, daß er weitere Neuigkeiten mitbringt.«
    Zähneknirschend gab ich nach, froh und erleichtert, als ich endlich ein bekanntes Gesicht registrierte. Besser gesagt zwei – Cyrus Vandergelt auf seiner braven Stute Queenie. »Schön, Sie zu sehen«, begrüßte ich ihn an der Tür. »Wir werden belagert«, erklärte Cyrus, als Jamad das Pferd in den Stall brachte. »In der Stadt tummeln sich die Journalisten. Anscheinend hat diese unmögliche Person die Geschichte mit der verhexten Statue schon in England verbreitet, und mehrere Zeitungen haben hier in Ägypten Reporter auf sie angesetzt.«
    »Sie bleiben doch zum Mittagessen, oder?« fragte ich. »Danke, gern. Katherine hält die Stellung und läßt Sie herzlich grüßen. Und Bertie bewacht die Eingangstore, nachdem einige von diesen Banditen versucht haben, darü ber zu klettern.«
    Während des Essens – kalte Platten und Salate – unterrichtete Cyrus uns über den neuesten Stand der Dinge. Inspektor Ayyid war auch bei ihm gewesen.
    »Hat eine Menge Fragen gestellt«, meinte Cyrus. »Kam mir fast selbst vor wie ein Verdächtiger.«
    »Nein, nein«, überlegte Ramses laut. »Er ist auf Adrian Petherick fixiert. Das ließen seine Fragen an uns erkennen.«
    »Gute Güte«, entfuhr es mir. »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber du hast vermutlich recht. Der Mann, der in unser Haus eindringen wollte, trug europäische Kleidung. Und der junge Mr. Petherick ist mental ein wenig instabil.«
    »Er ist nicht zurechnungsfähig«, korrigierte Ramses mich scharf. Als er meinen tadelnden Blick bemerkte, setzte er weniger heftig hinzu: »Er hatte ein gräßliches Erlebnis im Krieg, wovon er sich nie mehr ganz erholen wird.«
    »Eine schlimme Geschichte.«

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