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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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in Gefahr, Sitt? Galt die Bombe ihm?«
    »Wir wissen es nicht, Fatima. Hab Vertrauen zu Gott.«
    Ihre angespannte Miene hellte sich auf. »Ja Sitt, du hast Recht. Allah würde so einen guten Menschen nicht zu Schaden kommen lassen. Ich habe Amulette in seinem Zimmer verteilt.«
    Schwer zu sagen, ob Sethos unseren kurzen Austausch belauscht hatte. Als Fatima die Suppe auftrug, meinte er jedenfalls betont beiläufig: »Irgendwie lässt mich diese Geschichte nicht los. Ist euch eigentlich auch schon aufgefallen, dass die Bespitzelungen und Anschläge nicht wirklich viel bewirken? Bislang wurde niemand ernsthaft verletzt oder getötet, bis auf den alten heiligen Mann, dessen Tod aber Zufall gewesen sein kann. Wir sind uns doch einig, dass Farhats – ähem – Unfall nichts mit uns zu tun hat, oder?«
    Er bediente sich einer vergleichbaren Argumentation, wie ich sie seinerzeit gegenüber Ramses vorgebracht hatte – mit Sethos als Verdächtigem. »Und was soll das Ganze dann bezwecken?«, gab ich zurück.
    Mein Schwager nahm einen letzten Löffel Suppe, bevor er antwortete: »Keine Ahnung. Aber vielleicht waren unsere Bedenken völlig grundlos. Nehmen wir mal die einzelnen Vorkommnisse: Ramses und Emerson schwebten nie ernsthaft in Gefahr, zumal sich das Feuer problemlos löschen ließ und dergleichen. Der alte Mann ist womöglich aus lauter Angst gestorben, weil man ihn gefilzt hatte. Nadji ließen sie laufen, nachdem sie ihn irrtümlich für mich gehalten hatten, und Gargery traf wohlbehalten und gerade noch rechtzeitig am Bahnhof ein.«
    Ich mochte Fatima wirklich nicht beunruhigen (offen gestanden schien sie besorgter um ihn als um uns andere!), gleichwohl war ich neugierig auf seine weiteren Ausführungen. »Du wurdest angeschossen und verwundet«, betonte ich. »Zudem hat man versucht, dich vor einen fahrenden Zug zu stoßen.«
    »Ach, das ist Schnee von gestern. Der Punkt ist doch der, dass sonst niemand bedroht wurde, und ich rechne auch nicht damit. Schon gar nicht die Kinder. Wer die Familie kennt, weiß, dass der gesamte östliche Mittelmeerraum Rache nähme, würde den Zwillingen auch nur ein Haar gekrümmt.«
    Abwartend blickte er in die Runde. Aber niemand widersprach ihm. Gut gebrüllt, Löwe, dachte ich bei mir. Er ist einfach blendend in seiner Argumentation. Selbst Ramses schien beeindruckt. Nefrets blaue Augen strahlten, und David nickte unwillkürlich.
    »Demnach«, sagte Sethos mit einem Hauch von Arroganz, »ist die logische Folgerung, dass unsere ›Freunde‹ wissen, dass wir das Dokument noch nicht dechiffriert haben, da wir sonst entsprechend reagiert hätten. Sie haben – korrekterweise – geschlossen, dass wir dazu nicht in der Lage sind, anderenfalls wäre es längst geschehen.«
    »Du willst doch nicht etwa anregen, dass wir unsere Vorsichtsmaßnahmen lockern, was?«, polterte Emerson los.
    »Aber überhaupt nicht. Ich deute damit nur an, dass wir Ruhe bewahren sollen, dann tut die andere Seite das hoffentlich auch. Hmmm, was ist das denn Leckeres? Ah, Maamans berühmter Lammeintopf. Danke Fatima. Und, bist du jetzt beruhigter?«
    »Oh ja. Solange du das Amulett trägst.«
    »Was? Was für ein Amulett?«, erkundigte sich Ramses verdutzt.
    Das dünne seidene Band um Sethos’ Hals war selbst mir noch nicht aufgefallen. Als ihn alle anstarrten, fischte er den kleinen Anhänger unter seinem Hemd hervor. Es war ein silberner Köcher, wie ihn für gewöhnlich Frauen trugen, zylindrisch geformt mit einer winzigen Schriftrolle im Innern, auf der religiöse Verse oder eine Fürbitte geschrieben standen.
    »Sehr hübsch«, merkte ich an. Emerson kaute hektisch auf seiner Unterlippe herum und versagte sich einen spitzen Kommentar, der Fatima bestimmt gekränkt hätte. David meinte sanft: »Tja Fatima. Und was ist mit uns?«
    »Ihr seid nicht in Gefahr«, erwiderte Fatima mit Nachdruck, während sie seelenruhig Lammeintopf verteilte.
    Das Essen war köstlich, aber ich hatte keinen Hunger. War Sethos sich so sicher, dass er gar nicht mehr merkte, wie stark er den Verdacht mit seiner Argumentation auf sich selbst lenkte? Seine Äußerungen ließen sich spielend leicht auf ihn projizieren, womöglich hatte er sich sogar selbst angeschossen. Zwar hatte er mir einmal in einer schwachen Stunde gestanden, dass er einen Mordshorror vor körperlichen Schmerzen habe, aber die Verletzung war ja auch nicht weiter tragisch. Ich konnte ihn mir lebhaft vorstellen, wie er mit zusammengekniffenen Augen und zitternder

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