Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
auf sich.«
Sethos’ Auftauchen nahm Sir Malcolm den letzten Funken Hoffnung auf eine etwaige Flucht. Wir geleiteten ihn zu dem Schauplatz der Kampfhandlungen. Die Möchtegernräuber kauerten am Boden, bewacht von Ramses.
Unter ihnen auch die beiden Ibn Simsah-Brüder. »Irgendwelche Katastrophenmeldungen?«, rief ich Emerson zu. Er war den Felsen hinuntergeklettert und inspizierte das Grab.
»Ein Riesenloch, ein paar Meter von dem Wadi entfernt. Fein gemacht, Bürschchen«, setzte der Professor in Arabisch hinzu.
Flink wie ein Gebirgssteinbock kletterte er wieder herauf. Die Diebe waren exakt nach dem Muster vorgegangen, das Sethos uns in groben Zügen skizziert hatte. Eine Gruppe hatte die Wachen vor dem Grab von Sethos II. mit einer fingierten Explosion abgelenkt und dann überwältigt. Der andere Teil der Bande war mit Seilen und Kamelen ausgerüstet auf Beutezug gegangen.
Sir Malcolm ließ sich auf den harten Felsboden sinken. Nachdem er im Eifer des Gefechts seine Perücke eingebüßt hatte, schimmerte sein Glatzkopf im Sternenschein wie ein bleiches Riesenei. Ich stand mit wehrhaft erhobenem Schirm über ihm, derweil scharwenzelte sein Diener völlig aufgelöst um ihn herum.
»Auf frischer Tat ertappt«, entfuhr es Emerson mit erkennbarer Genugtuung.
»Na und? Was wollen Sie mir denn schon groß vorwerfen?« So leicht war Sir Malcolm nicht zu erschüttern.
Inzwischen wieder zu Atem gekommen, hatte er sich einen Vorwand zurechtgelegt. »Ich bin aus dem gleichen Grunde hergekommen wie Sie, Professor. Ich hatte nämlich den schweren Verdacht, dass hier ein Grabraub stattfinden würde.«
»Das ist eine glatte Lüge!«, tobte Emerson.
»Das müssen Sie erst mal beweisen.«
»Kein Problem«, versetzte ich, während ich meinen blindwütigen Gemahl in Schach hielt. »Mr Gabra?« Sir Malcolms Lakai erhob sich geschmeidig. »Ich darf Sie mit Polizeihauptwachtmeister Gabra von der Luxorer Polizei bekannt machen«, sagte ich. »Er ist mit Billigung seines Chefs, Inspektor Aziz, hier, zudem weiß er um sämtliche Kontakte, die Sie mit Aguil und Deib pflegten.
Unvorstellbar, aber diese skrupellosen Schwachköpfe erklärten sich bereit, für Sie zu arbeiten, obwohl Sie ihren Bruder auf dem Gewissen haben.«
Sir Malcolms Gesicht war so weiß wie seine Glatze.
»Sein Tod war ein Unfall«, keifte er. »Der Idiot hatte meine Anweisungen missachtet.«
»Ah«, sagte ich höchst zufrieden. »Das war doch schon ein kleines Eingeständnis.«
Gabra sprach zum ersten Mal. Trotz der geflickten Galabija hatte er jetzt das Auftreten eines selbstbewussten, kompetenten Polizeibeamten.
»Das hat er Deib und Aguil erzählt«, erklärte er. »Die Sprengladung war ein Versuchsballon – so würden Sie das wohl bezeichnen; Farhat sollte sie in sicherer Entfernung zünden, hatte aber keine Ahnung, wie gefährlich das Gemisch war.«
»Sinnloses Blutvergießen«, sinnierte ich laut. »Das können Sie mir nicht anhängen«, giftete Sir Malcolm. Trotz der kühlen Nachtluft perlte ihm der Schweiß von der Stirn. »Farhat war ein arroganter Narr.«
»Das vielleicht nicht«, räumte ich mit Bedauern ein.
»Aber es gibt genügend Beweise, die Sie des versuchten Raubes an den Schätzen Tutanchamons überführen.
Nehmen Sie ihn mit, Herr Wachtmeister, und meinen Glückwunsch für Ihre effiziente Lösung des Falles.«
»Er wird sich den besten Anwalt nehmen oder versuchen, auf Kaution herauszukommen«, meinte Sethos. In einen Sessel gefläzt, die Beine lang ausgestreckt, prostete er uns zu.
»Das fürchte ich auch«, seufzte sein Bruder. »Er hat Geld und Titel, Gabra ist für diese hirnrissige Verwaltungsbürokratie hingegen ›nur‹ ein Einheimischer.«
»Das heißt, ich darf das gar nicht drucken lassen?«, erkundigte sich Margaret.
»Er würde dich eiskalt verklagen und Schmerzensgeld verlangen«, sagte ihr Gatte lapidar. »Das kann ich mir nicht leisten.«
»Immerhin haben wir die schöne Genugtuung, dass der ehrenwerte Sir Malcolm sich durch und durch blamiert hat. Das spricht sich rum«, meinte ich. »Der kommt so schnell nicht wieder nach Ägypten.«
»Und wenn, dann bekommt er von mir eine Abreibung, die sich gewaschen hat«, knurrte Emerson. Er drehte sich stirnrunzelnd zu seinem Bruder. »Apropos, wo wir gerade davon sprechen, du könntest auch eine vertragen.
Wieso hast du uns diesen hirnverbrannten Bockmist untergejubelt?«
»Ich musste euch schließlich irgendwas erzählen«, gab Sethos zurück. Wie ein
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