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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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katzengrünen Augen müde. Ihr Sohn Bertie folgte als Nächstes, sein großflächiges Gesicht von einem Lächeln erhellt. Er bot Jumana, einem weiteren Mitglied in Cyrus’ Mannschaft, seinen Arm, doch das Mädchen glitt geschmeidig auf den Bahnsteig, ohne ihn eines Blickes oder des Danks zu würdigen. Eine klassisch ägyptische Schönheit mit glutvollen dunklen Augen und feinen Zügen, war sie ebenso ehrgeizig wie attraktiv. Der junge Mann war seit Jahren in sie verliebt, hatte ihr Herz aber bislang nicht erobern können.
    »Schön, dass ihr wieder da seid«, erklärte Emerson. In seinem Überschwang zerquetschte er Cyrus fast die Hand. »Schön wieder hier zu sein.« Der Amerikaner ächzte nach Luft. »Was haben Sie bislang gefunden? Irgendwelche neuen Leichen, Amelia?«
    »Sie und Ihre makabren kleinen Scherze, Cyrus. Wir haben doch nicht jede Saison einen Mord zu beklagen.«
    »Nennen Sie mir eine, wo es nicht so war«, gab er grinsend zurück.
    »Na ja, es gab da ein paar kleine Ungereimtheiten –«
    »Nicht der Rede wert«, sagte Emerson scharf. Ich lehnte Katherines Einladung zu einem verspäteten Mittagessen ab, weil ich unseren Freunden nach der langen, unbequemen Zugfahrt etwas Ruhe gönnen wollte. »Wie wär’s, wenn wir uns heute Abend treffen?«, schlug ich stattdessen vor.
    Emerson räusperte sich. »Geht leider nicht, wir dinieren mit Carter, Peabody.«
    »Howard?« Ich starrte ihn entgeistert an. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass er in Luxor ist.«
    »Gestern angekommen«, lautete Emersons knapper Kommentar. Er blickte in eine ungewisse Ferne und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    »Das ist mir neu. Und er hat uns heute Abend zum Essen eingeladen?«
    »Ja. Sehr freundlich von ihm, nicht? Ich hab selbstverständlich zugesagt«, setzte der Professor eilig hinzu. »Dein Einverständnis immer vorausgesetzt, meine Liebe.«
    »Kein Problem«, sagte Cyrus nach einem besorgten Blick zu seiner Frau, die sich schwer auf seinen Arm stützte. »Katherine kann einen Tag Ruhe vertragen. Dann sehen wir uns eben morgen.«
    Wir begleiteten die Vandergelts zu ihrer Kutsche und winkten ihnen zum Abschied. Emerson lehnt sämtliche Transportmittel (mit Ausnahme des Automobils) vehement ab, deshalb marschierten wir zum Dock. Es war kühler geworden, der Himmel leicht verhangen. Ich ärgerte mich bereits, dass ich ein dem Anlass entsprechendes Tageskleid angezogen hatte statt bequemer Hose und Jakke. Die aktuelle Mode war zwar legerer und weniger einengend als die langen weiten Röcke und die geschnürten Mieder aus meiner Jugend, aber mich drückten die spitzen Pumps, deren Absätze viel zu hoch waren für einen Fußmarsch. Persönliches Pech, dachte ich im Stillen. Um mich abzulenken, fühlte ich stattdessen Emerson auf den Zahn.
    »Wie kommt es, dass du eher von Howards Ankunft erfahren hast als ich? Und warum hast du mir nicht erzählt, dass er uns zum Abendessen einlädt?«
    »Hab ich doch«, erwiderte Emerson seelenruhig. »Nimm meinen Arm, liebste Peabody, die Schuhe da sind für dieses Pflaster völlig ungeeignet. Aber dein Kleid gefällt mir. Neu, was?«
    Es war zufällig neu, aber mein Mann hätte das bei jedem Kleid gesagt, da es ihm herzlich egal ist, was ich anziehe. Bevor ich meine Befragung fortsetzen konnte, drehte er den Kopf und wandte sich an Nefret, die hinter uns ging, Arm in Arm mit Ramses.
    »Ihr zwei seid ebenfalls eingeladen. Carter war ganz versessen darauf, dass du mitkommst, Nefret. Ich glaube, er schwärmt noch immer für dich. Natürlich rein platonisch.«
    Nefret lachte. »Howard ist ein vollendeter Gentleman, auch wenn gewisse englische Snobs etwas anderes behaupten. Ich habe gehört, dass er sich zu einer der jungen Damen hier hingezogen fühlt.«
    »Du meinst sicher Lord Carnarvons Tochter, Lady Evelyn Herbert«, sagte ich. »Wie mir zu Ohren gekommen ist, geht die Initiative mehr von ihr aus. Allerdings gebe ich auf solch infames Geschwätz nichts.«

    Howards Haus, das er gern als Castle Carter bezeichnete, stand am nördlichen Ende von Dra Abu’l Naga, unweit der Straße, die ins Tal der Könige führte. Bisweilen drängte sich mir der Verdacht auf, ob der Name nicht der Versuch war, Cyrus Vandergelt zu imitieren. Dessen elegantes, weitläufiges Anwesen war in Luxor gemeinhin als »das Schloss« bekannt. Howard verstand sich nicht besonders mit Cyrus, zumal der ihm häufiger reizvolle Artefakte vor der Nase wegschnappte, die er für seinen Mäzen Lord Carnarvon zu

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