Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
meinst du. Ja wahrhaftig, wir scheinen skrupellose Individuen anzuziehen wie der Honig die Fliegen.« Ich nippte an meinem Whisky. Warme Milch mag ein ausgezeichnetes Beruhigungsmittel sein, ich für meinen Teil plädiere jedoch mehr für Whisky-Soda.
    Die Minuten ziehen sich scheinbar endlos hin, wenn man sich um seine Lieben Sorgen macht. Ich nahm einen weiteren Gesprächsanlauf. Wir diskutierten die potenziellen Kandidaten für unsere Exkavationsmannschaft und einigten uns auf zwei – auf Mademoiselle Malraux und einen jungen Ägypter, Nadji Farid. Den goldblonden Schopf an die Sofalehne gekuschelt, wurde Nefret zunehmend einsilbiger. Sie senkte die Lider. Fatima döste in ihrem Sessel. Ich war kein bisschen müde. Als ich meinen Whisky geleert hatte, stand ich auf und schlich mich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Die Veranda war dunkel, der Zugang von innen verriegelt. Ich stand eine Zeitlang dort, versunken in den Anblick der im Mondlicht silbrig schimmernden Sandfläche. Auf der Straße zum Fluss regte sich nichts. Unvermittelt nahm ich aus dem Augenwinkel eine Silhouette im Hof wahr, halb verborgen von den üppig wuchernden Kletterrosen. Abrupt drehte ich den Kopf.
    »Ich bin es, Sitt Hakim«, lautete die prompte Reaktion.
    »Selim?«, wisperte ich. »Was machst du denn hier?«
    »Ich halte Wache, Sitt. Warum fragst du? Hattest du nicht nach mir geschickt?«
    »Das war vermutlich Fatima. Tja. Bedauerlich, dass man dich gestört hat, aber du siehst ja, es war überflüssig.«
    Er antwortete mit einer der Lieblingsweisheiten seines verstorbenen Vaters. »Es kann nie schaden, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, Sitt. Es würde Schande über uns bringen, wenn wir euch nicht mit Leib und Leben beschützten.«
    »Und ihr habt uns noch nie enttäuscht. Mach’s dir bequem, Selim. Komm rein und leiste mir Gesellschaft.« Ich schob den Riegel zurück. Er glitt geräuschlos auf die Veranda. Im schwachen Sternenschein blitzte das Messer an seinem Gürtel auf.
    Wir saßen einvernehmlich schweigend und lauschten, bis ein leises Geräusch unser Augenmerk auf die Eingangstür zog. Beim Anblick der weißen Gestalt im Türrahmen entwich Selim ein gedämpfter Aufschrei.
    »Es ist nur Nefret«, sagte ich. »Mein liebes Mädchen, ich hatte gehofft, du wärest eingeschlafen.«
    »Selim?« Sie spähte durch die Dunkelheit zu ihm. »Ich habe mir schon gedacht, dass du kommen würdest. Es ist alles in Ordnung, sie kehren bald zurück.«
    Ich fragte nicht weiter nach, woher sie das wusste. Wenngleich ich sie von ganzem Herzen liebte, war mir Nefret gelegentlich ein bisschen unheimlich. Schon in ihrer Kindheit hatte sie stets geahnt, wann Ramses in Gefahr schwebte. »Eine Gefahr, ein Gefühl, ein grässlicher Alptraum«, hatte sie das einmal umschrieben. Die mentale Affinität zwischen ihnen war so stark, dass sie sich noch nie geirrt hatte. Und ich hatte Beweise genug, dass ich daran glaubte, genau wie an meine Träume von Abdullah.
    Die Hände im Schoß gefaltet, den Blick auf die Fensterläden geheftet, saß sie ganz ruhig da. Meine Augen waren nicht mehr ganz so gut wie früher; folglich sah ich die beiden hochgewachsenen Gestalten, die mit langen Schritten über die Straße setzten, als Letzte.
    »Sie sind unverletzt.« Selim seufzte erleichtert auf. »Ah, da seid ihr ja«, tönte Emerson, der geschmeidig auf die Veranda glitt. »Selim auch? Ausgezeichnet. Kann jemand ein Licht anmachen? Und wie wär’s mit einem entspannenden Schluck Whisky? Den können wir wirklich gebrauchen.«
    »Ihr habt euch doch nicht etwa Sorgen gemacht, oder?« Ramses legte einen Arm um seine Frau.
    »Aber keineswegs«, erwiderte sie. Sie löste sich von ihm und half Fatima, die Öllampen anzuzünden. Nach einem unschlüssigen Blick zu seiner Frau verschwand Ramses im Haus und kehrte mit dem Getränketablett zurück.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Emerson. Er ließ sich in einen bequemen Sessel fallen und streckte die Beine aus.
    »Keine Menschenseele weit und breit.« Gedankenvoll strich Selim sich über den Bart. »Und ihr? Irgendwelche Probleme gehabt?«
    »Aber keineswegs«, wiederholte ich Nefrets Worte.
    »Emerson, was hast du denn mit deinen neuen Stiefeln angestellt? Außerdem ist der Saum deiner Hose angekokelt.«
    »Ich erzähl euch ja alles, wenn du aufhörst, mich zu drangsalieren, Peabody.« Er nahm von Ramses ein Glas Whisky in Empfang, nickte dankbar und holte zu einer langatmigen Schilderung aus. »Niemand wurde

Weitere Kostenlose Bücher